Lügen haben rote Haare
hinzu. »Aber erst einmal müssen wir deine bösen Hormone in den Griff kriegen! Wissen Kätzchen und Mäuschen schon davon?«
Conny schüttelt stumm den Kopf.
»Darf ich es ihnen sagen?«
Jetzt nickt Conny und wischt sich die Augen trocken.
An die Zwillinge gewandt ruft er: »Und was sagt ihr dazu, dass ihr zwei Geschwisterchen bekommt?«
Die Mädchen reißen die Münder auf, lassen die Wurst Wurst sein und stürmen auf ihre Mama zu. Wir alle treten beiseite, um den Kindern Platz zu machen.
»Juchu«, rufen beide und bedecken Connys Gesicht mit feuchten Küssen. »Zwillinge wie wir!«
Nanni bemerkt altklug, indem sie den Kopf ihrer Mutter tätschelt: »Na, dann dürfen wir dich nicht mehr ärgern, weil du Babys im Bauch hast.«
Hanni legt ihren Kopf auf Connys Bauch. »Seid mal alle still, ich will hören, ob ich was hören kann.«
»Ich will aber nur Schwestern«, mault Nanni. »Brüder finde ich doof! Wann kommen denn unsere Schwestern?«
Conny nimmt ihre ›großen‹ Mädchen in die Arme und scheint ein wenig überfordert zu sein.
»Kinder, das dauert noch über ein halbes Jahr. Aber dass ihr Schwestern bekommt, das kann ich euch nicht versprechen.«
»Und wenn nicht bald jemand Wurst und Koteletts umdreht, gibt es nicht nur keine Babys ohne Pullermann, sondern auch kein Abendessen«, bemerkt Opa Heini trocken.
Herrlich, wie sachlich Opa sein kann. Ich sprinte zum Grill und mein Großvater schlurft, samt seinem Weinglas, hinter mir her.
»Na, das wird noch was geben. Meine zweitliebste Enkelin kommt doch mit den Mädels kaum klar«, bemerkt er, als wir außer Hörweite sind.
Er schüttelt den Kopf, während er mir zusieht, wie ich das Grillgut wende. »Sind die denn zu doof zu verhüten?«
»Opa«, sage ich vorwurfsvoll. »Da dürfen wir uns nicht einmischen. Das ist Antons und Connys Entscheidung.«
Insgeheim bin ich jedoch seiner Meinung. Conny ist, seit die Zwillinge laufen können, ständig überfordert und lässt die Kleinen viel zu oft in der Obhut meiner Mutter, der die Arbeit auch nicht mehr so leicht von der Hand geht. Beklagen würde die gute Mama sich aber niemals, auch nicht über zwei weitere Enkel, die ihr mehr oder weniger aufgehalst würden.
»Wenn demnächst vier Bälger hier tagtäglich herumspringen und krakeelen, gehe ich ins Altersheim.«
Er nimmt einen so kräftigen Schluck Wein, als wolle er sein Vorhaben damit besiegeln.
»Weißt du eigentlich, wie oft du schon in ein Heim gehen wolltest, Opa?«, erwidere ich lachend.
»Stimmt«, sagt Opa, »mach ich ja doch nicht. Aber das wirst du niemandem verraten.«
Schmunzelnd nimmt er eine Gabel und stibitzt ein Miniwürstchen vom Grill. »Ein Druckmittel muss ich mir in diesem Haus noch erhalten, sonst machen die, was sie wollen.«
Jetzt, wo wir wissen, warum Conny ständig Streitereien anzettelte, sitzen wir entspannt und genießen das Abendessen. Meine Schwester bemüht sich freundlich zu sein, doch ihre Bemühungen scheitern. Sie schnauzt die Kinder an, weil sie viel zu viel Ketchup auf ihre Teller schütten, mein Vater greift beschwichtigend ein.
»Ich ärgere mich auch immer über diese Flaschen. Erst kommt gar nichts, und dann kommt alles auf einmal raus geschossen.«
Ich berichte begeistert von unserem Ausflug nach Fehmarn, von Willi und seiner tollen Motoryacht.
Conny nimmt das wehmütig zur Kenntnis. »So gut wie du möchte ich es auch mal haben, Karo. Nix am Hut, und auf der Ostsee herumschippern.«
Opa Heini rülpst leise. »Das kannst du dir vorläufig von der Backe putzen.« Einen Bruchteil später flüstert er: »Mit Gummi wär das nicht passiert.«
Ich halte kurz die Luft an, die letzte Bemerkung scheint niemand gehört zu haben. Mir fällt der dicke Polizist wieder ein. Der würde sofort den Strafzettel zücken, und Opa Heini hätte eine Anzeige wegen ›Mütterbeleidigung‹ am Hals.
»Stellt euch vor«, plappere ich munter drauf los. »Auf dem Weg hierher bin ich von zwei Polizisten angehalten worden.« Wahrheitsgetreu berichte ich, verschweige aber den alkoholgetränkten Schal sowie die von mir tatsächlich geflüsterte Beamtenbeleidigung: » Dienstgeiles Arschloch .«
»Und dann hat der dickere von den beiden Beamten behauptet, ich hätte ihn ›dienstgeiles Arschloch‹ genannt!«
Meine Mutter lässt langsam die Gabel sinken und schaut mich so entsetzt an, wie Inge Meysel in ihren besten Jahren.
»Also, das ist ja eine Frechheit! Als wenn eine meiner gut erzogenen Töchter solch schlimme Wörter
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