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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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Mallorca in der Nebensaison. Als ich endlich fahren darf, gebe ich Gas und schreie alle bösen Schimpfwörter, die mir einfallen, lauthals heraus.
    In der gesamten Birkenstraße werden Gardinen beiseite geschoben, als ich mit dem röhrenden Auspuff angeknattert komme.
    Opa Heini steht bereits an der Garagenauffahrt und winkt mir fröhlich zu. »Na, dich hört man ja schon von ganz Weitem. Dem Geräusch nach zu urteilen dachte ich, ich krieg einen Ferrari zu sehen.«
    Jetzt tanzen auch die Zwillinge an und begrüßen mich stürmisch. Conny ist also auch da. Kaum gedacht, taucht sie ebenfalls auf.
    »Du solltest hier wieder einziehen, Karo«, spöttelt sie. »Dann kannst du Benzingeld sparen.«
    Was für ein netter Empfang.
    »Gleiches wollte ich dir gerade vorschlagen«, erwidere ich frech. »Dann sparst du zig Paar Schuhe im Jahr. Und für deine Kinder auch.«
    Meine Eltern tauchen gleichzeitig auf, nach einer kurzen Umarmung sieht mein Vater sofort nach dem Störenfried aus Blech.
    »Ihr sollt euch nicht immer Bösartigkeiten an den Kopf werfen, Kinder.« Meine Mutter schüttelt den Kopf.
    Ich mir nicht verkneifen zu erklären, dass Conny ständig anfängt zu ärgern. Ich laufe mit den Zwillingen um die Wette in den Garten und freue mich, dass die Kohle im Grill bereits glüht. Mein Vater und Opa Heini fummeln am Auspuff, meine Mutter verschwindet in die Küche.
    Conny fängt erneut an zu stänkern. »Riecht man es eigentlich bis in eure Kaugummi-Fabrik, dass hier der Grill angezündet wird?«
    Ich antworte nicht, sondern frage die Zwillinge, wie es in der Schule läuft.
    Meine Schwester provoziert ungeniert weiter.
    »Und wieder ist dein Paul nicht dabei. Sag mal, Karo, erfindest du deine Freunde eigentlich alle oder existieren die wirklich.«
    »Paul ist geschäftlich in London«, entgegne ich ruhig, denn Conny ist in einer ganz gefährlichen Stimmungslage. Stimmt ja auch wirklich, dass Paul Geiger in London ist. Gelogen ist lediglich , dass er mein Freund ist, aber das weiß Conny nicht, die komischerweise mal richtig mit ihrer Vermutung liegt. Die Zwillinge verfolgen gespannt unseren Dialog.
    Nannis Zeigefinger verschwindet in der Nase, ich weiß, dass das kein gutes Zeichen ist. Sie scheint etwas ›ausgefressen‹ zu haben.
    Hanni sieht mich grinsend an und reibt Daumen und Zeigefinger aneinander. »Zssst …«, kommt es leise über ihre Lippen.
    Ich kapiere sofort. Die kleinen Biester haben auf dem Schulhof die Luft aus Fahrrädern gelassen.
    »Ich lade euch ein, Karo. Deinen Paul und dich, wann würde es euch denn passen? Am besten an einem Samstagabend, dann haben wir viel Zeit zum Quatschen.« Sie betrachtet erst gelangweilt ihre abgesplitterten Fingernägel, dann schaut sie mich lauernd an. Ich muss einen Moment nachdenken, darum wende ich mich wieder den Zwillingen zu.
    »Und? Ist alles gut gegangen?«
    Nanni nickt, ohne den Finger aus der Nase zu nehmen, Hanni kichert albern und lümmelt sich auf dem großen Gartenstuhl.
    Sie legt einen Zeigefinger auf die Lippen. »Psst«, flüstert sie leise.
    Ich nicke grinsend, weiß jedoch nicht so recht, ob ich stolz auf mich sein soll. Leise seufzend stelle ich fest, dass es jetzt zu spät ist, sich Vorwürfe zu machen.
    »Ich muss erst mit Paul reden, Conny. Ich kenne seinen Terminkalender nicht. Außerdem weiß ich nicht, wie lange er in England bleiben wird.«
    Sie lächelt süffisant. »Was treibt er denn so? Im Ausland.« Sie bohrt gnadenlos weiter.
    »Er besucht Kongresse … und so.«
    »Was macht Paul überhaupt beruflich?« Wieder schielt sie scheinheilig auf ihre Fingernägel.
    »Ähm …, er ist in der Forschung tätig. Er forscht.«
    Ich räuspere mich. »Gummi. Er ist in der Gummiforschung tätig. Für Autoreifen. Damit die beim Bremsen nicht so quietschen, verstehst du? Damit sie nicht so porös werden. Ich meine, das machen die ja mal gerne, wenn die länger im Keller liegen.«
    Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel und danke den Internetseiten des ADAC, auf denen ich mich im vergangenen Winter in puncto Autoreifen schlaugemacht habe.
    Hastig krame ich in den Aktenschränken meines Gehirns.
    Nanni hört aufmerksam zu. »Papa hat auch Reifen im Keller liegen. Die kann Paul sich mal angucken. Nicht wahr, Mama?«
    Conny grinst scheinheilig. »Sicher Schatz. Sicher.«
    »Ja«, füge ich hinzu. »Und die Profile! Mensch, Conny, was es da alles noch zu forschen gibt. Ich könnte Paul stundenlang zuhören, wenn er über die Profile eines Autoreifens

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