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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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doziert.«
    Ich atme tief durch, als mein Vater und Opa Heini zu uns auf die Terrasse kommen, meine Schwester kann mich nicht weiter ausfragen.
    »Karo, der Auspuff ist voll hinüber. Lass den Wagen hier stehen, du kannst den Benz nehmen, bis dein Kleiner fertig ist. Ich mache morgen einen Termin in der Werkstatt, ich kümmere mich darum.«
    Zutiefst gerührt springe ich auf und umarme erst meinen Vater, danach Opa Heini herzlich und drücke beiden einen schmatzenden Kuss auf die Wange.
    »Ihr seid die Besten!« Insgeheim freue ich mich, mal wieder Mercedes fahren zu dürfen. Meine Mutter kommt in diesem Moment mit einem Tablett voller Fleisch und einer großen Schüssel Kartoffelsalat aus dem Haus.
    »Und ich?«, ruft sie lachend. »Wer lobt mich?«
    Ich nehme ihr das Fleischtablett aus der Hand und streichele zärtlich ihre Wange. »Mama, du bist eh die Allerliebste!«
    Die Zwillinge nehmen eifersüchtig ihre Oma in Beschlag und schubsen mich energisch beiseite.
    Conny verdreht die Augen. »Siehst du, Karo, die Kinder merken ja schon, wie du dich einschleimst. Das ist ja schrecklich, wie alt bist du eigentlich. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir der Hintern mal so gepudert wurde wie dir.«
    Am liebsten würde ich meiner Schwester eine Backpfeife geben. Sie wird mindestens genauso von der Familie verwöhnt wie ich. Die Männer spüren die Gewitterfront und verschwinden ins Bad, um sich zu waschen. Meiner Mutter sehe ich an, dass sie die harten Worte ihrer großen Tochter schluckt. Sie überspielt die Situation, indem sie fröhlich in die Hände klatscht, bevor sie das Fleisch auf den Grill legt.
    »So, Mäuschen und Kätzchen, jetzt wollen wir mal anfangen, ihr seid bestimmt hungrig. Helft ihr mir?«
    Die Gelegenheit lassen sich die Irrwische nicht entgehen.
    Flink wie die Wiesel greifen sie nach den langen Grillzangen und beobachten mit Argusaugen das Grillgut. Opa und mein Vater gesellen sich frisch gekämmt und gewaschen zu uns, als Conny ihren nächsten Pfeil, erneut auf meine Mutter, abschießt.
    »Herrgott, Mama, die Kinder heißen Hanni und Nanni! Kannst du dir das denn nicht merken, so senil bist du doch noch gar nicht.«
    Alle zucken erschrocken zusammen, als mein Vater mit der geballten Faust kräftig auf den Tisch schlägt. Die Gläser klirren, Opa Heini zieht erschrocken den Kopf ein.
    »Jetzt ist Schluss, Conny! Den ganzen Nachmittag nervst du uns schon mit deiner schlechten Laune. Mal giftest du Opa an, danach bin ich dein Blitzableiter, dann freust du dich darauf, deine Schwester niederzumachen. Aber eines sage ich dir, Conny. Deine Mutter, deine Mutter lässt du in Ruhe! Dir wird der Hintern genug gepudert. Deine Mutter pudert und pudert, dass es nur so staubt! Und vor lauter Staub siehst du die Realität nicht mehr.«
    Erneut kracht seine Faust auf den Tisch. »Du, Kätzchen und Mäuschen , seid jederzeit willkommen. Aber gegessen, gegessen wird ab heute bei euch zu Hause! Ja, bemerkst du denn gar nicht, dass Mama euch in den letzten Wochen jeden Abend beköstigt? Wie viel Arbeit dahinter steckt?«
    Ich merke, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht, Conny scheint es ebenso zu ergehen, sie ist leichenblass und steht abrupt auf.
    »Kommt, Kinder«, sagt sie mit brüchiger Stimme. »Kommt, Kinder, ab nach Hause. Wir sind hier nicht erwünscht.«
    Als Hanni und Nanni sich an den Rockzipfel meiner Mutter klammern und nicht gehorchen wollen, bricht Conny förmlich auf dem Stuhl zusammen und fängt hemmungslos an zu weinen.
    »Ich bin wieder schwanger«, schluchzt sie. »Wieder Zwillinge, ich bin im dritten Monat.«
    Der Zorn meines Vaters weicht von einer Sekunde zur anderen. Er steht so hastig auf, dass der schwere Gartenstuhl quer über die Terrasse rutscht, und nimmt meine Schwester liebevoll in den Arm. Meine Mutter eilt hinzu und streicht Conny sanft über die Haare. Ich knie vor Conny und massiere dummerweise ihre Waden, weil alle anderen Körperteile belegt sind. Die Zwillinge können mit der Situation nichts Rechtes anfangen und eilen zum Grill.
    Opa Heini rührt sich nicht vom Fleck, er hebt sein Glas mit gestrecktem Arm in die Höhe. »Na, dann mal Prost. Vielleicht auf Tom und Jerry?« Er kichert leise.
    Ich drücke mein Gesicht auf Connys Oberschenkel. Jetzt nur nicht loslachen, sonst würde meine Schwester mit Sicherheit nach mir treten.
    Opa übersieht den strafenden Blick meiner Mutter, die unter Tränen sagt: »Ach, Conny-Schatz. Die kriegen wir auch noch groß!«
    Mein Vater fügt

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