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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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Geiger sitzt an Nikolaus Schreibtisch und scheint uns nicht mehr wahrzunehmen. Er blättert hoch konzentriert in einer Akte.
    »Aber nein, Frau Piefke.«
    Bruni tritt mir sanft auf den Schuh. Noch weiß ich nicht, was sie vorhat, darum höre ich aufmerksam zu.
    »Ich denke eher an ein kräftiges Lila.«
    »Lila?« Gundulas Stimme klingt schrill.
    »Ja«, sage ich. »Lila fände auch ich perfekt!«
    Heiner hebt die Augenbrauen und findet auf Anhieb die feinen Farbabstufungen sämtlicher Lila-Töne in der Kartei, die er der Piefke unter die Nase hält. Bruni sieht ihn mit einem hinreißenden Augenaufschlag an.
    »Ich merke schon, Heiner, Sie verstehen etwas von Farben.«
    Er schlägt einen blassen Pastellton als Wandanstrich vor, dazu als Kontrast ein tiefdunkles Lila als Bodenbelag. Für die Stirnwand des Raumes empfiehlt der Herr Malermeister eine Strukturtapete mit großflächigem Muster, die als Auflockerung dienen soll. Erwartungsvoll sehen wir Frau Piefke an, die letztendlich die Entscheidung fällen muss. Sie ist die Chefin.
    Als sie, über so viel Farbverstand ehrfürchtig nickt, wendet Heiner sich an Jacob, der immer noch vertieft blättert.
    »Die Damen meinen …«
    »Machen Sie einfach, machen Sie … ich habe von diesen Dingen keine Ahnung.« Jacob Geiger winkt zerstreut ab.
    Die Maler verabschieden sich, sie wollen morgen früh um 8 Uhr mit der Arbeit beginnen. Bruni scheint von Heiner sehr angetan zu sein, denn sie seufzt verträumt.
    »Der ist bestimmt glücklich verheiratet.«
    »Wir fragen ihn morgen einfach und wenn nicht, gehst du Trauringe kaufen und machst dem Pinselschwinger einen Heiratsantrag«, schlage ich gut gelaunt vor.
    Bruni verzieht beleidigt das Gesicht. »Ach Karo, manchmal kannst du ganz schön fies sein.«
    Im Laufe einer kurzen Kaffeepause in der Kantine spricht sich schnell herum, welche Farben wir für Geigenpauls Büro ausgesucht haben. Ulrike und Heike finden, dass nicht nur ich, sondern auch Bruni fies sei. Sie prusten los.
    »Lila! Der Junior kriegt einen Schock, wenn er sein neues zweites Zuhause sehen wird.« Heike kichert.
    »Wieso das denn. Bei den Farben läuft der bestimmt auf Hochtouren und wir verdreifachen unseren Umsatz an Kaugummi.« Bruni schüttelt mit gespieltem Ernst den Kopf.
    »Außerdem, das letzte Wort hatte schließlich Frau Piefke und die hat laut und deutlich zugestimmt. Im Grunde haben Karo und ich nichts damit zu tun.«
    Nach der kurzen Kaffeepause bereue ich, hochhackige Sandalen angezogen zu haben. Unsere Computer lassen sich nicht hochfahren, Systemabsturz! Jacob Geiger jagt abwechselnd mal Bruni, mal mich ins Büro des fiesen Dröpjes, um Kopien der Unterlagen für die neue Werbekampagne zu besorgen. Herr Dröpjes ist so gemein, dass er uns stets nur einige Seiten überlässt. Kaum in unserem Büro angekommen, ruft er an, dass er noch mehr Papiere ›gefunden‹ hätte. Und davon gibt es so viele, dass wir fast nur am Rennen sind. Trotz Aufzugbenutzung ist das schon ein längerer Weg, das macht er bestimmt absichtlich, nur um uns zu ärgern.
    Kurz nach mir entdeckt Bruni ebenfalls zwei Blasen an den Fersen, verursacht durch die Riemchen der hohen Schuhe.
    »Wenn das so weitergeht, muss ich mich morgen krankmelden.« Bruni flucht leise.
    Gegen 14 Uhr versucht sie geschickt, den Administrator und Computerspezialisten Rolf telefonisch unter Druck zu setzen. Amüsiert höre ich zu.
    »Also, ich will ja kein böses Blut streuen, aber der Bruder von unserem Gott-hab-ihn-selig-Geiger ist ganz schön sauer. Er hat sich gerade erkundigt, wie der ›Trottel‹ von Admin heißt, der zu schusselig ist, die Computer zum Laufen zu bringen.«
    Zwischendurch deutet sie mir durch Stirnabwischen an, dass Rolf jetzt mit Sicherheit unter Hitzewallungen leiden würde.
    »Ja, danke, schau mal, dass du das jetzt flott geregelt kriegst, ja? Wir wollen doch keinen Ärger mit dem Bruder vom Nikolaus … Jaaaa, wenn ein böses Wort fallen sollte, ich lass es dich wissen … sicher. Ich wollte dich lediglich vorwarnen.«
    Armer Rolf. Er ist als Sensibelchen bekannt, der sich alles zu Herzen nimmt. Jedoch, wenn uns dadurch die Rennerei erspart bliebe, war das kleine Druckmittel mehr recht als schlecht.
    Brunis ›sanfter Druck‹ hat jedoch auch nicht zur schnelleren Lösung des Problems beigetragen, denn erst zehn Minuten vor Dienstschluss ist die Störung behoben.
    Wir humpeln erschöpft in die Tiefgarage und hoffen, dass die Technik morgen nicht erneut versagen

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