Lügen haben rote Haare
Zweck.«
Simone leidet von jetzt an still.
Willi schüttelt, ebenfalls still leidend, den Kopf. »Warum beschmieren wir die Wände nicht einfach mit Filzstiften, statt uns vollkommen die Lungen zu verpesten!«
Ich halte Bruni die Stange. »Neein, Willi, Heiner soll doch nicht denken, dass Bruni ein Ferkel ist!«
»Geeenau!« Bruni verteilt das Fleisch auf die Teller. Da ich Curry nicht sonderlich mag, verziehe ich angewidert das Gesicht und greife das Thema Geiger-Haustürschlüssel wieder auf.
»Und wie sollen wir an die Schlüssel kommen? Wie luchsen wir der Piefke die Schlüssel ab?«
Tapfer stopfe ich den nächsten Bissen in den Mund.
»Tja«, sinniert Bruni leise. »Das weiß ich auch noch nicht so genau. Das wird schwierig werden. Hat jemand einen Vorschlag?«
Simone reibt sich die Augen. »Eine von euch lenkt die Piefke ab, die andere nimmt die Schlüssel und macht Abdrücke davon. So wie es im Fernsehen immer gezeigt wird, mit einer Gummimasse.«
Bruni stöhnt laut auf. »Und was machen wir dann mit dem Abdruck der Schlüssel?«
»Ist doch klar, Bruni. Jemand feilt den Schlüssel nach!«
Willi lehnt sich grinsend zurück. Ich habe Angst, dass Bruni ihrer Cousine gleich an die Gurgel springt.
»Ja klar. Wir haben auch die besten Kontakte zur Hamburger Unterwelt.«
Simone zeigt sich derweil unbeeindruckt. »Dann betäubt ihr sie halt. Ein paar Tropfen Schlafmittel in den Tee, sie schläft ein und ihr könnt in aller Ruhe in der Villa stöbern.«
Ich höre mit geöffnetem Mund zu. Da soll doch mal einer behaupten, dass ich eine Kleinkriminelle bin. In Simone steckt da aber wesentlich mehr Potenzial.
»Die Idee ist nicht schlecht, aber das geht gar nicht«, mischt Willi sich ein. »Ihr wisst nicht, ob das alte Mädchen an irgendeiner Krankheit leidet oder bestimmte Medikamente nicht verträgt. Das kann böse enden.«
Ich stimme ihm zu. »Ja, Pillen und Tropfen können wir vergessen. Aber … wie wäre es mit Alkohol? Den verträgt sie gewiss.«
Bruni, die gerade Putensteaks nachlegen will, hält inne.
»Yes! Das ist es! Du bist genial, Karo. Wir laden sie ein, servieren Likörchen, füllen sie regelrecht ab. Irgendwann wird sie auf dem Sofa einduseln und zack, wir schnappen uns die Schlüssel.«
Bruni sieht mich herausfordernd an. »Wir starten die Aktion ›Gundula‹ entweder bei dir oder bei mir.«
Im Geiste sehe ich es vor mir. Wenn das alte Mädchen randvoll ist, schläft sie auf dem Sofa ein. Willi und Simone passen auf die Piefke auf, in der Zeit kümmern Bruni und ich uns um Geigers Nachttischschubladen. Perfekt.
Willi zeigt sich als Kavalier. Er verteilt großzügig frisch angerauchte Zigaretten in sämtliche Aschenbecher. Wir feilen weiter an unserem Plan. Denken über die Getränkeauswahl nach, welche Gesöffe ordentlich reinhauen, mit denen wir die Piefke lahmlegen können.
Obwohl es erst kurz nach 21 Uhr ist, haben wir alle keine rechte Lust mehr auf den Samstagabend. Die vernebelte Wohnung hat unsere Gehirne ebenfalls benebelt, Simone und mir ist schlecht vom Nikotin und Curryfleisch. Willi und Bruni scheinen fast einzuschlafen, wir lösen die Runde auf.
Nach einem gähnend langweiligen, verregneten Sonntag bin ich am Montag regelrecht froh, dass ich wieder am Schreibtisch sitzen darf. Gestern ist mir aufgefallen, dass das Singledasein zwar Vorteile, aber auch genügend Nachteile mit sich bringt. Ich weiß nicht warum, aber bereits nach dem Aufwachen ist mir in der Tat die Decke auf den Kopf gefallen.
Heiner hat toll gearbeitet, Bruni und ich finden das neue Büro wunderschön. Die Farbkombination der Wände, Teppiche und Tapetenwand ist stimmig. Die neuen Möbel modern, schlicht und edel. Bruni öffnet sämtliche Schränke, der Junior scheint hier gestern Heinzelmännchen gespielt zu haben. Alles perfekt eingeräumt. Die neue Tür, die unser Büro vom Geigenpaul trennt, finden wir entsetzlich. Sie ist aus Glas! Er kann ständig sehen, ob wir arbeiten oder die Fingernägel polieren. Das ist nicht gut. Eine dicke Gummidichtung lässt auf Schalldichtheit schließen. Bevor Gundula und Geigenpaul kommen, testen wir, wie schalldicht die Tür ist. Ich setze mich an den Schreibtisch, während Bruni in Paules Büro laut redet. Obwohl ich sie sehe, höre ich keinen Ton und winke sie heraus.
»Arme Karo«, Bruni verkneift sich ein Lachen. »Der hat dich voll und ganz im Visier! Bin ich froh, dass ich mit dem Rücken zu ihm sitze.«
Ich weiß, dass es keinen Sinn macht, Bruni zu
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