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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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mich überträgt.
    Der Mann ohne Haare stellt sie kurz als seine Gattin vor. Freifrau von Ankum . Ich kapiere nichts. Wieso stellt der Haarlose seine Frau vor? Geiger und Tusnelda kennen sich doch. Schon auf dem Spielplatz hatte ich das Bauchgefühl, dass mit den beiden etwas nicht stimmt. Bloß keine Polizei !
    Unsere Blicke kreuzen sich noch immer, wie zwei Schwerter im Duell. Geiger ergreift das Wort. Er stellt zuerst Frau Piefke, dann Bruni und mich vor.
    »Stellen Sie sich vor, unsere Frau van Goch hat eine Zwillingsschwester, die ebenfalls Zwillinge hat.« Er schmunzelt amüsiert Richtung Freifrau von Ankum, die spitz und kurz auflacht.
    »Tatsächlich?«, ruft sie, erkennbar, erleichtert. »Das ist ja lustig.«
    »Ja«, stelle ich fest. Mir fällt nichts anderes ein, als ihre Worte zu wiederholen. »Stimmt, das ist lustig.«
    Geigenpaul schmunzelt.
    Dann sind Bruni und ich alleine.
    »Was war das denn eben?«
    Ich erkläre Bruni, woher ich Glatzes Frau kenne, und sie bläst hörbar Luft aus.
    »Also, unter dem Strich könnte das heißen, dass der Paul doppelt geigen kann. Ich meine, mal spielt er auf der Stradivari, mal streicht er die Violine!«
    Ich nicke verstehend. Bruni hat recht. Wir müssen unbedingt an die Hausschlüssel vom Junior kommen. Unbedingt. Und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tun werde … ich werde es herausfinden. Vor Aufregung läuft meine Nase und ich benutze das edel verzierte Taschentuch. Ein Kribbeln durchläuft meinen Körper, ich schließe kurz die Augen. Was für ein betörender Duft!
    Während sich die Uhrzeiger auf 10 Uhr bewegen, begeben sich alle Trauernden in die Kapelle. Bruni und ich sind die Letzten in der Reihe. Kurz vor der schweren Holztür hält sie mich am Arm fest. Traurige Orgelmusik erklingt.
    »Komm, wir verabschieden uns dort von Nikolaus.« Sie deutet auf eine Bank, die unter einem Kastanienbaum steht. »Da drin vermisst uns bestimmt niemand. Außerdem glaube ich, dass der alte Geiger es so gewollt hätte.«
    Ich glaube auch, dass der Herr Geiger es so gewollt hätte. Er war es gewohnt, dass wir des Öfteren aus der Reihe tanzten.
    Bruni öffnet ihre kleine Unterarmtasche und kramt ein Päckchen Zigaretten hervor. Als sie meinen erstaunten Blick sieht, klärt sie mich auf.
    »Ich muss rauchen, damit meine Tapeten gelb werden. Sonst fühlt sich Heiner verschaukelt. Bis nächstes Wochenende müssen meine Wände gelb sein.« Sie lässt ein Feuerzeug schnippen und zündet sich einen Glimmstängel an.
    »Wenn du hier rauchst«, bemerke ich lakonisch, »haben deine Tapeten zu Hause herzlich wenig davon.«
    »Quatsch, ich muss üben. Stange rauchen muss man üben, Karo, so schnell kann man das nicht lernen. Mein Körper soll sich an das Gift gewöhnen.«
    Sie hält mir das Päckchen hin. »Nimm auch eine, du kannst mir dabei helfen.«
    Widerwillig nehme ich eine Zigarette und huste, als ich Qualm im Mund schmecke. Bäh, das ist ja ekelig! Zaghaft starte ich den nächsten Versuch. Statt einen großen Zug einzuatmen, nuckele ich sanft am Filter.
    »Wie lief es denn gestern mit Heiner? Hast du deine Garnrollen alle versponnen?«
    Bruni schnippt mit den Fingern. »Worauf du dich verlassen kannst. Nachdem alles angestrichen war, hat er mich auf einen Kaffee eingeladen. Wir saßen über zwei Stunden im Café-Extrablatt um die Ecke und haben uns super unterhalten. Beim Abschied hat er mir sogar einen Kuss auf den Mund gehaucht.«
    Laut dem Geräusch, das sie nach ihren letzten Worten von sich gibt, habe ich das Gefühl, dass sie nicht auf einer Friedhofsbank … sondern im siebten Himmel sitzt.
    »Wir haben unsere Telefon- sowie Handynummern ausgetauscht. Nun warte ich, dass er sich meldet. Ich habe das Schiff sozusagen klar gemacht, jetzt ist er an der Reihe.« Sie drückt mit der Schuhspitze die fast aufgerauchte Kippe aus und zündet sich sofort eine neue an. Mit leichter Bewunderung stelle ich wieder einmal fest, dass Bruni nichts anbrennen lässt. Was sie sich vornimmt, zieht sie gnadenlos durch, und zwar bis zum süßen oder bitteren Ende.
    Aus der Kapelle hören wir eine sonore Stimme. Die Betonung der Worte, die gekonnten Pausen, das Heben und Senken der Stimme lassen vermuten, dass es sich um den Pastor handeln muss. Verstehen kann ich seine Rede nicht.
    Ich knuddele Brunis Arm. »Ich drück dir die Daumen, dass er dich mit Anrufen bombardieren wird.« Sie schenkt mir einen dankbaren Blick.
    Wieder ertönt düstere Orgelmusik, ich bekomme

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