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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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aus der Kantine. Die kriegt nämlich ein Baby«, stammelt sie verlegen.
    Paul Geiger scheint sichtlich beeindruckt von dieser großen Summe zu sein und zückt sein Portemonnaie. Die Assmann erfasst die Situation, bereitwillig hält sie ihm die Mütze hin, in die er einen Fünfzig-Euroschein legt. Ulrike fängt jetzt dermaßen blöde an zu kichern, dass ich ihr eine scheuern möchte.
    »Wenn sich das herumspricht«, gackert sie noch lauter. »Wenn sich das herumspricht, dann …« Sie vollendet den Satz nicht und ist so schnell weg, wie sie gekommen war.
    Geiger schüttelt verunsichert den Kopf. »Weiß man denn schon, ob es ein Junge oder Mädchen wird?«
    Bruni und mir ist das Lachen im Hals stecken geblieben.
    »Nein«, sage ich tonlos. »Nein, wir wissen noch nicht, ob Junge oder Mädchen. Noch nicht.«
    Punkt zwölf ist der Geigenpaul in der Kantine das Gesprächsthema Nummer eins. Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass Herr Geiger selber einen Schein um die Spekulationen, was seine geschlechtliche Neigung anbelangt, gesponsert hat. Bruni und ich sehen ein, dass die ganze Sache langsam aber sicher aus dem Ruder zu laufen scheint. Dass wir diese Geschichte jetzt so schnell wie möglich aus der Welt schaffen müssen, ist uns beiden klar. Eine undichte Stelle im Betrieb und wir wären alle geliefert. Lustlos stochern wir im Tagesgericht, Kassler mit Sauerkraut, herum. Heute Abend wird Junior wieder für eine Weile nach England fliegen, dann haben wir freie Bahn.
    »Wir packen das heute Abend an, Bruni«, sage ich fest entschlossen.
    Bruni nickt missmutig, die schlechte Laune ist ihr anzusehen.
    Per E-Mail bekommen wir am Nachmittag eine schöne Botschaft. Brigitte hat eine gesunde Tochter zur Welt gebracht, auf dem PC öffnet sich ein Bild, welches Wonneproppen Esther zeigt.
    Frau Piefke ist wieder einmal zu Tränen gerührt. »So ist das im Leben. Ein ständiges Kommen und Gehen der Menschen.«
    Ich ergreife die Gelegenheit beim Schopf. »Das sollte gebührend gefeiert werden, Frau Piefke. Haben Sie heute Abend Zeit? Um 20 Uhr, bei mir zu Hause?«
    Freudig nimmt sie die Einladung an, jedoch Alkoholisches könne sie nicht trinken, da sie ja mit dem Auto käme.
    Bruni setzt ihre freundlichste Miene auf. »Ihr Auto lassen Sie mal schön stehen, Frau Piefke. Ich hole Sie ab, und irgendjemand wird sich finden, der Sie auch wieder nach Hause fährt.«
    Kurz vor der verabredeten Zeit klingelt es Sturm, ich drücke geschwind den Türöffner. Willi und Simone sitzen bereits auf dem Balkon. Fröhlich plappernd kommen die Stimmen immer näher. Ich trete in den Hausflur und breite einladend meine Arme aus.
    »Wie schön, Frau Piefke, endlich kommen Sie mich besuchen.«
    Die Piefke rückt ihren Hut zurecht und lächelt mit rosigen Wangen zurück. »Hätte ich doch schon längst gemacht, Frau van Goch. Sie haben mich ja nie eingeladen.«
    »Ach was … Frau van Goch … nennen Sie mich bitte Karo.« Ich zwinkere ihr zu. »Wir kennen uns doch schon so lange.«
    Bruni bietet ihr ebenfalls an, sie beim Vornamen zu nennen, und sie kann gar nicht anders, uns ebenfalls zu gestatten, sie mit Gundula anzusprechen.
    Ich nehme ihr das leichte Jäckchen ab und hänge es sorgfältig an die Garderobe. Bruni greift sanft nach der Handtasche, die Gundula fest unter den Arm geklemmt hält, und legt sie so vorsichtig auf die Hutablage, als wäre sie aus feinstem Porzellan.
    So, das wäre geschafft. Während Gundula auf dem Balkon betankt wird, kann ich ungestört nach den Schlüsseln kramen.
    Ich zeige Frau Piefke kurz meine Wohnung. Dann wird sie mit Willi und Simone bekannt gemacht. Bruni geht in die Küche und kommt wenig später mit einigen Flaschen alkoholischer Getränke zurück, die sie auf den kleinen runden Tisch stellt.
    »So, Gundula«, sage ich voller Elan. »Jetzt wollen wir aber zuerst einmal auf uns anstoßen.« Ich halte diverse Flaschen hoch.
    »Was darf ich Ihnen anbieten? Likörchen? Cognäcchen? Oder vielleicht ein Grappachen?«
    Gundula droht gespielt mit dem Zeigefinger. »Na, Karo? Sie wollen mich doch wohl nicht schicker machen?« Sie setzt ihre Lesebrille auf und studiert die Etiketten der Flaschen. »Oh, die sind aber hochprozentig!«
    Willi mischt sich ein. »Aber Gundula, wir sind doch hier in Karos Wohnung und nicht auf der Sparkasse. Hier gibt es mehr als 1,5%.«
    Der war gut!
    Simone meldet sich zu Wort. »Also ich nehme erst einmal einen Grappa. Der brennt so schön in der Kehle.«
    »Nein«, sagt Bruni

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