Lügen haben rote Haare
McDonaldʼs essen.«
Ich runzele die Stirn.
»Heiner hat dich zu McDonaldʼs eingeladen?«
Bruni zeigt mir den Vogel. »Nein, ich ihn. Er hat den Kinobesuch bezahlt, ich das Essen.«
Typisch Bruni. Ich schmunzele.
»Morgen Abend kommt er zu mir. Wir kleben Türen und Fenster ab.«
Dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, Bruni nichts von meiner gestrigen Aktion zu erzählen, stellt sich jetzt heraus. Sie bittet mich, heute Abend noch eine klitzekleine Runde im Pool der Geiger-Villa schwimmen zu gehen. Mit eigenem Handtuch. Außerdem: »Heiner könnte doch auch …?«
»Nein«, bestimme ich entschieden, bevor sie ihre Gedanken weiterspinnt. » Wir werden nicht, Heiner wird nicht. Es wird weder geschwommen, noch irgendwas anderes dort gemacht!«
Bruni schmollt.
Ich muss natürlich noch einmal ins Haus, um alles wieder herzurichten. Aber das ist schnell erledigt, ich muss im Grunde nur meine Klamotten wieder zusammensuchen.
Mein Telefon klingelt. Dröpjes meldet sich unhöflich, er stellt ohne viele Worte ein Gespräch durch. Geigenpaul ist am anderen Ende.
»Hallo Frau van Goch.«
Pauls krächzende Stimme dringt in mein Ohr. Ich deute Bruni an, mit wem ich verbunden bin. Er ist kaum zu verstehen, vollkommen heiser. Den hat es ja mächtig erwischt. Er will wissen, wie es ›unserer‹ Frau Piefke geht. Ich kläre ihn auf, dass ›unsere‹ Frau Piefke den Weg der Besserung beschritten hätte. Dann erkläre ich ihm, dass er sie im Krankenhaus anrufen könne, denn sie wäre so weit wieder ganz fit.
Ich erlaube mir zu bemerken, dass er sich nicht gerade fit anhören würde.
»Ein grippaler Infekt, neununddreißig Grad Fieber. Wie soll ich mich da gut anhören? Der Arzt hat mir strenge Bettruhe verordnet. Bis Sonntag soll ich liegen bleiben«, hüstelt er in den Apparat.
Ich wünsche natürlich gute Genesung und empfehle (so von Frau zu Frau) ein altes Hausmittel: heiße Hühnerbrühe trinken.
Grinsend lege ich auf.
Bruni schiebt ihren USB-Stick in den PC und ruft noch einmal das Bild von Geiger und seinem Freund auf.
»Wir sollten uns langsam um das Geld kümmern, Karo. Sonst schnappt es uns noch jemand vor der Nase weg.«
Ich überhöre den ungerechten Vorwurf, denn ich habe mir Gedanken gemacht, mir ist nur noch kein Gedankenblitz gekommen. »Mir will nichts Rechtes einfallen, Bruni. Hast du denn keine Idee?«
Sie druckt das Foto aus. Mit einem Filzstift schreibt sie in großen Druckbuchstaben 8. August 2010 In Liebe Paul auf die Rückseite. Triumphierend schaut sie mich an.
»Ja, habe ich. Gestern Abend, mit Heiner! Bei McDonaldʼs.«
»Du hast was? Wir haben doch beschlossen, dass wir niemandem …«
Bruni funkelt mich böse an.
»Du hast gesagt, niemand aus der Firma . Aber Heiner hast du nicht erwähnt.«
Ich gebe ihr Recht, von Heiner habe ich natürlich nicht gesprochen.
»Aber wir wissen doch überhaupt nicht, ob wir Heiner vertrauen können, Bruni!«
Jetzt wird sie richtig giftig. »Warum sollten wir ihm nicht trauen können. Heiner ist mein Freund, du vertraust Willi doch auch!«
Nach kurzem Nachdenken pflichte ich ihr bei. »Na schön. Was für eine Idee habt ihr ausgetüftelt?«
Sie legt los.
»Also, Heiner hat den Vorschlag gemacht, das Foto auf der Rückseite zu beschriften. Er meinte, diese Aufnahme könnte ja auch in der Karnevalszeit entstanden sein, dann wäre es jedoch kein richtiger Beweis. Er hätte sich ebenfalls vor Jahren für einen Kostümball als Frau verkleidet. Also sollten wir das Foto auf der Rückseite mit einem Datum, zum Beispiel dem 8. August, datieren. Dazu eine persönliche Widmung, die das Ganze ein wenig glaubhafter erscheinen lässt.«
Ich sortiere meine Gedanken.
»Aber, das ist doch gelogen, Bruni.«
»Kannst du das Gegenteil beweisen? Ich meine, weißt du sicher, dass es nicht im August geschossen wurde?«
Irritiert schüttele ich den Kopf. »Nein, natürlich nicht.«
»Siehst du. Also lügen wir nicht. Was man nicht weiß, ist nicht gelogen.«
»Aber die Widmung.« Mir gefällt das irgendwie nicht.
Bruni macht eine wegwerfende Handbewegung. »Damit ist es doch genauso!«
Obwohl ich das ein kleines bisschen anders sehe, fordere ich sie auf, weiterzureden.
»Heiner meint, dass das Foto von einer Person, die der Assmann unbekannt ist, überbracht werden sollte. Zu ihr nach Hause. Dann soll Ulrike sich den Beweis anschauen und das Geld rausrücken. Danach verbrennt die Kontaktperson das Beweismaterial vor Ulrikes Augen und
Weitere Kostenlose Bücher