Lügen haben rote Haare
verschwindet mit dem Geld. Vor allen Dingen darf die Kontaktperson nicht verraten, wer das Beweisfoto geliefert hat. Denn, sollte alles auffliegen, kann diejenige Person auch nicht bestraft werden.«
Ich muss zugeben, dass die Idee nicht schlecht ist, dennoch habe ich Bedenken.
»Was, wenn Ulrike wissen will, woher die Aufnahme stammt? Was, wenn der Beweis nicht anerkannt wird?«
Bruni rollt die Augen.
»Was, was, was! Du hast selber gesagt, dass der liebe Gott unser Vorhaben unterstützt. Du hast gesagt, dass die Piefke nicht umsonst von der Treppe gepurzelt ist. Schon vergessen?«
Kleinlaut gebe ich zu, dass Bruni in diesem Fall schon wieder recht hat.
Bruni fährt fort. »Wir werden Simone zur Assmann schicken. Für heute Abend trommeln wir die Truppe zusammen, wir halten die Krisensitzung bei mir ab. Dann besprechen wir das ganze Vorhaben in allen Einzelheiten. Heiner kann leider nicht kommen.« Sie seufzt sehnsuchtsvoll.
Beim Mittagessen erkundigen wir uns scheinheilig bei Heike und Ulrike, ob schon jemand im Fall ›Geigenpaul‹ Aussichten auf das Geld habe.
»Nee, der ist doch noch in London. Wir müssen uns in Geduld üben.«
Bruni und ich hüllen uns in Schweigen, wir geben uns Mühe, nur unverfängliche Themen anzuschneiden.
Am Nachmittag telefoniere ich mit Gundula, die sich bestens gelaunt meldet. Ich erfahre, dass es ihr täglich besser geht, was mich aufrichtig freut. Sie berichtet, dass der Junior sie angerufen hätte, leider nur kurz, weil er offensichtlich sehr erkältet sei.
»Ach, es ist so schön, wenn man merkt, dass die Firma im Notfall hilft. Hoffentlich habe ich Gelegenheit, mich bei den lieben Menschen eines Tages zu revanchieren.«
Ich schmunzele über die Worte der guten Seele. »Ach Gundula, wollen wir mal ganze feste hoffen, dass Sie in naher und ferner Zukunft die große Ausnahme sind, in dieser unglücklichen Lage zu sein.«
Dann schwärmt sie von den Kochkünsten meiner Mutter, die heute mit einem Warmhaltetopf voller Möhrengemüse mit Mettwurst ins Krankenhaus gekommen sei.
»Ich habe das Krankenhausessen nicht angerührt, Karo! Die Schwestern haben ganz beleidigt geschaut.«
Sie erkundigt sich nach der Arbeit im Büro, ob Bruni und ich alles im Griff haben. Ich beruhige sie, verschweige natürlich, dass wir die Zeit am Schreibtisch eher Pläne schmiedend als arbeitend verbringen.
»Brauchen Sie noch etwas, Gundula? Ich könnte es später mitbringen, wenn ich Sie besuchen komme.«
Sie lehnt meinen Besuch ab. »Nein, Kind, machen Sie sich einen schönen Feierabend. Ihre Mutter war fast zwei Stunden bei mir, außerdem habe ich eine nette Leidensgenossin, mit der ich mich prima unterhalten kann. Und denken Sie mal, Ihre Mutter hat mir Topflappengarn mitgebracht. Wie lange habe ich nicht mehr gehäkelt. Da muss ich erst von der Treppe fallen, um mich nach langer Zeit wieder an eine Handarbeit zu wagen.« Ich reiche Bruni den Hörer, weil sie ebenfalls mit Gundula sprechen möchte.
Die liebe gute Mama! Ich beschließe, meiner Mutter einen schönen Blumenstrauß zu kaufen, weil sie sich so rührend um Frau Piefke kümmert. Aber erst am Montag, denn am Wochenende hätte sie nicht viel davon, weil meine Familie ja nach Soderstorf fahren will.
Frau Ahlers arbeitet noch immer an der Wursttheke im Supermarkt. Der Kringel Blutwurst für die werdende Mutter ist schnell eingekauft, für die Kinder packe ich vier Überraschungseier in den Einkaufswagen. Mein Bedarf an Lebensmitteln ist flott gedeckt. Mit schlechtem Gewissen stelle ich fest, dass ich kaum koche. Ich nehme mir vor, das alsbald zu ändern.
Meine Schwester reißt mir die Tüte von der Wursttheke förmlich aus den Händen, kaum dass sie die Tür geöffnet hat.
Statt sich zu bedanken, mosert sie herum. »Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr. Du bist aber auch eine Trödelliese.«
Die Zwillinge greifen ebenso gierig nach den Überraschungseiern, ohne sich zu bedanken. Ich ärgere mich über das Verhalten meiner Schwester und Nichten, beschwere mich jedoch nicht.
Ich kann nicht nachvollziehen, wie schlimm eine Heißhungerattacke während einer Schwangerschaft ist. Bei Conny muss sie schlimm sein, denn sie hat bereits eine Bratpfanne auf eine Kochplatte gestellt.
Weil Hanni zwei Figuren und Nanni nur Bastelkram in den gelben Plastikhüllen hat, entsteht sofort Streit zwischen den Kindern. Ich gehe dazwischen. Mit viel Überredungskunst schaffe ich, dass jede der Mädels mit einer Figur bzw. einem
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