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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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Fuß schmerzt immer mehr.«
    Ich springe auf. »Das erledige ich für dich.«
    Mit großen Schritten sprinte ich in die obere Etage, raffe im Affentempo die Klamotten der gesamten Familie meiner Schwester zusammen. Ohne Rücksicht auf gewisse Falttechniken stopfe ich Kleidung sowie Toilettenartikel in die kleinen Koffer.
    Dann endlich die Verabschiedung. Sie sind weg! Im Nachhinein muss ich gestehen, wenn ich das alles geahnt hätte, wäre es mir egal gewesen, ob Conny beeindruckt gewesen wäre oder nicht.
    Ich laufe dreimal zum Fenster, um mich zu vergewissern, dass der Multivan auch tatsächlich verschwunden ist. Zaghaft ziehe ich den Block aus meiner Jeanstasche. Verzweifelt studiere ich die dazugekommenen ›Aufgaben‹.
    Küchenschubladen umräumen, Tisch im Esszimmer polieren, verschmierten Spiegel über Sideboard im Esszimmer reinigen, Joghurtbecher draußen aus dem Pool fischen, Handtuchhalter im Gäste-WC ankleben, Fensterscheiben Terrasse putzen, alle CDs in die richtigen Hüllen ordnen.
    Bei dem Gedanken an die Bettwäsche, die ich abziehen, waschen, bügeln und wieder aufziehen muss, steigen mir Tränen in die Augen.
    Zu allem Übel klingelt mein Handy. Bruni. Ich habe zwar keine Lust, mit ihr zu reden, nehme das Gespräch aber trotzdem an.
    »Huhu, Karo! Stell dir vor, Heiner hat meine Wohnung fast fertig, wir wollen ausgehen. Hast du Lust mitzukommen?«
    Ich verneine matt, erkläre, dass ich jede Menge Arbeit hätte. Ich höre ein kurzes: »Schade.«
    Sie plappert weiter. »Ach ja, ich habe heute mit Gundula telefoniert. Geigenpaul geht es zwar noch immer nicht gut, er kommt aber trotzdem morgen früh mit dem Flieger. Ich habe es so verstanden, dass er hier irgendwas ›besorgen‹ muss. Hoffentlich haut der schnell wieder ab, denn sonst ist es vorbei mit unserem Lotterleben.«
    Ich lasse die Nachricht langsam sacken. Der war doch so krank? Wie soll ich das verwüstete Haus bis morgen früh in Ordnung bringen?
    »Verdammt!«, schreie ich ins Mobiltelefon. »Er soll seinem Adalbert lieber etwas besorgen. Der kann doch nicht so einfach herkommen!«
    Dann fließen die Tränen, als hätte jemand eine Schleuse in meinen Augen geöffnet.
    »Hilfe, Bruni … du … ihr müsst mir helfen, das ist ein Notfall. Störtebekerwiese, ich bin in der Villa.«
    Dreißig Minuten später sitzen wir uns im Wohnzimmer gegenüber. Ich beichte weinend die komplette Geschichte. Das ganze Chaos habe ich nur angerichtet, um vor Roger und Conny glaubhaft dazustehen.
    Bruni schüttelt sich vor Lachen, Heiner amüsiert sich ebenfalls kräftig. Beide finden, dass sich der Aufwand doch gelohnt habe.
    Bruni streckt die Hand nach der Liste aus. »Steht ja alles vollkommen durcheinander drauf. Wir packen das jetzt gemeinsam an. Wir gehen Zimmer für Zimmer systematisch durch.« Dann drückt sie mir einen Kuss auf die Wange. »Du wirst sehen, morgen früh sieht es so aus, als wäre nichts gewesen. Wir müssen nur auf jedes kleinste Detail achten, sonst können wir dich demnächst im Knast besuchen.«
    Ich schniefe in den Ärmel meines T-Shirts. Bruni bleibt gelassen, sie greift nach ihrem Handy.
    »Willi? Seid ihr schon, ich meine, steckt der Ring schon am Finger? … Herzlichen Glückwunsch! Dann klemm deine Verlobte unter den Arm und kommt in die Störtebekerwiese 1. Das Haus könnt ihr gar nicht verfehlen … Eine Prachtvilla. Unsere Chaos-Queen Karo braucht Hilfe … lieb von euch … bis gleich.«
    Als das frisch verlobte Paar in Gala-Kleidung aufläuft, wird erst einmal mit vielen Küsschen zur Verlobung gratuliert. Die Ringe sind geschmackvoll, Simones Ringfinger schmückt ein prächtiger Diamant. Auch jetzt sind etliche Erklärungen vonnöten. Ich begreife nicht, dass alle darüber lachen können, nur ich nicht. Simone schlüpft in eine Joggerhose von mir, deren Beine ihr bis zu den Waden reichen. Willi lehnt einen Klamottenwechsel ab. Er meint, gute Taten könne man auch in guten Kleidungsstücken vollbringen.
    Wir gehen nach Brunis Methode vor. Zuerst widmen wir uns dem Hobbyraum. Als Heiner die verschmierte Wand sieht, schüttelt er den Kopf.
    »Das Kunstwerk müssen wir überstreichen. Anders geht es nicht.«
    Er macht sich auf den Weg in seine Firma, um einen Eimer Farbe mit dem entsprechenden Farbton zu besorgen.
    Willi wird wegen des Hummers befragt. Auch er hat eine Lösung. Er fahre kurz zu seinem Vater, er habe Scherenmonster zuhauf im Gefrierschrank.
    Nachdem der Hobbyraum im alten Glanz erstrahlt, arbeiten wir

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