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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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uns Zimmer für Zimmer durch, bis in die unterste Etage. Heiner beweist sich als echtes Multitalent. Er stellt den Wasserdruck so ein, dass der Strahl in der Dusche wieder schwächer wird, ebenso tröpfelt der Siphon unter der Spüle wie vor ›Vaters Einsatz in vier Wänden‹ .
    Willi erklärt uns die komplizierte Elektronik der Waschmaschine, alles läuft wie am Schnürchen. Um 5:30 Uhr, draußen ist es bereits hell, räumen Bruni und ich die Küchenschubladen um.
    Die Männer kommen aus dem Garten, sie haben dort alles perfekt gemacht. Heiner hat sogar den Lehmboden der umgepflanzten Bäume mit abgestochenen Grasplatten verdeckt. Simone leert den letzten Putzeimer mit schmutzigem Wischwasser im Gäste-Klo, dann sind wir endlich fertig.
    Zuletzt verschwindet der ›Paul‹ von der Haustür, und an die korrekte Briefkastenbeschriftung wird ebenfalls gedacht.
    Wir stehen vor Geigenpauls Anwesen und werfen einen letzten Blick auf das Haus. Danach lade ich meine Retter zu McDonaldʼs ein, uns allen ist nach Rührei mit Speck und heißem Kaffee.
    Nach dem kräftigen Frühstück umarme ich jeden meiner Freunde und bedanke mich. Ohne deren Hilfe hätte ich das niemals geschafft. Bevor ich in meine Wohnung fahre, mache ich noch einen Abstecher, um die letzte Spur zu verwischen. Auf Zehenspitzen schleiche ich leise in Gundulas Wohnung. Feierlich hänge ich den Schlüsselbund der Villa zurück an seinen Platz.

20. Die Erpressung
    Bis zum späten Nachmittag schlafe ich wie eine Tote. Nach einer starken Tasse Kaffee bereite ich eine Hühnersuppe aus der Tüte zu, die ich langsam schlürfe. Währenddessen laufe ich wie ein Tiger im Käfig herum. Paul ist heute früh zurückgekommen, er wird längst in der Villa sein.
    Haben wir auch nichts vergessen? Hatte Simone den Putzeimer wieder in die Kammer gestellt? Ich rufe sie an. Ja, sie hat. Hat Bruni die Reste Waschpulver aus der Kammer der Waschmaschine entfernt? Ich rufe sie an. Ja, sie hat. Hat Heiner keinen der Pinsel liegen gelassen? Ich rufe bei Bruni an, verlange Heiner, Heiner kommt verschlafen ans Telefon. Wieder bekomme ich die Antwort, dass alles okay sei.
    Ich beschließe mich abzulenken, ein Besuch bei Gundula würde mich beruhigen. Ich werde mir Gewissheit holen, denn sollte Geiger etwas Auffälliges in seinem Haus bemerkt haben, wäre Frau Piefke die Erste, die er darüber informiert hätte. Als ich an die Zimmertür 1212 klopfe, ist mir etwas flau im Magen. Gundula zeigt sich, zu meiner Freude, fröhlich wie immer. Nach einer Viertelstunde Plauderei entspanne ich sichtlich. Nein, Geiger kann nichts bemerkt haben. Frau Piefke zeigt stolz einen fast fertigen Topflappen. Dann gerät sie ins Schwärmen, dass die Ärzte samt Schwestern so freundlich wären. Besonders Herr Dr. Magnussen.
    Nach diesem Spruch beschließe ich, mich zu verabschieden. Es fehlte gerade noch, dass die Piefke Lobeshymnen auf Ricarda singt. So richtig gehen lassen will mich die Piefke anscheinend nicht. Sie fängt an, über ihre Frisur zu jammern. Sie sehe so schrecklich aus, wenn doch bloß Herr Geiger von einem Krankenbesuch absehen würde. Er sei ja wieder in Hamburg, heute Morgen sei er in aller Frühe gelandet. Aber, über den Anruf von ihm in den Morgenstunden habe sie sich gefreut. Nein, es sei ihr nicht recht, wenn er sie so zerzaust sehe.
    Obwohl ich längst weg sein wollte, höre ich höflich zu.
    Dann setzt sie ein beleidigtes Gesicht auf. »Stellen Sie sich mal vor, Karo. Da fragt der Junior mich doch tatsächlich, ob ich jemandem die Schlüssel seines Hauses überlassen hätte. Ich war richtig baff. ›Nein‹, habe ich gesagt, ›Herr Geiger, nein, dass Sie so von mir denken, das enttäuscht mich jetzt doch ein klein wenig.‹ Allerdings bin ich bei der Wahrheit geblieben. Ich habe gesagt: ›Herr Geiger, ich habe lediglich Frau van Goch davon unterrichtet, dass der Schlüssel Ihrer Villa in meinem Schlüsselkasten hängt. Für den Notfall …‹«
    Mein Mund wird trocken, ich schiele gierig auf Gundulas gefülltes Wasserglas, wage aber nicht, sie um einen Schluck zu bitten. Ich lache verunsichert, sie fährt fort.
    »Ich hätte es Ihnen schließlich nicht erzählt, wenn ich Ihnen nicht trauen würde, Karo. Das habe ich auch dem Junior gesagt.«
    Ich nicke so feste, dass meine Halswirbel knirschen.
    »Aber, er wird sich ja selber davon überzeugen können, dass niemand anderes, außer mir, sein Haus betreten hat.«
    Gebannt hänge ich an ihren Lippen. Jetzt lächelt sie geradezu.

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