Lügen haben rote Haare
elendig.«
Jetzt mischt sich Heiner ein, der es sich in einem Strandkorb bequem gemacht hat. »Grübele nicht auch noch darüber nach. Mach dir deswegen kein schlechtes Gewissen. Was hat der verlangt? Dass du nicht mehr ausgehen darfst?«
»Jaaaa, ich soll mich nicht mit anderen Männern treffen.«
Simone reibt sich die Nasenspitze und rückt ihre Brille zurecht. »Hä? Und warum machst du das? Du triffst dich doch gerade mit anderen Männern.«
»Simone.« Bruni streckt gähnend die Arme in die Luft. »Geh über die Brüstung kotzen und wirf dich hinterher.«
»Ich werde mich so schnell wie möglich nach einer anderen Stelle umsehen. Also, wenn jemand was hört, sagt mir Bescheid.«
Jetzt wird Bruni hellwach. »Nein, das wirst du nicht, Karo. Du kannst mich doch in diesem Männerpuff nicht alleine lassen.«
»Kann ich wohl!«
Willi schenkt uns allen, außer Simone, nach. »Ich weiß ja nicht, ob Heiner und ich in sein Beuteschema passen, aber der kann uns mal am Hintern lecken. Karo, du gehst am Wochenende mit uns aus, wir lassen es ordentlich krachen. Im Kakadi , jawoll!«
»Nein, Willi, das Risiko ist mir zu groß. Sollten er und Adalbert eher zurückkommen … Wenn ich mich nicht an die Abmachung halte, verpetzt der mich womöglich noch bei meinen Eltern. Was glaubst du, wie sauer die sein werden. Und meine Schwester könnte den größten Triumph ihres Lebens feiern.«
Simone schafft es immer wieder, dass alle sie perplex ansehen.
»Ich habe einige Perücken zu Hause. Ich kann dir eine leihen, dann erkennt dich niemand.«
»Tatsächlich? Mensch, Simone, das ist eine geniale Idee.« Bruni springt auf und knuddelt ihre Cousine inbrünstig.
»Welche Farben?«
»Alle, die es gibt.« Dann schlürft sie wieder. Willi krümmt sich so vor Lachen, dass er aus der Hängematte auf den Holzboden kracht. »Und zur Feier des Tages bringe ich eine große Machungwa mit.«
»Au ja«, ruft Simone. »Bin gespannt, wie die schmeckt.«
Nach dieser Äußerung kriegt Willi sich gar nicht mehr ein, er kreischt vor Lachen, bis er kaum noch atmen kann.
Ob wir wollen oder nicht, wir bekommen alle einen Lachflash.
»Na, was ist, Karo? Bist du morgen Abend dabei?« Heiner prostet mir zu.
Ich strahle ihn an. »Also, unter diesen Umständen bin ich garantiert dabei.«
Bruni, Heiner und ich schlagen Willis Angebot aus, in seiner Wohnung zu übernachten. Zu dritt teilen wir uns ein Taxi. Wir verabreden uns für morgen, gegen 21 Uhr, bei Willi. Simone bietet freiwillig an, uns zu kutschieren.
23. Perücke in Masala Sauce
Ich öffne die Balkontür weit und denke sehnsüchtig an Willis herrliche Dachterrasse. Es muss schön sein, dort am Morgen zu frühstücken. Ich schiebe den Gedanken beiseite, wie Geiger und Bert wohl diese Nacht verbracht haben, und springe unter die Dusche. Ich freue mich wahnsinnig auf heute Abend; mit der kleinen Verkleidung sollte mich niemand erkennen. Es war so lustig gestern; ich wüsste nicht, wie ich die nächste Zeit ohne die abendlichen Aktivitäten mit meinen Freunden überstehen sollte. Während ich frühstücke, ruft Conny an.
Sie klingt depressiv und den Tränen nahe.
»Kommst du zum zweiten Frühstück, Karo? Mir geht es nicht so gut.«
Im Grunde habe ich überhaupt keine Lust, ich sage dennoch zu. »Eigentlich wollte ich ja meine Wäsche machen und putzen … Aber gut, ein Stündchen habe ich Zeit.«
An ihrer Stimme höre ich, dass es ihr sofort besser geht.
»Prima, bringst du Brötchen und Aufschnitt mit? Ich habe nicht so viel im Haus.«
Typisch Conny. Manchmal frage ich mich, wie diese Familie ohne Lebensmittel überlebt.
Meine Schwester hat den Tisch nett gedeckt, hastig reißt sie die Wursttüte vom Metzger auf.
»Lecker, Mett, Teewurst und Blutwurst. Du bist ein Schatz, Karo! Die Zwillinge sind mit Mama und Papa in den Zoo gefahren. Ach ja, ich soll dir von Mama ausrichten, dass sie heute Nachmittag Gundula besuchen geht. Mit Opa Heini. Du sollst dir ein schönes Wochenende machen.«
Ich will wissen, warum Conny am Telefon so traurig klang.
»Ach, Anton ist doch weg. Er kommt erst morgen Abend wieder.« Schmatzend erklärt sie: »Geschäfte, im Ruhrgebiet. Düsseldorf.«
»Und du vermisst ihn, was?«
Conny lacht. »Nicht unbedingt ihn, aber seine Hilfe. Die Kinder sind anstrengend, puh, schaff dir nie Zwillinge an, Karo.«
Gedankenverloren schneide ich ein Brötchen auf. Ich muss an Opa Heinis Worte denken: Die kommt doch schon mit den beiden nicht klar.
»Sag mal,
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