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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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hauen wollte. Simone und ich konnten das gut nachvollziehen.
    »So einen Freund wie dich hätte ich mir damals auch gewünscht, Machungwa. Ich wurde immer wegen meiner Größe geärgert.« Sie beugt sich vor und hebt ihre Stimme. » Kannst die Kirschen direkt vom Baum essen … Guck mal, ob Staub auf dem Wohnzimmerschrank liegt oder Schieb mal die Wolken beiseite! « Dann wirft sie Bruni einen bösen Blick zu. »Und die da, die nennt mich noch heute Leuchtturm!«
    Bruni kichert. »Aber das ist doch nur Spaß, Cousinchen. Außerdem … den Rang hat dir jetzt Machungwa abgelaufen. Du bist nur noch Leuchtturm Number two.«
    Simone erntet von Willi einen treuherzigen Blick. »Für mich bist und bleibst du Leuchtturm Number one.« Simone genießt das Kompliment.
    »Kinder können grausam sein«, melde ich mich zu Wort.
    »Weil ich rothaarig bin, wurde ich auch ab und an gehänselt, Außenseiter war ich aber nie.«
    Machungwa schaut mich fragend an und fährt sich über den kahl rasierten, wohlgeformten Schädel.
    Heiner merkt, dass er Ausschau nach meinen roten Haaren hält. Er nimmt mir das Wort aus dem Mund.
    »Die Roten stecken heute ausnahmsweise unter einer Perücke! Karo ist sozusagen inkognito unterwegs.«
    Stimmt, hätte ich beinahe vergessen!
    Machungwa nickt diskret, ohne weitere Fragen zu stellen.
    » Ich hatte die Idee, ihre roten Haare zu verstecken. Und die Perücke hat sie auch von mir.« Simones Stimme klingt stolz.
    »Warum … und von wem hast du die Dinger eigentlich?«, will Bruni wissen. »Ich habe dich noch nie mit einer Perücke gesehen.« Sie nippt an ihrem Weinglas.
    Simone winkt lässig ab. »Ach, die habe ich alle aus dem Pflegeheim.«
    Ich verharre genau in der Stellung, in der ich mich nach dem Erfassen dieser Aussage befinde. Ein halb geöffneter Mund wartet auf ein Fleischstückchen, welches sich auf einer Gabel kurz davor befindet.
    »Aus dem Pflegeheim? Hä?« Bruni kapiert es nicht.
    Bitte, Simone, keine weitere Erklärung mehr, bitte!
    Es wird ein wenig unruhig am Tisch; Heiner und Willi halten sich die Augen zu. Machungwa grinst, Bruni beobachtet mich mit weit aufgerissenen Augen. Ich sitze noch immer so bewegungslos wie vor wenigen Sekunden.
    Simone erklärt weiter. »Also, ältere Frauen haben ja manchmal wenig Haare. Und weil die schließlich auch noch hübsch aussehen wollen, kommen Mitarbeiter eines Haarstudios, und jede der Heimbewohnerinnen mit dünnen Haaren bekommt zwei von diesen ›Dutts‹. Die können doch nicht wie Machungwa herumlaufen, Bruni! Und wenn sie gestorben sind, geht eine Perücke mit in die Ewigkeit, die zweite wollen die Angehörigen meistens nicht ha…«
    »Iieh… bieh…« Mein Besteck fliegt auf Heiners Teller, der mir gegenübersitzt, im zweiten Schritt fliegt die Verona-Pooth-Frisur hinterher. Ich springe auf und schüttele meinen ganzen Körper, kratze abwechselnd meine Kopfhaut, Gesicht und Kinn. Ich kann nicht aufhören, mit spitzer Stimme »Iieh« und »Bieh« zu keifen. Mir ist es pupsegal, wie mich die anderen Restaurant-Gäste anstarren. Ein kleiner Inder im Smoking kommt aufgeregt angelaufen und fragt besorgt, ob mit dem Essen ›alles gut‹ sei. Ich renne auf die Toilette; Bruni schnappt sich die ›Haare in Masala-Sauce‹ und eilt hinter mir her. Als Letzte kommt Simone, schockiert und außer Atem, angelaufen.
    »Reg dich ab, Karo, die sind doch alle gereinigt … Ich meine, von einem Friseur aufbereitet worden. Meinst du, ich hätte sie dir frisch vom Kopf einer Patientin angeboten?«
    Bruni beruhigt mich ebenfalls. »Ja, so etwas würde selbst Simone nicht bringen. Karo, komm schon, hör auf, dich so albern zu benehmen.« Dann stülpt sie sich den Haarersatz über ihre kurzen Haare. »Guck, ich setze sie ohne Ekelgefühl auf.«
    Anschließend greift Simone danach. »Ja, guck … Ich setze sie auch auf, passiert doch nichts.«
    Die beiden beruhigen mich tatsächlich ein wenig, meine Stimme ist dennoch etwas zittrig. »Simone, schwör bitte auf alles, das dir hoch und heilig ist, dass diese Perücke gewaschen ist.«
    »Ja doch, ich schwöre.«
    Bruni kneift die Augen zusammen. »Sag jetzt noch, was dir hoch und heilig ist.«
    Simone zuckt die Schultern. »Hm, eigentlich nix.«
    Bevor ich dem Leuchtturm eine knallen kann, drückt Bruni mich auf einen Hocker. Den ›Masala-Mopp‹ wirft sie ins Waschbecken.
    »Simone, sprich mit Willi. Er muss einen Fön organisieren. Er soll den Ober fragen, ob es so etwas in diesem Laden gibt.«
    Da ein

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