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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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den Tisch, wir greifen beherzt zu.
    Die anfängliche Harmonie ist jedoch schnell hinüber, als Simone ihre Perückensammlung aus der großen gelben Hutschachtel auf dem Tisch ausbreitet. Bruni kriegt fast einen Herzkasper, mir ist beim Anblick dieser Teile ebenfalls komisch zumute.
    »Ach, Simone! Was soll das denn?«
    Sie hält zwei dieser ›Haarmützen‹ in die Luft, ihre Stimme wird laut. »Diese altmodischen Dinger können wir Karo doch nicht auf den Kopf setzen! Mit solchen Frisuren ist meine Oma noch nicht einmal ins Bett gegangen! Damit kommt sie nie ins Kakadi , da kannst du Antonios Mutter drei Jahre an einem Stück vorlesen!«
    Simone sucht Willis Blick, der zuckt jedoch nur mit den Schultern. Bruni wirft sämtliche Perücken, mindestens zehn Stück, auf den Tisch und begutachtet sie.
    Bei der Letzten hält sie erleichtert inne.
    »Ja, die … die ist toll.«
    Ich beäuge misstrauisch den schwarzen Pagenschnitt mit dem kurzen Pony. Bruni bindet meine Locken mit einem dünnen Gummiband zusammen und stülpt mir das Teil über den Kopf; prompt fange ich an zu schwitzen. Ich will in den Spiegel schauen.
    »Stopp, noch nicht!«, befiehlt Bruni.
    Sie frisiert eine halbe Stunde an dem Haarteil herum.
    Simone schaut mich andächtig an. »Du siehst wunderschön aus, Karo. Wie Verona Pooth.« Dann keift sie Bruni an. »Aber immer erst meckern, ne?«
    Bruni winkt mürrisch ab.
    In der Tat, ich erkenne mich im Spiegel kaum wieder. Vollkommen inkognito. Ich beschließe, diese Perücke in meinem ganzen Leben nicht mehr abzusetzen; die Farbe Schwarz steht mir gut.
    Im Sambaschritt bewegen wir uns Richtung Audi, so gute Laune hatte ich schon lange nicht mehr. Meinen Freunden scheint es genauso zu gehen.
    »So«, sagt Willi fröhlich. »Jetzt fahren wir indisch essen und schlagen uns die Bäuche voll.«
    Simone beteuert noch einmal, dass sie nur Machungwa essen wolle. Wieder lacht ihr Verlobter.
    Kurz vor dem Restaurant Maharani freut sich Willi. »Klasse, Machungwa ist schon da.«
    »Wo?«, rufen wir alle wie aus einem Mund.
    »Na da!«
    Ich erkenne lediglich ein blinkendes Herz in Form eines Ansteckers an einer dunklen Wand, die im Schatten liegt.
    Simone parkt ein; neugierig springen wir aus dem Wagen. Hinter dem blinkenden Herzen verbirgt sich ein groß gewachsener Afrikaner, der nun aus dem Schatten tritt und eine circa fünfzehn Zentimeter lange, strahlend weiße Zahnreihe zeigt.
    Simone scheint enttäuscht zu sein. »Menno. Ich dachte, Machungwa wäre eine Wurst oder so was Ähnliches.«
    Die angebliche ›Wurst‹ lacht schallend.
    Ich denke belustigt, dass Willi eine Wurst ist. Machungwa ist ein Traum. Bruni gurrt leise und schmiegt sich an Heiner, der mindestens genauso attraktiv ist wie dieses Muskelpaket. Simone legt zärtlich einen Arm um Willis schmale Schultern, der neben Machungwa noch schmächtiger wirkt. Wir stellen uns alle unkompliziert vor, der Afroman spricht ein perfektes, akzentfreies Deutsch.
    »Machungwa ist Medizinmann in Frankfurt«, erklärt Willi.
    »Ja«, bestätigt der Medizinmann. »Zurzeit verbringe ich meinen Urlaub in Hamburg, meiner alten Heimat. In Nigeria ist es mir zu heiß. Und … braun gebrannt bin ich ja schon!«
    Der ist ja klasse!
    Dann entfernt Machungwa das pulsierende Leuchtteil von seinem schwarzen, seidigen Jackett.
    »In der Dunkelheit, dazu in dunkler Kleidung, bin ich ein Nichts. Wisst ihr eigentlich, wie oft ich schon nachts fast von einem Bus überfahren worden wäre?«
    Wieder sorgt er für Heiterkeit. Es ist ganz offensichtlich, dass er sich selbst verulkt, ich finde ihn auf Anhieb sympathisch.
    Im Maharani , an einem großen Ecktisch, interessieren wir uns für das Leben dieses gut aussehenden Mannes. Der Tisch füllt sich mit Köstlichkeiten wie Chicken Biryani , Lamm Masala , Pork Vindaloo , Hummer-Krabben-Curry in Cashew-Masala , Tali und verschiedenen Gemüse- und Reispfannen. Dazu trinken wir einen exklusiven Merlot aus hauchfeinen Gläsern. Machungwa schlägt vor, dass jeder von jedem probieren sollte; ich finde diese Idee wunderbar.
    Während die großen Speiseplatten sich leeren, erzählen Willi und Machungwa, dass sie sich seit der Grundschulzeit kennen und gemeinsam ›durch dick und dünn‹ gegangen sind. Willi wurde wegen seiner Zartheit von den Mitschülern gehänselt, Machungwa wegen seiner Hautfarbe. Die beiden Außenseiter wurden Freunde; Willi hatte quasi schon in der zweiten Klasse einen Bodyguard, der jedem die Faust zeigte, der Klein-Willi

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