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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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Paul Paul ist.
    Paul weiß im Gegenzug von den Videos, dass alle, bis auf Machungwa, meine Freunde sind.
    Geigenpaul findet als Erster in dem Gemisch aus Schweigen und neugierigen Blicken seine Stimme wieder.
    »Aha … das ist also deine angekündigte Überraschung für den heutigen Abend, Karo.« Sein Blick streift Machungwa. Dann beugt er sich zu mir herunter, ich spüre den Hauch eines Kusses auf meinen Lippen. Donnerwetter, der ist ja richtig clever. Fast so gut wie ich! Ich folge dem Köder, den er ausgelegt hat.
    Dröpjes bläht die Nasenflügel. Er hört aufmerksam zu.
    »Ja, da staunst du, was? Ich habe dir doch gesagt, dass ich es schaffe, dich mit meinem alten Freund, der Sportskanone Machungwa, bekannt zu machen, bevor er abreist. Nicht wahr, Machungwa? Ich habe gesagt: ›Machungwa, Paul und ich sind fast verlobt … du musst ihn unbedingt kennenlernen. Er brennt ebenfalls darauf, dich kennenzulernen.‹ Und da ich wusste, dass ihr heute Abend hier bowlen werdet …«
    Dröpjes zieht erstaunt die Augenbrauen hoch. »Aber das hat sich doch erst vor wenigen Minuten ergeben, dass wir uns entschlossen hatten zu bowlen.«
    Ich räuspere mich. »Tja, Herr Dröpjes, ich verfüge über eine gewisse Gabe … so eine Art siebter Sinn.« Autsch, das war wohl die verkehrte Antwort, denn der Prokurist nickt ironisch.
    Geigenpaul schüttelt unmerklich den Kopf und schickt mir durch einen scharfen Blick eine stumme Blöde-Kuh-Botschaft.
    Dröpjes schweigt, er beobachtet von oben herab die Situation und lauert wie ein Adler auf Beute, die er bereits scharf im Visier hat.
    Obwohl Machungwa ebenfalls ein Naturtalent in Sachen Reaktionsschnellheit ist und er mit aufs Pferd springt, wirkt das ganze Theater wie eine schlechte Inszenierung.
    »Ja, genauso war es.« Lachend reicht er Paul die Hand »Ich gebe sie nicht gerne her, meine kleine Freundin.« Er zieht mich eng an sich.
    Paul nickt gespielt verständnisvoll. »Machungwa, Karo hat so viel von dir erzählt, wir sollten uns morgen in Ruhe zusammensetzen. Heute Abend muss ich mich um Geschäftspartner kümmern.«
    Simone, die vom Pinkeln zurückkehrt, hört Geigenpauls letzte Worte. Sie macht große Augen. Ich sehe, wie Bruni die Hände zum Gebet faltet und erneut nach Spinnen Ausschau hält.
    »Wie jetzt? Ich denke, der Geigenp… ähm, Herr Geiger durfte nicht wissen, dass du mit Machungwa und uns in die Disco gehst, Karo. Wieso weiß er von Machungwa? Was sollte dann das ganze Trara mit der Perücke und so …? Habt ihr mich etwa wieder verarscht?« Beleidigt stemmt sie die Hände in die Hüften.
    Dröpjes ist spätestens jetzt voll im Bilde. Ich spüre förmlich seine scharfen Krallen im Genick.
    Nachdem die Luft rein ist, verspüre ich großes Verlangen, Simone sämtliche Bowling-Kugeln gnadenlos um die Ohren zu schlagen.
    Uns allen ist die Lust auf sportliche Aktivitäten vergangen. Nachdem Machungwa in alle Einzelheiten eingeweiht wurde, sitzen wir noch bis 23 Uhr zusammen und schaffen es sogar, wieder gute Laune zu haben.

28. Bunga-Bunga
    Nach einer schlaflosen Nacht sehe ich zum Erbarmen aus, darum lege ich nach dem Duschen, während ich frühstücke, ausgepresste Darjeeling-Teebeutel auf die geschwollenen Augenlider. Zufrieden stelle ich nach 20 Minuten fest, dass das alte Hausmittel ein wenig zur Abschwellung beigetragen hat. Die dunklen Augenringe sind jedoch nicht verschwunden.
    Mittlerweile ist mir alles, aber auch alles total egal. Ich verzichte auf großzügiges Make-up, lediglich die Lippen schminke ich rot. Geigenpaul wird gleich Kleinholz aus mir machen, wozu also noch großartig herrichten. Zum Schafott geht man in schlichter Aufmachung, und (fast) ungeschminkt. Maria Stuart ist in schlichter Nonnenkleidung vor den Scharfrichter getreten, sie trug zwei Rosenkränze als Gürtel. Meine Kehle schnürt sich bei dem Gedanken zu, dass der nervöse Vollstrecker seinerzeit drei Axtschläge benötigte, um sie zu enthaupten. Geigenpaul ist nie nervös.
    Ich wähle ein hochgeschlossenes mausgraues Kostüm, welches ich mir einmal gekauft, jedoch nie getragen habe. Die unvorteilhafte Farbe unterstreicht meine Blässe. Die Haare binde ich zu einem schlichten Knoten zusammen, als Akzent setze ich ein seriöses schwarzes Brillengestell ohne Gläser auf die Nase, welches ich mir im letzten Jahr für einen Kostümball gekauft hatte. In meiner Schmuckschatulle finde ich Oma Fines Erbstück, einen wertvollen Rosenkranz, den ich mir als Kette um den Hals hänge.

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