Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
Vom Netzwerk:
sowie der Mentalität der Insulaner könne sie sich nicht identifizieren. Im Klartext also, Disco-Fox statt Hula und deutsche Pünktlichkeit statt »Kommst du heut’ nicht, kommst du morgen«. Bis gestern sei sie arbeitslos gewesen, weil ihre ehemalige Firma in Lübeck Konkurs angemeldet habe, dann sei ein Anruf vom Arbeitsamt gekommen. Es werde dringend eine hochqualifizierte Sekretärin gesucht. Tja, und jetzt sei sie hier. Momentan aushilfsweise, aber man wisse ja nie, was sich ergebe.
    Ulrike folgert prompt. »Vielleicht kommt die Piefke ja gar nicht mehr wieder, die hat doch auch schon ihre Jahre auf dem Buckel.« Heike nickt zustimmend.
    Bruni und ich halten entschieden dagegen. »Blödsinn. Natürlich kommt sie wieder. Sie gehört doch schon zum Inventar.«
    »Warum sitzt du eigentlich nicht auf Piefkes Platz, Karo? Ich meine, wo du doch eh bald die Chefin von dem ganzen Laden wirst?«
    Bruni antwortet wie aus der Pistole geschossen. »Karo hat ausdrücklich darauf bestanden, nicht den Arbeitsplatz zu wechseln. Herr Geiger hat ihren Wunsch mit größtem Bedauern respektiert.«
    Vivi schaut verunsichert von einer zur anderen. Ihr Blick bleibt an mir haften. »Ist es nicht furchtbar anstrengend, mit dem Chef liiert zu sein? Sitzt du nicht andauernd zwischen zwei Stühlen?«
    Dröpjes, der alleine am Tisch vor uns sitzt, scheint jedes Wort mitgehört zu haben. Lachend dreht er sich um. »Frau van Goch hat ein dickes Polster unter der Taille, die sitzt sehr bequem auf zwei Stühlen, nicht wahr Frau van Goch?«
    »Schon wieder neidisch, Herr Dröpjes? Wenn Sie unter dem Bauch ein dickeres Polster hätten, wären Ihnen nicht drei Ehefrauen weggelaufen. Sie sind doch dreimal geschieden, nicht wahr, Herr Dröpjes?«
    Bruni ›tanzt‹ auf dem Stuhl, sie rudert mit den Armen. Heike, Ulrike und Vivi lachen hinter vorgehaltener Hand.
    Dröpjes Halsschlagader schwillt bedenklich an. »Ach, Frau Assmann, Frau Gebauer, es wäre nett, wenn Sie gleich ein wenig Zeit für mich hätten. Ich würde mich gerne kurz mit Ihnen austauschen; Sie wissen ja, wo Sie mich finden.« Danach verlässt er die Kantine, ohne sein Tablett wegzuräumen.
    Bruni und ich wechseln einen kurzen Blick, wir wissen beide, dass die alten Gerüchte durch neue ersetzt werden.
    Zwischen Ulrike und Heike findet ebenfalls ein kurzer Blickwechsel statt.
    »Na, das Betriebsklima scheint ja nicht das Beste zu sein.« Vivi löffelt langsam ihre Nachspeise, einen Früchtequark.
    Ulrike plappert drauflos. »Ach, es gab eigenartige Gerüchte, dass Herr Geiger schwul sei. Wir haben sogar Wetten darüber abgeschlossen. Komischerweise hat Karo mitgewettet, obwohl sie zu dieser Zeit längst mit dem Chef ein Techtelmechtel hatte. Das ist uns allen hier schon bitter aufgestoßen. Naja, Dröpjes glaubt eben, dass die Beziehung zwischen Karo und Herrn Geiger nicht echt ist.«
    Bruni unterbricht sie barsch. »Hör auf damit, Ulrike! Das sind doch alte Kamellen.«
    Ulrike denkt gar nicht daran, sie redet ungeniert weiter.
    »Von wegen, alte Kamellen. Dröpjes hat uns ein Foto in der Zeitung gezeigt, auf dem du, Karo, mit einem farbigen Sportler eng umschlungen in einer Nobel-Disco sitzt.« Sie fasst sich an den Kopf. »Dröpjes meint, dass es auch sehr eigenartig ist, dass der Chef mit seinem Freund Adalbert in der Villa lebt, statt mit dir, Karo.«
    Bruni und ich stehen gleichzeitig auf. »Das sind doch Hirngespinste. Dröpjes soll sich einen guten Arzt suchen, der hat doch kranke Phantasien.«
    Ulrike hat das letzte Wort. »Wieso? So was gibt es doch! Denkt mal an Rex Gildo. Der soll angeblich auch an Männern interessiert gewesen sein. Und der war auch verheiratet.«
    Vivi wird neugierig. »Weiß der Chef eigentlich, was hinter seinem Rücken vorgeht?«
    Ich kläre sie auf. »Nein, natürlich nicht. Ich bin kein Kollegenschwein! Wenn er wüsste, welche Spekulationen an der Tagesordnung sind, würden Köpfe rollen. Der von Dröpjes vorneweg.«
    Heike zieht den Kopf ein. »Geht ihr ruhig, wir räumen eure Tabletts mit weg.« Sie stupst Ulrike, deren Kopf ebenfalls zwischen den Schultern verschwindet, in die Rippen. »Nun komm, beweg dich.«
    Als wir außer Hörweite sind, klopft mir Bruni anerkennend auf die Schulter. »Klasse, Karo. Die sollen schön zu Kreuze kriechen. Mein Auto müsste auch mal wieder gewaschen werden.«
    »Ja, meines hat es ebenso nötig. Und meine Fenster erst, zu zweit wären die flott mit der Arbeit fertig.«
    Vivi schweigt; sie bemüht sich, mit uns

Weitere Kostenlose Bücher