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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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taxiert sie mich.
    Ich möchte vor Scham im Erdboden versinken; Conny sticht nach. Sie wendet sich an Paul.
    »Du solltest Karos Gehalt erhöhen, die leiht sich andauernd Klamotten von mir. Also mir wäre das peinlich, mich mit fremden Federn zu schmücken.«
    Die Verräterin macht auf dem Absatz kehrt und läuft schneller als gewöhnlich zurück in den Garten.
    In Pauls Gesicht entdecke ich tiefe Betroffenheit; er fährt sich mit den Händen durch die Haare. Wortlos lasse ich ihn stehen, da ich mit aufsteigenden Tränen kämpfe und merke, dass ich den Kampf verlieren werde.
    Conny sitzt im Wohnzimmer, der Triumph steht ihr ins Gesicht geschrieben. Mit unschuldiger Quietsche-Entchen-Stimme bittet sie meinen Vater um einen Block, sie möchte einige Zeilen für die Annonce formulieren. Ich warte, bis mein Vater den Raum verlassen hat, dann schlage ich zu.
    »Na, hoffentlich war Antons Schlampe untenrum sauber. Pfui! Nicht dass er dich noch mit irgendwas ansteckt.« Ich schüttele mich angeekelt. »Schau dir noch einmal das Video an; sie hat zwar eine Granatenfigur, sieht jedoch total ungepflegt aus. Aber … nein … ich glaube nicht wirklich, dass Anton so doof ist und ohne Kondom … oder doch?« Ich warte die Antwort nicht ab, denn Connys Augen funkeln so böse, dass ich beschließe, um mein Leben zu rennen. Im Laufschritt umarme ich meine Eltern, flitze zum Corsa und gebe Gas.
    Gepeitscht von einem Gefühlscocktail aus Schadenfreude und Wut fahre ich, schneller als die Polizei erlaubt, nach Hause.
    Ich überprüfe mein Sparbuch und entscheide mich, einen Teil des Ersparten in neue Kleidung zu investieren.

27. Eine schlechte Inszenierung
    Nach einer vierstündigen Wandertour falle ich normalerweise vollkommen erschöpft ins Bett. Der heutige fünfstündige Marathoneinkaufsnachmittag hat meine Sinne jedoch beflügelt. Ich fühle mich taufrisch und probiere die gesamte erstandene Kollektion noch einmal durch. Bruni ist nach Büroschluss zu mir gestoßen; per Handy habe ich sie in die Boutique gelotst, in der ich gerade vor dem Ankleidespiegel stand.
    Jetzt sitzt sie vor mir und kommentiert fachmännisch, wie Bruce Darnell, meine neu erstandenen Schätze. Zwischendurch schimpft sie wie ein Rohrspatz auf Conny, die sich mehr als gemein verhalten hat. Ich kämpfe vergeblich mit den Preisschildern, die unter den neuen Schuhen kleben, und lasse mich zu einem bösen Schimpfwort hinreißen.
    »Scheiße! Wenn ich den erwische, der die Schilder so fest angepappt hat.«
    Bruni lacht albern.
    »Bei 1,3 Milliarden Chinesen schaffst du das locker, die werden nämlich in China produziert.«
    Als es klingelt, fällt Bruni mit schlechtem Gewissen ein, dass sie, als ich am Nachmittag in der Ankleidekabine stand, Heiner, Simone und Willi netterweise zu mir nach Hause eingeladen hat. Ich freue mich nicht besonders, dass ich das erst jetzt erfahre, denn in meinem Kühlschrank herrscht gähnende Leere.
    »Mensch, Bruni. Das hättest du mir auch eher sagen können. Ich habe nichts ›Fleischiges‹ im Haus.«
    Mein Ärger verraucht, als unsere Freunde mit mehreren Tüten, aus denen es verführerisch duftet, meine Wohnung stürmen. Bruni holt tief Luft. »Chinesisch, lecker.«
    Ich sage lachend, dass wir gerade über Chinesen gesprochen hätten und Heiner meint: »Zufälle gibt’s!«
    Willi outet sich als edler Spender; gemeinsam lassen wir die Stäbchen klappern und beschließen, heute Abend bowlen zu gehen. In null Komma nichts sind diverse Schälchen leer gefuttert. Willi und Heiner setzen sich auf den Balkon; Willi will Machungwa anrufen, ihn mobilisieren, mit uns auszugehen. Wir Mädels huschen in mein Schlafzimmer; Simone will meine neuen Klamotten begutachten. Mit Argusaugen wache ich über meine Schätze, denn Simone macht Anstalten, tatsächlich in die neuen Kleider zu schlüpfen. Bruni verteidigt mit und schlägt jedes Mal mit einer Fliegenklatsche zu, wenn Simones Hände eifrig nach den Reißverschlüssen suchen.
    Simone haut fest zurück, und bevor das Ganze in einen Streit ausartet, schlage ich eilig vor, uns den Bällen mit den Löchern zu widmen.
    Mit lautem Hallo begrüßen wir Machungwa, der bereits eine Bowling-Bahn gebucht hat und seinen muskulösen Körper mit einem Aufwärmtraining beschäftigt. Während der Dehnübungen lässt er mich nicht aus den Augen, die wie schwarze Diamanten funkeln. Er schenkt mir ein strahlendes Lächeln. Meine weibliche Intuition sagt mir, dass er meine rote Lockenpracht toller als die

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