Lügen haben sexy Beine
sein?“, fragte er aufrichtig. „Wie wäre es mit der Snackbar? Seit ich hier bin, steigt mir der Duft von Hotdogs in die Nase.“
„Kein Wunder, dass Sie hungrig sind. Sie sind heute ja auch schon früh auf den Beinen. Ich komme erst in drei Stunden zu Ihnen.“
„Ja“, erwiderte er und beobachtete, wie die Sonnenstrahlen Muster in ihr Haar zauberten. „Passiert mir in letzter Zeit öfter.“
Ivy strahlte ihn förmlich an. „Das freut mich. Ab und zu sollten Sie Ihre Nase in die Sonne halten, Tanner. Sonst verwandeln Sie sich noch in einen Maulwurf.“
Darauf hatte er keine Antwort parat. Insgeheim wusste er aber, dass er nicht so früh aufstand, um Sonne zu tanken. Der Grund dafür war, dass er sich darauf gefreut hatte, Ivy zu sehen. Ihre Stimme zu hören und gemeinsam mit ihr zu lachen.
Während er ihr auf dem Weg zur Snackbar folgte, ließ er den Blick über ihre wohlgeformten Kurven schweifen. Früh aufzustehen hat durchaus seine Vorteile, dachte er.
6. KAPITEL
Ivys Nervosität hatte sich mittlerweile gelegt. Sie freute sich sogar über Tanners Besuch auf ihrer Farm. Obwohl der Moment, in dem sie ihn entdeckt hatte, entsetzlich gewesen war. In jener Schrecksekunde hatte sie fieberhaft nach einem Ausweg gesucht. Tanner durfte nicht herausfinden, wer sie war! Wenngleich diese Sorge völlig unbegründet gewesen war. Denn all ihre Mitarbeiter wussten, dass sie bei Tanner arbeitete. Und sie wussten auch, warum.
Während sie durch eine Gruppe von Waldkiefern spazierten, beobachtete Ivy ihn aus dem Augenwinkel. Tanner hatte einen klaren Blick, mit dem er aufmerksam die Umgebung inspizierte. Zu gern hätte sie gewusst, was er über ihr Zuhause dachte und ob es ihm gefiel. Es war der ganze Stolz und die Freude ihrer Familie.
Doch danach fragen konnte sie ihn natürlich nicht. Sie durfte nicht einmal die leiseste Andeutung darüber machen, wer sie war – das behagte ihr ganz und gar nicht. Denn Ivy hasste es zu lügen. Es war das erste Mal, dass sie Tanner anlog, seit sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Zuvor hatte sie sich um die Wahrheit herumlavieren können. Doch jetzt war sie gezwungen zu lügen, und darüber war sie alles andere als froh.
Nachdem sie Hotdogs gegessen und Limonade getrunken hatten, gingen sie in den Souvenirshop. Eine der jungen Frauen, die dort arbeiten, schmolz förmlich dahin, als sie Tanner sah. Ivy verstand Kathys Reaktion nur allzu gut, denn ihr ging es ja genauso. Jedes Mal wenn sie Tanner nahekam, hatte sie das Gefühl, ein kleines Feuerwerk explodierte in ihrem Körper.
Bei diesem Gedanken erwachten sofort ihre Schuldgefühle. Obwohl Ivy wusste, dass der Grund, aus dem sie körperlich auf diesen Mann reagierte, nichts weiter als Chemie war. Außerdem war sie nicht auf der Suche nach einer neuen Liebe – und auch nicht nach einer Affäre. Was sie von Tanner wollte, war viel wichtiger. Er sollte endlich aufhören alles zu bedrohen, was sie liebte.
Sie schlenderten durch den Shop, wo sie ihm den Tisch zeigte, auf dem die kleine Ellie das Namensschild verziert hatte. Einige kleine Künstler waren gerade emsig bei der Arbeit. Beeindruckt begutachtete Tanner das Kunsthandwerk der Frauen aus der Stadt. Es gab handgezogene Kerzen und Duftseifen, die hübsch verpackt in Bastkörbchen angeboten wurden. Daneben wurden handgeknüpfte Wolldecken und Vorleger, Glasvasen und Weingläser angeboten.
„Und das wird wirklich von den Frauen hergestellt, die hier leben?“, fragte Tanner.
„Jedenfalls das meiste“, antwortete Ivy. „Das Glassortiment stammt von Dave Benoit, der eine Glasbläserei besitzt. Er macht die Entwürfe und stellt es schließlich her.“
„Beeindruckend.“ Interessiert sah Tanner sich im Shop um. „Und der Laden hat das ganze Jahr über geöffnet?“
„Mittlerweile haben wir das, ja.“
Erstaunt schaute er sie an.
Erschrocken korrigierte Ivy sich: „Ich meine natürlich, die Angels haben sich dazu entschlossen.“
Als er sie mit seinen dunkelblauen Augen anblickte, spürte Ivy, wie dieses süße Verlangen wieder Besitz von ihr ergriff. Doch dieses Mal nahm sie erleichtert wahr, dass sie kein schlechtes Gewissen hatte. Weder hatte sie Tanner anlocken, noch hatte sie ihn verführen wollen. Und doch war etwas an diesem Mann, das …
„Also dann!“ Sie schluckte und zwang sich zu lächeln, obwohl sie ahnte, dass es nicht besonders überzeugend wirkte. Oh, sie wollte den Gefühlen, die Tanner in ihr wachrief, gar nicht erst auf den Grund gehen. Das
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