Lügen haben sexy Beine
wäre viel zu riskant gewesen. Und schon gar nicht wollte sie ihr Herz befragen. Ganz sicher war sie keine Frau für einen One-Night-Stand. Sie war das sprichwörtliche Mädchen von nebenan.
„Mache ich Sie nervös?“, fragte er.
Kopfschüttelnd lachte Ivy auf. „Was für eine dumme Frage. Natürlich nicht!“
„Hm, hm. Warum weichen Sie dann zurück?“
Verdammt noch mal. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie instinktiv zwei Schritte zurückgetreten war. Aber ihm war es aufgefallen. „Ich war bloß …“ Sie atmete aus. „Vergessen Sie’s. Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Rest.“
Als er den Mund verzog, verdrehte sie die Augen. Während er ihr folgte, warf sie Kathy und deren Mutter Anne, die hinter dem Verkaufstresen standen, einen warnenden Blick zu. Mit einem verschwörerischen Zwinkern hob Anne den Daumen, woraufhin Ivy sich noch unwohler fühlte. Jetzt belog sie nicht nur Tanner, sondern machte sogar ihre Mitarbeiter zu Komplizen.
Dass ihr Körper sich zudem anfühlte, als wäre er gleichzeitig entfesselt und zugeschnürt, machte das Ganze nicht besser.
Entschlossen setzte Ivy ein Lächeln auf. Sie verließen den Shop. Anschließend zeigte sie Tanner die Blumenwiese und den Bach, das Lieblingsmotiv der Brautpaare. Schließlich gelangten sie zu dem Platz, wo die Kindergeburtstage ausgerichtet wurden. In der Mitte stand eine riesige Hüpfburg, die nur darauf zu warten schien, dass Kinder darin herumtollten. Um den Gummipalast herum waren frisch gestrichene Zäune errichtet, damit kein Kind unbeaufsichtigt davonlaufen konnte.
Die Anlage lag am Rand der Farm, sodass sie sich vom Rest des Geschehens ein gutes Stück entfernt hatten. Die Weihnachtsmusik, die aus den Lautsprechern drang, war hier deutlich leiser. Diese Ungestörtheit machte Ivys abermals nervös, und sie spürte wieder, dass sie sich schmerzlich danach sehnte, von Tanner berührt zu werden.
Gott, was passierte eigentlich gerade mit ihr?
Er stellte sich neben sie und legte eine Hand auf den Zaun. „Warum ist hier nicht rund um die Uhr für Kinder geöffnet?“
„Dann wäre es nichts Besonderes mehr, oder?“, entgegnete Ivy und ließ das Schloss des Zaunes aufschnappen. Sie stieß die Tür weit auf und betrat den gepflegten Rasen, auf dem die Hüpfburg stand. Nachdem Tanner ihr gefolgt war, schloss sie die Tür wieder. „An Samstagen und natürlich bei den Geburtstagsparties können die Kinder hier spielen.“
Tanner hob den Kopf, um sich das bunte Ungetüm aus Gummi und die Fähnchen, die im Sommerwind flatterten, anzusehen. „Ich schätze, dieses Ding ist die Attraktion für jeden Partygast.“
„Aber ja.“ Ivy ging zur Hüpfburg und strich mit der Hand über das Gummi. „Waren Sie jemals in einer?“
Er lachte und sah sie an, als wäre sie verrückt. „Nein.“
„Wollen Sie’s mal probieren?“
„Wie bitte?“
Ivy lachte beim Anblick seines fassungslosen Gesichtsausdrucks. Eben hatte sie noch gedacht, vor körperlichem Verlangen verrückt werden zu müssen. Jetzt spürte sie plötzlich, dass das, was sie für ihn empfand, viel tiefer ging. In seinen Augen lag ein ganz besonderer Ausdruck. Es ist eine seltsame Verwundbarkeit, dachte sie. Vielleicht hat er bisher wenig Spaß in seinem Leben gehabt. Er wirkte distanziert, so kontrolliert. Und irgendwie hatte Ivy große Lust, die unsichtbare Mauer niederzureißen.
Möglich, dass sie verrückt war. Aber wenn es einen Mann gab, der lernen musste, das Leben zu genießen, dann war das Tanner King. Er war viel zu ernst.
Ivy war klar, dass sie in den letzten Tagen begonnen hatte, über ihn nachzudenken. Noch stärker als die erotische Ausstrahlung, die er auf sie hatte, war ihr Bedürfnis, Zeit mit ihm zu verbringen. Ihr gefiel der Gedanken nicht, ohne ihn in seinem schönen leeren Haus zu sein. Und sie verabscheute die Vorstellung, dass niemand ihm Gesellschaft leistete, nachdem sie gegangen war.
Ursprünglich hatte sie das Ganze um ihretwillen eingefädelt. Damit sie das Familienerbe retten und ihrer Heimatstadt dabei helfen konnte, wirtschaftlich stärker zu werden. Aber jetzt ging es plötzlich um mehr als nur um das. Natürlich ging es ihr immer noch darum, die Angel Christmas Tree Farm schützen und Cabot Valley zu helfen, keine Frage. Aber darüber hinaus wollte sie – ja, was eigentlich? Etwa Tanner King retten? Der Gedanke verunsicherte sie.
Nahm sie die Rolle von Lady Gwen ein, um ihren Ritter zu befreien?
„Das meinen Sie hoffentlich nicht ernst“, sagte
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