Lügen haben sexy Beine
erledigte ihren Job, verbrachte allerdings keine Zeit mehr mit Tanner. Er arbeitete in seinem Büro an seinem Projekt. Sie mied seine Nähe, während er sich danach sehnte, von ihr abgelenkt zu werden.
Dieses Verhalten war für Tanner der ultimative Beweis dafür, dass es von Anfang an eine schlechte Idee gewesen war, sie bei sich arbeiten zu lassen. Hätte er sie gar nicht erst in sein Leben gelassen, wäre alles so wie immer. Ordentlich und überschaubar.
Na ja, fast.
Denn mittlerweile war Hairy ein fester Bestandteil seines Lebens geworden, sodass Tanner sich nicht mehr vorstellen konnte, ohne seinen kleinen Kameraden hier zu wohnen. Nach einem gründlichen Bad war das goldbraune Fell sichtbar geworden, inzwischen war er auch schon besser genährt.
Schon komisch, als kleiner Junge hatte Tanner sich nichts sehnlicher gewünscht als einen Hund. Aber natürlich wäre ein Leben von Hotel zu Hotel nichts für einen Hund gewesen, wie er ihn gewollt hatte. Eben ein richtiger Hund, und nicht eines dieser verwöhnten Rassehündchen, die Frauen in ihren Handtaschen mit sich herumtrugen.
Jetzt, da er sich niedergelassen und ein eigenes Zuhause geschaffen hatte, hätte er nicht daran gedacht, sich einen Hund anzuschaffen. Aber warum? Das war ihm völlig schleierhaft, seit Hairy in sein Leben getreten war.
Ivy hatte ihn zum Tierarzt begleitet, und sie waren beide sehr erleichtert gewesen, zu hören, dass Hairys Allgemeinzustand gut war.
Amüsiert dachte Tanner daran, dass Hairy schnell das Kommando über das Reich aus Glas und Holz übernommen hatte. Er schlief auf den Designersofas oder in Tanners Bett und hatte seine eigene Futterstation in der Küche. Wenn Tanner arbeitete, lag Hairy zu seinen Füßen. Ivy ging fast jeden Tag mit ihm spazieren, und manchmal kam Tanner mit. Es waren stille Spaziergänge, weil sie genauso wie er vermied, über ihre Beziehung zu sprechen oder eine zufällige Berührung zuzulassen.
Tanner hatte das Gefühl, von Ivy wie ein flüchtiger Bekannter behandelt zu werden. Er gab kein Lächeln mehr und keine beiläufigen Berührungen. Sie platzte auch nicht mehr in sein Büro, um ihn neugierig zu fragen, wie weit er mit seinem Computerspiel war. Ist vielleicht auch besser so, dachte er missmutig.
Aber genauso wenig, wie er seinem Körper abgewöhnen konnte, auf ihre Nähe zu reagieren, konnte er sich daran hindern, an sie zu denken.
Gott, er verzehrte sich nach ihr. Jedes Mal, wenn er sie sah, erinnerte er sich an die leidenschaftliche Nacht mit ihr.
Doch da war noch etwas anderes. Sie war verdammt verschlossen und verbarg etwas vor ihm. Tanner fragte sich warum. Er wollte sie, hatte aber gleichzeitig das Gefühl, nicht schlau aus ihr zu werden. Dabei zog er ein geregeltes Leben vor, um nicht wieder ein Chaos zu haben, in dem er als Junge gelebt hatte. Regeln halfen ihm dabei.
Doch in diesem Leben gab es auch keinen Platz für Schmerz und Verrat.
Und der Hund? fragte er sich.
Hairy ist etwas anderes, versicherte er sich sofort. Ein Hund war in der Lage, Regeln zu lernen und einzuhalten. Aber eine Frau wie Ivy? Er konnte ihre Reaktionen und ihr Verhalten einfach nicht einschätzen. Sie glaubte ja nicht einmal an Regeln. Ein Leben mit Ivy wäre eines voller Unterbrechungen und Ablenkungen.
Wieder erinnerte Tanner sich daran, wie weich ihre Haut sich angefühlt hatte. Er erinnerte sich an den Geschmack ihres Mundes und an das berauschende Gefühl, das ihn durchströmt hatte, als er sie erobert hatte. Er erlaubte sich sogar den Gedanken, dass ein bisschen Chaos vielleicht nicht schaden konnte.
Sofort rief er sich wieder zur Vernunft und kam zu dem Schluss, dass Sex nur Probleme machte. Deshalb war es das Beste, die Beziehung zu Ivy auf einer platonischen Ebene weiterzuführen, genauso wie sie es vorgeschlagen hatte.
„Ist sowieso der einfachste Weg“, murmelte er vor sich hin.
Wenn ich nur nicht andauernd an sie denken müsste.
Während er sich hinabbeugte, um Hairy zu streicheln, schickte Tanner seinem Programmierer eine E-Mail. Die Rohzeichnungen der Figuren waren fast fertig. Während er darüber nachdachte, starrte er auf die Frau, die er an diesem Morgen skizziert hatte. Es war Ivy, die ihm entgegenblickte. Ihre Nase, ihr Mund, der vom Küssen geschwollen war. Ihr gezeichnetes Spiegelbild hielt ein Schwert in der hochgestreckten Hand und hatte Engelsschwingen auf dem Rücken.
Im ersten Stadium war sie noch Lady Gwen gewesen. Inzwischen hatte Tanner sie in die Rächerin Aurelia
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