Lügen haben sexy Beine
verwandelt.
Er fühlte sich hundeelend.
„Verflucht noch mal“, murmelte er und versuchte, die quälenden Gedanken zu vertreiben.
Mit einer Hand rieb er sich den Nacken. Er würde Nathans Deadline einhalten, und seine Firma würde die angesagteste auf dem Markt werden. Trotzdem saß er hier und beklagte sich. Was zum Teufel passierte hier?
Warum, fragte Tanner sich, habe ich das Gefühl, dass da noch etwas kommt? Etwas … Ungutes.
Während Ivy den Schokoladenkuchen für Tanner verzierte, sagte sie sich, dass es so nicht weitergehen könne. Die letzten Tage waren so furchtbar gewesen, dass sie einen Schlusspunkt setzen und ihm reinen Wein einschenken musste. Mittlerweile hatte sie das Gefühl, das mindestens zweihundert Kilo auf ihrer Seele und ihrem Herzen lasteten.
Sie hatte einfach kein Talent fürs Lügen.
Großvater hat ja so recht, dachte sie und wünschte sich, Pop säße zu Hause in seinem Lieblingssessel und hörte ihr zu. Doch er und ihre Mom waren in Florida, wo sie tatkräftig die neue Angel-Baumschule aufbauten. Vor Kurzem hatte Ivy mit ihnen telefoniert, natürlich ohne durchblicken zu lassen, wie schlecht es ihr ging.
Sie wollte nicht, dass ihre Familie sich Sorgen um sie machte. Außerdem hatte sie sich die Suppe selbst eingebrockt und musste sie allein auslöffeln. Wenn sie doch nur wüsste, ob Tanner sich etwas aus ihr machte! Himmel, dieser Mensch war so verschlossen, dass es vermutlich einer göttlichen Fügung bedurfte, um etwas aus ihm herauszubekommen. Aber wenn sie Gewissheit hätte, dass er etwas für sie empfand, dann wollte er möglicherweise gar nicht mit ihr reden.
Möglichweise.
Aber selbst wenn er etwas für sie empfand, würden sich seine Gefühle nicht ändern, wenn er die Wahrheit erführe? Was Ivy inzwischen mit Sicherheit wusste, war, dass es nur wenige Menschen gab, denen Tanner vertraute. Wenn sie ihm nun beichten würde, dass sie ihn angeschwindelt hatte, würde er vermutlich nicht viel Verständnis haben.
Verständnis .
Ivy stöhnte auf und legte den Küchenschaber, mit dem sie den Zuckerguss verstrichen hatte, beiseite. Die letzten Tage waren wirklich hart gewesen. Tanner zu begegnen, ihn aber nicht berühren zu dürfen, war die reinste Folter. Und jedes Mal flackerte heißes Verlangen in ihr auf, wenn sie in seiner Nähe war. Ihm so nah und doch so fern zu sein, war eine grausame Qual. Dabei geht es doch nicht nur um das reine Verlangen, dachte sie grimmig. Es ging um Tanner. Ihm nicht sagen zu können, dass sie ihn liebte, war das Schlimmste, was sie jemals durchgemacht hatte.
Ihre Worte des letzten ernsten Gesprächs kamen ihr wieder in den Sinn. Weil ich ein Feigling bin. Es hatte abscheulich geklungen und sich ebenso angefühlt. Noch nie war Ivy vor etwas fortgelaufen, verdammt noch mal. Und sie würde auch gar nicht erst damit anfangen.
Tagelang hatte sie sich das Hirn zermartert, bis sie schließlich einen Entschluss gefasst hatte. Sie wollte ein für alle Mal Schluss machen mit den Lügen. Mit all den Spielchen und der Geheimniskrämerei.
Sie liebte Tanner King. Nach Davids Tod war es für sie unvorstellbar gewesen, sich wieder zu verlieben. Aber nun war es eben doch geschehen, und sie hatte nicht vor, ihre Gefühle zu leugnen. Und damit eine Chance aufs Spiel zu setzen, weil sie zu feige war, einen Fehler zuzugeben.
Vom ersten Tag an hatte sie erkannt, dass Tanner Schwierigkeiten hatte, Vertrauen aufzubauen. Warum sonst verschanzte er sich immer in seinem kleinen Büro? Aber wie konnte sie von Tanner verlangen, ihr zu vertrauen, wenn sie ihn anlog?
„Keine Lügen mehr“, sagte sie leise und war erleichtert. Egal, was zwischen ihr und Tanner geschehen würde, zumindest wüsste sie, dass sie ihm gegenüber aufrichtig gewesen war.
Als ihr Handy klingelte, war Ivy dankbar für die Ablenkung. Sie blickte auf das Display, legte das Telefon ans Ohr und sagte: „Hi Dan, was gibt’s?“
„Entschuldige, dass ich störe. Aber es gibt ein Problem mit dem Brückenschmuck für die Harrington-Hochzeit, Ivy.“
„Was?“, fragte sie und stöhnte auf.
Während sie Dan zuhörte, verfinsterte sich Ivys Miene. Jeder auf der Christmas Angel Tree Farm arbeitete auf Hochtouren, damit die große Hochzeit am nächsten Wochenende wie geplant stattfinden konnte. Das Paar kam aus San Francisco, und die Braut war die Tochter eines wohlhabenden Unternehmers. Die bevorstehende Hochzeit füllte bereits die Klatschspalten der größten Lokalzeitung. Wenn sich herumsprach,
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