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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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ehemaliger Schriftleiter der Sunday Times , gab die Geschichte im Jahre 1922 in Amerika zum besten. Der nachstehende Bericht erschien in den New York Times (am 24. Februar 1922 im Crusader nachgedruckt).
     
    Ein Berichterstatter des Londoner Daily Mail, Hauptmann Wilson, befand sich bei Kriegsausbruch in Brüssel. Seine Zeitung telegraphierte ihm, sie brauche Geschichten von Greueltaten. Nun gab es aber zu jener Zeit keine Greueltaten. Sie telegraphierte hierauf, er solle Geschichten von Flüchtlingen schicken. „Gut“, dachte ich, „das ist fein, da kann ich hierbleiben. Außerhalb Brüssel war ein kleiner Ort, wo man zum Essen hinzugehen pflegte – man bekam dort sehr gutes Essen nämlich. Ich nahm an, daß es dort auch ein Baby gegeben haben müsse, und so schrieb ich eine herzzerreißende Geschichte über das Baby von Courbeck Loo, das im Feuerschein der brennenden Heimstätten vor den Hunnen gerettet wurde.“
    Am nächsten Tage wurde ich telegraphisch aufgefordert, das Baby nach London zu schicken, da sich ungefähr fünftausend Leute brieflich erboten hatten, es an Kindes Statt anzunehmen. Am darauffolgenden Tage kamen Babywäsche und Babykleidchen massenweise in die Redaktion. Sogar die Königin Alexandra drückte in einem Telegramm ihr Mitgefühl aus und schickte einige Kleidungsstücke. Nun konnte ich aber doch nicht zurücktelegraphieren, daß kein Baby da ist. So verständigte ich mich also mit dem Arzte, der für die Flüchtlinge Sorge trug, dahin, daß das verflixte Baby gestorben sei, und zwar an einer sehr ansteckenden Krankheit, so daß es nicht einmal öffentlich begraben werden konnte.
    Und wir überredeten Lady Northcliffe, mit all den Kleidungsstücken eine Kinderbewahranstalt zu gründen.

 
    13
    Der gekreuzigte Kanadier
     
    Wie so viele andere Geschichten, hat auch diese viele Änderungen und Variationen erfahren. Die gekreuzigte Person war einmal ein junges Mädchen, dann wieder ein Amerikaner, aber am öftesten ein Kanadier.
     
    Vergangene Woche kam eine große Anzahl kanadischer Soldaten, die in den Kämpfen bei Ypern verwundet worden war, im Lazarett in Versculles an. Sie erzählten alle, daß einer ihrer Offiziere von den Deutschen gekreuzigt worden sei. Er sei mit Bajonetten, die man ihm durch Hände und Füße gestoßen hatte, an eine Mauer gespießt worden, ein anderes Bajonett hätte man ihn durch den Hals gebohrt, und zum Schlusse sei er noch mit Kugeln durchschossen worden. Die verwundeten Kanadier sagten, daß die Dubliner Füsiliere es mit eigenen Augen gesehen und daß sie (die Kanadier) die Offiziere der Dubliner Füsiliere darüber sprechen gehört haben.
    „Times“, 10. Mai 1915. Pariser Berichterstatter.
     
    Es besteht leider guter Grund für die Annahme, daß die von unserem Pariser Berichterstatter übermittelte Geschichte von der Kreuzigung eines kanadischen Offiziers bei den Kämpfen von Ypern am 22. April 1915 im wesentlichen wahr ist. Die Geschichte war schon damals hier im Umlauf, aber in Ermangelung direkter Zeugenaussagen und unwiderlegbarer Beweise wollte man nicht glauben, daß ein zivilisierter Feind sich einer solch grausamen und rohen Handlung schuldig machen könne.
    Jetzt habe ich aber Grund zu glauben, daß der britische Generalstab im Besitz von schriftlichen Aussagen ist, die bezeugen, daß die Leiche gefunden worden ist.
    Das unglückliche Opfer war ein Wachtmeister. Wie man mir erzählte, wurde er am hölzernen Zaun eines Bauernhofes aufgespießt gefunden. Mit Bajonetten, die man ihm durch die Handflächen und die Füße gestoßen hatte, war er am Zaun festgeheftet. Er war wiederholt mit Bajonetten gestochen worden, und sein Körper wies viele Stichwunden auf.
    Ich habe nicht gehört, daß einer von den Unserigen Augenzeuge des Verbrechens war. Es kann sein, daß der Mann tot war, ehe er an den Zaun gespießt wurde, und daß der Feind in seiner unsinnigen Wut und in seinem Hasse gegen die Engländer seinen Rachedurst an dem leblosen Körper seines Feindes gestillt hat.
    Das ist noch die nachsichtigste Auslegung der Tat, so grausig auch sie ist.
    In den Reihen der Kanadier, die bei Ypern kämpften, gibt es auch nicht einen Mann, der nicht fest überzeugt ist, daß diese Schandtat wirklich verübt wurde. Sie wissen auch, daß der Feind ihre verwundeten und hilflosen Kameraden in den Schützengräben erstochen hat.
    ,,Times“, 15. Mai 1915. Berichterstatter, Nordfrankreich.
     
    Mr. Houston richtete an den Unterstaatssekretär im Kriegsministerium

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