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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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die Frage, ob er über die Kreuzigung von drei kanadischen Soldaten, die vor kurzem von den Deutschen gefangengenommen und mit Bajonetten an ein hölzernes Bauwerk gespießt worden seien, irgendwelche Mitteilung habe.
    Mr. Tennant: Nein, mein Herr; bis jetzt ist noch keine Mitteilung über eine solche Greueltat an das Kriegsministerium gelangt.
    Mr. Houston: Ist dem sehr ehrenwerten Herrn bekannt, daß kanadische Offiziere und kanadische Soldaten, die Augenzeugen dieser teuflischen Schandtaten waren, eidlich darüber ausgesagt haben? Hat der befehlshabende Offizier von der Operationsbasis von Beulogne nicht die Aufmerksamkeit des Kriegsministeriums auf dieselben gelenkt?
    Mr. Tennant: Nein, mein Herr; es wurde uns darüber nichts berichtet.
    Unterhaus, 12. Mai 1915.
     
    Mr. Houston fragte den Unterstaatssekretär im Kriegsministerium, ob er irgendeine amtliche Mitteilung habe, die besagt, daß die Kanadier bei den vor kurzem stattgehabten Kämpfen, bei denen sie vorübergehend zurückgetrieben wurden, gezwungen waren, ungefähr vierzig ihrer verwundeten Kameraden in einer Scheune zurückzulassen und daß sie bei der Wiedereinnahme der Stellung entdeckten, daß die Deutschen alle Verwundeten, mit Ausnahme eines Wachtmeisters, erstochen hatten und daß sie in der großen Dorfkirche die Christusfigur vom Kreuze herabgenommen und den Wachtmeister noch lebend ans Kreuz geheftet hatten, und ob ihm bekannt sei, daß das Kreuzigen unserer Soldaten bei den Deutschen zum allgemeinen Brauch wird.
    Mr. Tennant: Die militärischen Behörden in Frankreich haben den bestimmten Auftrag, über alle nachgewiesenen Fälle von Grausamkeit, die von den Deutschen an unseren Truppen verübt wurden, genauen Bericht zu senden. Es ist keine amtliche Mitteilung, die auf die Anfrage des ehrenwerten Mitgliedes Bezug hat, eingelaufen, aber infolge der durch eine frühere Anfrage des ehrenwerten Mitgliedes uns übermittelten Mitteilung werden Nachforschungen angestellt, die noch nicht beendet sind.
    Unterhaus, 19. Mai 1915.
     
    Die Geschichte ging durch alle Zeitungen hier und in Kanada und wurde von Parlamentsmitgliedern auf der Rednerbühne benützt. Schließlich wurde sie jedoch von General March in Washington als unwahr erklärt.
    Sie tauchte im Jahre 1919 abermals auf, als die Nation (12. April) einen Brief von dem Gemeinen E. Loader, vom 2. Bataillon des Royal West Kent Regimentes veröffentlichte, der behauptete, den gekreuzigten Kanadier gesehen zu haben. Die Nation erhielt darauf einen Brief von Hauptmann E. N. Bennett, der erklärte, daß kein Gemeiner dieses Namens auf der Liste des Royal West Kent Regimentes stehe, und daß das 2. Bataillon dieses Regimentes während des ganzen Krieges in Indien gewesen sei.
    (Für die amerikanische Version siehe Seite 207.)

 
    14
    Die Erschießung des Französlings
     
    Diese Lüge ist eine von jenen, die einer falschen Übersetzung entsprungen sind. Am 30. September 1914 wurde vom Pressebüro eine Meldung ausgegeben, die am darauffolgenden Tage von der Times veröffentlicht wurde. Es hieß, sie sei eine Abschrift einer „von den Zollbehörden an einem Landungshafen aufgegriffenen“ Kriegschronik . Der gegebene Auszug lautete wie folgt:
     
    Soeben ist (in den Vogesen) ein Verräter erschossen worden, ein kleiner französischer Junge (ein Französling), der einem jener Turnvereine angehörte, die trikolore Bänder tragen (d. s. die éclaireurs oder Pfadfinder), ein armer junger Kerl, der in seiner Verblendung ein Held sein wollte. Eine deutsche Kolonne zog einen bewaldeten Engpaß entlang, und er wurde aufgefangen und gefragt, ob die Franzosen in der Nähe seien. Er verweigerte jede Auskunft. Fünfzig Meter weiter wurde von der Deckung eines Waldes aus auf die Deutschen geschossen. Der Gefangene wurde auf französisch gefragt, ob er gewußt habe, daß der Feind im Walde ist. Er leugnete es nicht. Festen Schrittes ging er zu einer Telegraphenstange hin, stellte sich dort auf und erwartete mit einem stolzen Lächeln auf dem Antlitz die Kugeln der Feinde. Armer, verblendeter Junge. Schade um solch vergeudeten Mut.
     
    Mr. J. A. Hobson schrieb an die Times (5. Oktober 1914), um auf eine Unrichtigkeit in dem vom Pressebüro ausgegebenen und von den Times veröffentlichen Bericht über deutsche Greueltaten hinzuweisen.
    Der Auszug beschreibt, wie „ein kleiner, französischer Junge ( ein Französling )“ erschossen wurde, weil er sich weigerte, die Nähe französischer Soldaten zu verraten. Das

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