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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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18 Minuten, woraus sich der große Menschenverlust erklärt. In ihrer Antwort auf die amerikanische Note wiesen die Deutschen aus diesen Punkt hin und führten aus:
     
    Es ist unmöglich, z. B. die Frage zu entscheiden, ob den Passagieren und der Mannschaft die notwendige Rettungsmöglichkeit geboten war, ehe nicht festgestellt ist, ob die Lusitania mit Schotten und Booten, wie sie von der Titanic -Konferenz für ähnliche Unglücksfälle in Friedenszeit vorgeschrieben sind, versehen war, oder nicht, und ob oder ob nicht Munition und Explosivstoffe, die sie, entgegen den amerikanischen Gesetzen, an Bord hatte, den Untergang des Schiffes beschleunigten, von dem andernfalls zu erwarten gewesen wäre, daß es entweder die Boote aussetzen oder die Küste erreichen hätte können.
    Zu ihrer Ladung gehörte auch eine kleine Sendung von Gewehrmunition und Granaten im Gewichte von 173 Tonnen. Warnungen, daß das Schiff versenkt würde, die später auf die deutsche Regierung zurückgeführt wurden, waren vor dessen Abfahrt in Neuyork im Umlauf.
    „Die Weltkrise“, von Winston Churchill, M. P.
     
    d) Nachdem der Vorfall als ein Akt barbarischer Piraterie erklärt worden war, mußte notwendigerweise dargetan werden, daß Deutschland sich dieser Tat rühmte.
    Das erste diesbezügliche Gerücht besagte, daß der Mannschaft des U-Bootes, das die Lusitania versenkt hatte, zum Lohne ihrer Tapferkeit eine besondere Medaille verliehen worden sei. Dies wurde fallen gelassen, als sich herausstellte, daß es sich um eine Erinnerungs- und nicht um eine Verdienstmedaille handelte.
    Dann hieß es, die deutsche Regierung habe zur Erinnerung an das Ereignis eine Medaille prägen lassen, die aber nach dem Waffenstillstande wieder eingezogen wurde. Im Jahre 1919 fand man sie in einem Laden in Berlin; 1920 konnte ein Reisender weder in Berlin, noch in Frankfurt, noch in anderen Teilen Deutschlands irgend jemanden finden, der je von der Medaille gehört oder sie gesehen hatte, während sie in England allgemein bekannt und leicht erhältlich war. Es stellte sich schließlich heraus, daß die Medaille ursprünglich von einem Mann in München, namens Götz, geprägt worden war und die Lusitania mit Geschützen ausgestattet darstellte. Götz kann als Kupferstecher bezeichnet werden; er arbeitete nicht im Auftrage der Regierung, und die Medaille hatte sehr geringen Absatz. Wenige Deutsche scheinen von ihrer Existenz etwas gewußt zu haben. Über die große Anzahl der Medaillen, die den Eindruck machte, als müßten sie in Deutschland so zahlreich wie Pfennige sein, gab Lord Newton, der im Jahre 1916 an der Spitze der Propagandaabteilung des Auswärtigen Amtes stand, Aufschluß:
     
    Ich erkundigte mich in einem Geschäfte im Westen Londons, ob es möglich wäre, eine Nachbildung der Medaille zu Propagandazwecken herzustellen. Man erklärte sich dazu bereit, und die Medaillen wurden in allen neutralen Ländern der ganzen Welt verkauft, besonders in Nord- und Südamerika. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten wurde ein großer Erfolg erzielt. Ich glaube, sie war eines der besten Propagandamittel.
    „Evening Standard“, 1. November 1926.
     
    Der Ehrensekretär des Lusitania -Medaille-Ausschusses legte dar, daß 250 000 von den Medaillen verkauft und der Erlös dem Roten Kreuz und dem St. Dunstan-Verein zugewiesen wurde. Jede Medaille war in einer Schachtel, aus der vermerkt war, daß die Medaille eine Nachbildung der in Deutschland „zur Erinnerung an die Versenkung der Lusitania “ verteilten Medaille sei. Viele konnten jedoch in England auch ohne Schachtel gekauft werden.
    Außer der Medaille wurden auch Flugblätter mit Abbildungen der Medaille in Umlauf gesetzt. Aus einem solchen Blatte in Schweden war der der Kölnischen Volkszeitung entnommene Satz: „Wir blicken mit freudigem Stolz auf diese letzte Heldentat unserer Flotte“ abgedruckt. Dieser Satz war ursprünglich in einem ganz anderen Zusammenhange gebraucht und aus diesem herausgerissen worden.
    Es ist daher klar, daß:
     
    1. der Mannschaft des deutschen U-Bootes keine Medaille verliehen wurde;
    2. keine Medaille zur Erinnerung an die Tat von der deutschen Regierung geprägt wurde;
    3. die deutsche Regierung eine Medaille, die sie nicht ausgegeben hatte, nicht einziehen konnte;
    4. ein Metallarbeiter in München die Medaille geprägt hatte, die in Deutschland immer selten war;
    5. die große Anzahl der vorhandenen Medaillen von einer Nachbildung der Götz’schen Medaille

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