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Lügen & Liebhaber

Lügen & Liebhaber

Titel: Lügen & Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fülscher
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habe eine neue Freundin. Eine vierzigjährige Journalistin vom Tagesspiegel.
    »Mit oder ohne …?« fragte ich. Das Wort Haare wagte ich nicht auszusprechen.
    »Mit.« Skip fing an zu lachen. Das fand ich sehr sympathisch.
    Kurz bevor wir auflegten, erkundigte ich mich noch nach Karl.
    »Ich hab mich länger nicht bei ihm gemeldet«, gab Skip mit schlechtem Gewissen zu. »Wegen Sabine. Du weißt schon …«
    Natürlich wußte ich, und als Skip hinzufügte, er halte es für ein schlechtes Zeichen, daß Karl sich auch so lange nicht bei ihmgemeldet habe, erwähnte ich den Brief, den ich zeitgleich an Karl geschrieben hatte.
    »Klarer Fall. Er leidet wie ein Hund.«
    »Ich dachte, es wäre nur gut, reinen Tisch zu machen.«
    »Wie bei mir?« Skip schnalzte leise mit der Zunge.
    »Genau.«
    Wir schwiegen einen Moment, dann sagte Skip: »Er hat dich geliebt – verstehst du?«
    Ich weiß, dachte ich. Und vielleicht ist es auch eine Form von Liebe, wenn man jemanden sehr gern hat, aber nicht mehr mit ihm schlafen will.
    »Laß ihm ein paar Wochen. Er wird sich schon wieder berappeln.«
    *
    Karl berappelte sich erst mal gar nicht, und Toni tat es auch nicht. Es war eine elendige Zeit.
    Zumal ich immer noch nicht wußte, was mal aus mir werden sollte. Je angestrengter ich herauszufinden versuchte, was mir eigentlich Spaß machen würde, desto verkrampfter wurde ich und bekam Angst, eines Tages noch bei H & M zu versauern. Mit Hochschulabschluß.
    Als der erste Schnee fiel, spielte ich tatsächlich mit dem Gedanken, für ein Jahr als Au-pair-Mädchen ins Ausland zu gehen, vorzugsweise in den südeuropäischen Raum. Aber dann fiel mir ein, daß mich mit fast dreißig und mit Hochschulabschluß in der Tasche vermutlich niemand haben wollte. Die ist nicht mehr formbar, vielleicht sogar verrückt – was will denn eine erwachsene Frau als Au-pair-Mädchen?
    Gut, die Idee war wahrscheinlich wirklich idiotisch, aber warum packte ich nicht meine Koffer und suchte mir irgendeinen Job im Ausland? Was ich hier tat, konnte ich doch genauso in Madrid, Florenz oder London tun. In einem Klamottengeschäft Unterhosen aufbügeln , in einer Bar Tappas verkaufen oder Profi-Espressomaschinen bedienen. Zumal ich es mir hierzulandemit allen Menschen, die mir etwas bedeuteten, sowieso bis in alle Ewigkeit verscherzt hatte.
    Aber zunächst mußte ich Weihnachten, Silvester und dann die Hochzeit meiner Mutter, die mittlerweile vom 31. Dezember auf den 6. Januar vertagt worden war, hinter mich bringen. Insgeheim hatte ich die ganze Zeit über gehofft, meine Mutter würde sich in ihrem reifen Alter nicht noch einmal den moralisierenden Ergüssen eines Standesbeamten aussetzen, aber sie ließ sich einfach nicht davon abbringen. Na gut, war ja ihr Leben. An der Planung des Festes hatte sich vom Empfang im »Café Liebermann« bis zum Essen in einem Finkenwerder Fischrestaurant nichts geändert. Nur daß mein Vater mit seiner Frau und den blöden Gören doch noch auf den letzten Drücker eingeladen worden war, fand ich reichlich unangebracht.
    Heiligabend verlebte ich, nachdem ich Toni einen – wie ich beschloß – allerletzten Brief geschrieben hatte, zusammen mit meiner Mutter und Herrn Kichermann in der Wohnung meiner Mutter. Es wurde ein sehr schöner Abend. Wir aßen Fondue, und ich lernte Herrn Kichermann, den ich zu später Stunde dann auch Helmut nennen durfte, als einen sehr warmherzigen und humorvollen Mann kennen. Ganz das Gegenteil von meinem Vater.
    »Wie wollt ihr das eigentlich wohnungstechnisch regeln?« fragte ich, als wir zu später Stunde beim Espresso saßen.
    Meine Mutter lachte künstlich, wurde ein bißchen rot und sagte dann, es würde alles beim alten bleiben. Sie in ihrer Wohnung, Helmut in seiner. Ich nickte nur, woraufhin meine Mutter sich wunderte, daß ich das so locker nahm. All ihre Bekannten und Freunde hätten sich darüber aufgeregt, daß sie und Helmut keine – wie sie es formulierten – normale Ehe führen wollten. Außer Frage – ich fand die Regelung ganz vernünftig. Vielleicht schützte sich meine Mutter auf diese Weise davor, in ein ähnliches Fiasko wie damals mit meinem Vater zu rutschen.
    Den ersten und zweiten Weihnachtstag brachte ich noch mit Ach und Krach über die Bühne, aber je näher Silvester rückte,desto panischer wurde ich. Die letzten Jahre hatte ich mir die Silvesternacht immer mit Toni auf den Tanzpartys ihres Cousins Ole um die Ohren geschlagen, aber in diesem Jahr konnte ich kaum davon

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