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Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Titel: Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Bosbach , Jens Jürgen Korff
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Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV).
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    Ein aktuelles Beispiel dafür, dass tatsächlich so verfahren wird, lieferte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein in ihrer Pressemitteilung vom 7.1.2010: »Honorareinbußen setzen sich fort … Jetzt wurde es auch von unabhängiger Seite bestätigt: Die Arzteinkommen sind seit 1990 um rund 50 Prozent zurückgegangen.«
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    Laut Umweltbundesamt, April 2010.
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    dpa-Grafik 3765 (Stand 2006). Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen. Nach Harenberg Aktuell 2008, S. 203. Mit Primärenergie ist die Form der Energie gemeint, die sie am Anfang der technischen Erzeugung und Verteilung hat.
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    www.kernenergie.de ; Die Welt , 11.9.2008.

Kapitel 6
Die Guten ins Töpfchen …
    Sollte es wirklich wahr sein: Piloten sterben früher als der Durchschnitt der Bevölkerung? Neu gegründete Hochschulen sind meist die Besten des Landes und werden nach fünf, sechs Jahren dann stetig schlechter? 90 Prozent aller Absolventen bestimmter Hochschulen haben nach kurzer Zeit gut dotierte Jobs bekommen?
    Alle diese rätselhaften oder unwahrscheinlichen Phänomene wurden aufgrund statistischer Daten »entdeckt«, und im Fall des »Pilotensterbens« hat man sogar lange geforscht, um die Ursachen herauszufinden: Liegt es am Stress? Am häufigen Jetlag? An der Trennung von der Familie? An der kosmischen Höhenstrahlung?
    Bis endlich jemand dahinterkam: Es lag an einem Fehler in der Deutung der Statistiken.

Vorsortierte Stichproben
    Das ist in der Fachsprache die Bezeichnung für derartige Fehler, die manchmal auch eingeschränkte Grundgesamtheit genannt werden. Was das bedeutet, werden wir Ihnen gleich erläutern.
    Bei »gefühlten Statistiken«, wie sie viele Menschen ab und
zu im Munde führen, können Sie den Fehler oft leicht durchschauen: Wenn zum Beispiel ein Aktienbroker behauptet, alle »normalen« Menschen dächten doch ständig nur an Gewinn und Verlust. Als Beleg verweist er auf die Menschen, mit denen er täglich während seiner Arbeit telefoniert. Wir ahnen, dass es ziemlich viele Menschen gibt, mit denen der Aktienbroker noch nie telefoniert hat, und dass vielen von ihnen vielleicht ganz andere Dinge wichtig sind.
    Oder wenn Ihr Nachbar behauptet, alle »normalen« Menschen, zumindest die Männer, interessierten sich jeden Tag für Fußball. Als Beleg führt er an, dass noch keiner seiner Kneipenkumpane während eines Fußballgesprächs jemals gesagt habe, dass Fußball ihm am A … vorbeigehe. Das könnte – Sie ahnen es – daran liegen, dass sich in jener Kneipe überwiegend Fußballfans treffen, während die Fans der Barockmusik ein anderes Etablissement bevorzugen; oder auch daran, dass Fußballmuffel sich dort nicht zu outen trauen, schon gar nicht während eines Fußballgesprächs.
    Oder wenn sich eine aktive Gewerkschafterin fragt: »Wer sollen eigentlich diese 15 Prozent Wähler sein, die angeblich FDP gewählt haben? Ich habe noch nie einen davon getroffen! « Denn in ihrem persönlichen wie beruflichen Umfeld kennt sie niemanden, der diese Partei wählt, oder korrekter: Keiner hat sich mit dieser Präferenz ihren Unmut zuziehen wollen.
    Bei einem ähnlichen Fall habe ich länger gebraucht, den möglichen Hintergrund zu erkennen. Bei einem 14-tägigen »Spaziergang« durch den Himalaya habe ich mich fast täglich mit einem Mitglied unserer Gruppe über die Frage gestritten, ob die Menschen an sich gut oder schlecht seien . Meine Kontrahentin meinte, sie seien schlecht und nur mit der Knute zum
Guten zu bekehren. Ich warf ihr vor, dass sie mit der Knute die Menschen erst schlecht mache. Besonders im Kindesalter würden sie dadurch nur Gewalt lernen und schöpferische Kreativität, die jedes Kind von sich aus bei der Entdeckung der Welt an den Tag lege, verlieren. Sie meinte dagegen, dass die Verbrecher durch »Weicheier« wie mich erst die Chance bekämen, ihre Untaten ständig zu wiederholen. Bei angemessen harter Erziehung würde die Angst vor Sanktionen die Leute schon von der schiefen Bahn abbringen.

    Ich erspare Ihnen den weiteren Verlauf des Streits, um Ihnen zu zeigen, wie wir beide hier unsere jeweiligen Stichproben vorsortiert hatten – was mir allerdings erst viel später klar wurde: Meine Kontrahentin war von Beruf Streifenpolizistin in einer deutschen Großstadt. Wenn sie im Einsatz war, dann
hatte sie es mit Schlägern zu tun, mit Dieben, Schwarzfahrern, prügelnden Ehemännern, betrunkenen Autofahrern, Rasern und Rücksichtslosen aller Art.

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