Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
Vom Netzwerk:
Er kniff die Augen zusammen. »Willst du mal Krankenschwester werden?«
    »Nein, Ärztin.«
    »Damit sind Sie ja wohl arbeitsunfähig«, sagte Thomas und zeigte auf die Krücken. »Wer übernimmt jetzt den Fall meines Sohnes?«
    »Ich bin wegen der Toten hier, aber weil die Tote gleich neben Ihrem Grundstück gefunden wurde und Ihr Sohn etwa um dieselbe Zeit verschwunden ist, suche ich natürlich auch nach dem Kind.«
    »Das heißt, Sie kümmern sich gar nicht primär um Lou?«
    »Doch, verdammt noch mal. Und ich bleibe so lange im Dienst, bis Ihr Sohn wieder da ist!« Er verzog das Gesicht vor Schmerz, wahrscheinlich hatte er eine falsche Bewegung gemacht.
    Thomas deutete aufs Sofa.
    »Jetzt könnte man gut und gern ein bisschen mehr Bizeps gebrauchen«, sagte Herr Werner. Er stocherte mit den Krücken durch die Gegend, hinkte um den Tisch. »Ich bin halt nicht der Fitnesscenter-Typ …« Er ächzte, ließ sich aufs Sofa plumpsen. Die Krücken stellte er an die Lehne.
    »Die Terrassentür war offen«, sagte Herr Werner. »Aber sie ist nicht aufgebrochen, sondern von innen geöffnet worden.«
    Warum guckte Thomas sie so an? Sein vorwurfsvoller Blick tat weh.
    Josis Herz klopfte. »Ich habe die Tür nicht offen gelassen.«
    Thomas steckte sich eine Zigarette an, stellte sich vor die offene Terrassentür und inhalierte tief. Jetzt betäubt er sich wieder mit Nikotin, dachte Josi.
    Herr Werner fingerte seinen Tabaksbeutel aus der Strickjacke und fing an, sich eine Zigarette zu drehen. »Weder an der Terrassentür noch auf der Terrasse sind Spuren gefunden worden. Und draußen hat der Regen alles schön weggespült.«
    »Was ist mit Fingerabdrücken?«, fragte Thomas.
    »Wir müssen Ihre noch nehmen. Auch von Ihrer Frau und Ihrer Tochter. Die Kollegen kommen gleich rüber, wenn sie am Tatort fertig sind.«
    »Aber wir haben doch schon alles angefasst und die Polizistin gestern hat gesagt, wir brauchen keine – ich hatte doch gefragt!«, rief Josi und kämpfte mit den Tränen.
    »Beruhig dich, Mädchen«, sagte Herr Werner undleckte die Klebeseite des Blättchens an. »Fingerabdrücke tun nicht weh.«
    Thomas raufte sich die Haare. »Beruhigen? Sie sind witzig. Unser Lou ist nun schon über zehn Stunden weg und wir haben noch keinen einzigen Anhaltspunkt!«
    »Aber ich habe inzwischen mehr Informationen bezüglich der jungen Frau«, sagte Herr Werner und rollte die frisch gedrehte Zigarette zwischen den Fingern. »Sie wurde nicht vergewaltigt.«
    »Wie schön!« Thomas drehte sich um.
    »Sie ist erstickt worden. Jemand hat ihr den Mund und die Nase zugehalten.«
    Josi schluckte.
    »Sie hat sich gewehrt. Es gibt Kampfspuren auf ihrem Körper – Blutergüsse. Leider hat sie den Täter nicht gekratzt, wir haben keine Haut unter ihren Fingernägeln gefunden.«
    »Warum erzählen Sie uns diese Details?«, fuhr Thomas ihn an.
    »Weil es zu meinem Beruf gehört, Herr Herzberg.« Der Hauptkommissar steckte die gedrehte Zigarette zurück in den Tabaksbeutel, nahm ein Gummiband und wickelte es zweimal um den Beutel und ließ ihn in der Tragetasche verschwinden.
    »Sie trug einen schwarzen Regenmantel, war aber barfuß«, fuhr er unbeirrt fort. »Ich frage mich nur, was macht so eine junge Frau, die völlig zurechtgemacht ist – oder gestylt, wie man ja heute sagt –, barfuß bei so einem Wetter? Sie sah nicht gerade aus wie ein Hippie.«
    Thomas verdrehte die Augen. »Hören Sie, ich habe jetzt wirklich keine Nerven für Ihre Mordgeschichten.«
    Josi hielt mit beiden Händen ihren Orangensaft fest und beobachtete das Fruchtfleisch, das sich an der Oberfläche absetzte.
    Marina kam ins Zimmer. Sie war geduscht und trug ein kurzes rotes Sommerkleid. Sie war auch barfuß. Herr Werner begrüßte sie und starrte ihr auf die nackten Füße. Marina guckte auf seine Krücken und auf den Verband und stellte sich mit verschränkten Armen neben Thomas. Sie sah erstaunlich frisch aus, dafür, dass sie gestern so breit gewesen war und so wenig geschlafen hatte.
    »Herr Herzberg, könnten Sie bitte einen Blick auf dieses Foto werfen«, sagte Herr Werner und fummelte ein Smartphone aus seiner Hosentasche. »Das ist mir eben, als ich auf der Unfallstation war, zugesandt worden. Bitte erschrecken Sie nicht. Das erste Foto ist heute früh am Tatort gemacht worden, das zweite in der Gerichtsmedizin.«
    Thomas nahm das Handy entgegen und betrachtete das erste Foto.
    »Ist Ihnen die Person bekannt?«
    »Nein.« Thomas schaute nicht weiter und

Weitere Kostenlose Bücher