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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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Sie surrten das letzte Stück hinab, sodass kein Tageslicht mehr hereindrang.
    »Na, wie findest du das? Auf Stimme programmiert. Cool, oder?!« Er strahlte, sichtlich stolz auf sich.
18:17
    Josi wurde es noch enger in der Brust, ihr Herz schlug wie wild. Sie bekam Panik, rannte zur Tür. Robert stand starr wie ein ausgeschalteter Roboter, schaute jetzt wieder zu ihr. Sein Gesicht konnte sie in der Dunkelheit nicht mehr erkennen, nur noch seine Silhouette, beschienen von dem blaugrauen Licht der vier Monitore. Josi haute auf die Klinke und schrie ihn an, dass er aufschließen solle, sofort. Da klingelte ihr Telefon. Sie nahm es aus der Tasche und sah noch auf dem Display, dass es Max war, konnte aber nicht abnehmen, denn Robert sprang im Nu auf sie zu undriss sie mit sich zu Boden. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah.
    Robert rückte seine verrutschte Kappe zurecht und hielt sich das Kinn, er war damit auf ihr Knie geknallt. Er wimmerte wie ein Baby. Für den Bruchteil einer Sekunde saßen sie voreinander und starrten sich an. Das Telefon war ihr aus der Hand gerutscht. Aber wo war es? Es klingelte wieder. Im Nu war sie auf den Füßen, schaute in die Richtung, aus der der Ton kam. Da! Da vor der Küchenzeile lag es, das Display hell erleuchtet, mit dem Foto von Max. Bevor sie einen Schritt in Richtung Handy tun konnte, klammerte sich Robert an ihr Bein, rief: »Nein!«, und riss sie um. Sie knallte voll auf ihre linke Hüfte. Der Schmerz zog durch ihren Magen. Ihr wurde kotzübel.
    Das Telefon klingelte immer noch, nach dem siebten Mal würde sich die Mailbox einschalten. Robert stand auf und griff nach dem Handy, hielt sich das Display mit dem Foto von Max vor Augen, als wäre er kurzsichtig und legte es behutsam auf den Boden zurück. Josi konnte sich nicht rühren. Sie kriegte keine Luft mehr, versuchte, ihr Gewicht zu verlagern, damit der Schmerz nachließ.
    »Es ist Maxi – aber Josi will nicht mit Maxi sprechen«, sagte Robert in einem seltsam hellen Singsangton. Dann griff er nach einem Küchenhocker, stellte ein Bein davon auf das Handy und setzte sich auf den Hocker. »Nein, nein, nein – Josi will nicht mit Maxi sprechen.« Er schüttelte seinen Kopf bei jedem »Nein«.
    Es knirschte. Das Licht im Display erlosch und damitMax' Foto. Josi rutschte rückwärts auf dem Hintern Richtung Tür.
    »Wo willst du hin?«
    »Weg!«, schluchzte sie.
    »Arme Josi«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ist das nicht schade?« Seine Stimme war nun ganz leise und ruhig. »Da haben wir uns nach langer Zeit als Schwester und Bruder wiederbekommen und eine Minute später muss ich dich zu Boden werfen, damit du zur Vernunft kommst. Wo ich doch schon genug Stress habe! Ich muss auch mal schlafen.« Seine Stimme wurde wieder weinerlich. »Ruhe haben. Ich brauche Ruhe, ewige Ruhe. Ja, das brauche ich.« Er machte eine Pause. »Möchtest du mit mir ruhen, Josi?« Er legte den Kopf schräg, erst zu einer Seite, dann zur anderen, wie ein Papagei, der eine Erdnuss haben möchte. Dann fing er an zu schnaufen, packte sie blitzschnell am Handgelenk und zog sie von der Tür weg, dabei rief er wieder mit der Kleinkindstimme: »Nein, nein, nein! Bleib hier! Ich will nicht, dass du gehst!«
    Was ging hier vor? Es war keiner von seinen Anfällen, die ihn früher überkamen, wenn er Angst hatte. Jetzt war er derjenige, der ihr Angst machte. Was war in ihn gefahren? Was hatte er mit ihr vor und wo hatte er plötzlich diese Kraft her? Früher war er schon umgefallen, wenn man ihn nur böse angeguckt hatte oder lauter wurde.
    »Lass mich los!«, schrie sie, so laut sie konnte, aber er zuckte nicht einmal zusammen. Sein Griff war fest und schmerzhaft. Im nächsten Moment zog er sie wie einen Kartoffelsack zur Tür, fingerte mit einer Hand denSchlüssel aus seiner Jogginghose und schloss die Tür auf, zog sie mit solchem Schwung in den Flur, dass sie keine Chance hatte, auf die Füße zu kommen. Er redete auf sie ein; seine Stimme klang nun wie ein strenger Vater: »Dir werde ich schon beibringen, wie man sich zu benehmen hat!«, geiferte er. »Das räumst du schön alles wieder auf, sonst gibt es kein Abendbrot!«
    Er schleifte sie über den schmalen Flur am Bad vorbei; seine Badelatschen schlappten bei jedem Schritt. Er schnaufte, schwitzte. Als er langsamer wurde, versuchte sie, ihn zu treten, traf ihn zwar nicht, brachte ihn jedoch mit dem Ruck aus dem Gleichgewicht, sodass sein freier Arm gegen die Wand knallte. Er fluchte und schnappte

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