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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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sich ihr Bein, krallte sich an ihrer Jeansnaht fest. Sie schüttelte sich wieder frei. »Fass mich nicht an!«
    Er griff nach ihrem anderen Arm, drückte so fest, dass sie sich vor Schmerzen gar nicht mehr rühren konnte.
    »Du tust mir weh!«, jammerte sie, keine Kraft mehr zum Schreien. Wozu war Robert fähig? Was tat er ihr an? Wie konnte sie ihn stoppen? Früher hatte es manchmal nur ein paar Worte oder eine kleine Ablenkung gebraucht, um ihn wieder in eine andere Stimmungslage zu bringen.
    »Wenn du dich nicht so schlecht benommen hättest, wären wir jetzt nicht in dieser Situation«, schimpfte er.
    Er blieb vor einer Tür stehen, ließ ihren einen Arm los, drückte den anderen so fest, dass sie sich nicht rühren konnte, zog den Schlüsselbund aus seiner Hose und schloss auf. Josi dachte, er breche ihr das Handgelenk.
    »Du musst jetzt ein bisschen allein sein, damit du wieder zur Vernunft kommst.«
    Er öffnete die Tür, schleifte sie in den Raum und gab ihr noch einen Schubs. Grüne Sternchen flimmerten vor ihren Augen. Dann lag sie auf dem Boden und alles tat weh, selbst das Atmen. Hinter ihr knallte die Tür zu, dass die Wände wackelten.

Wen der Herr liebt, den weist er zurecht und hat doch Wohlgefallen an ihm.
20:00
    Der Raum roch nach Waschpulver und ôl. Licht drang durch ein kleines Fenster mit Milchglasscheibe, genauso vergittert wie das Fenster im Bad. Also befand sie sich auf der Hinterseite des Hauses, Richtung Garten, und es war noch hell. Sie richtete sich auf. Ihr war schwindelig. Die Hüfte stach und ihr Handgelenk brannte. Niemand hatte ihr bisher absichtlich so wehgetan! Sie kauerte auf dem Boden, ihre Knie schmerzten höllisch. Wie schnell die Dinge aus dem Ruder laufen konnten!
    Sie rollte sich auf die Seite, hielt sich die Hände auf den Bauch. Der kalte Steinboden an der Wange und Schläfe tat gut. Sie schloss die Augen.
    Plötzlich stand Robert neben ihr, sie hatte ihn nicht kommen hören, konnte ihn nur verschwommen wahrnehmen. Er lächelte und wiegte seinen Kopf hin und her und fing an zu singen:
    Schlafe sanft, süß und fein,
    will dein Schutzengel sein!
    Sink nur in tiefen Schlummer,
    schwebe dahin im Traum.
    Langsam umgibt dich
    Vergessen,
    doch das spürst du kaum!
    Dann streckte er die Zunge heraus. Sie war lang, dünn und rot und am Ende gespalten. Sie zischelte auf sie zu, blitzschnell berührte sie sie an der Wange, durchfuhr ihren Körper wie ein elektrischer Schlag. Sie schreckte hoch.
    War sie ohnmächtig gewesen? Hatte sie geschlafen? Waren Stunden vergangen? Saß Robert neben ihr? Sie traute sich nicht zu atmen, sich nicht zu bewegen. Früher hatte sie sich immer tot gestellt, wenn sie aus einem Albtraum aufgewacht war und noch die furchtbaren Gestalten im Zimmer hockten, bereit, sie zu zerfleischen, und sie nur ihren Herzschlag hörte, als würde jemand eine Trommel schlagen. Dann hatte sie sich in der Bettdecke festgekrallt und versucht, sich nicht durch ihr Atmen zu verraten, so lange, bis das Grauen verdunstet war und sie ganz vorsichtig die Augen öffnen und die Bettdecke lüften konnte, um Luft an ihren von Angstschweiß verklebten Körper zu lassen und zu fühlen: Sie hatte alles überlebt – es war nur ein Traum gewesen.
    So lag sie jetzt da, starr und mit aufgerichteten Nackenhärchen, die ihr signalisierten, dass sie noch tot bleiben musste, die Gefahr nicht vorbei war. Aber da war nicht einmal ein Luftzug, nichts zu hören, keine fremden Atemzüge, nur ihr eigener Herzschlag; Robert war nicht da. Wie lange hatte sie hier gelegen? Sie war ganz steif, ihr war kalt und pinkeln musste sie auch.
    »Licht – an!«, sagte sie und wunderte sich, wie klar und bestimmend ihre Stimme noch sein konnte, aber es tat sich nichts. Klar, sie war ja nicht in irgendeinerspacigen Geschichte. Es würde auch keine Fee kommen und ihr drei Wünsche schenken.
    Neben einem schmalen, vergitterten Fenster war eine Außentür aus Stahl. Sie stand auf, machte Licht an und rüttelte an der Klinke. Auch abgeschlossen.
    »Verdammte Scheiße!« Sie stampfte mit dem Fuß auf. Davon tat ihr die Hüfte wieder weh.
    Was sollte das? War Robert jetzt völlig durchgeknallt? Warum sperrte er sie ein? Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie musste sich beruhigen. Überlegen. So, wie es aussah, war sie in einer Art Waschküche. In der Ecke standen Waschmaschine und Trockner. Daneben ein alter Kleiderschrank und an der Wand gegenüber stapelten sich Bananenkartons. Sie musste etwas finden, womit sie das

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