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Luegenherz

Luegenherz

Titel: Luegenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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nicht, was Sie das angeht.«
    Gratulation, Ally, du hast wirklich einen Nerv getroffen, nur leider nicht den richtigen.
    »Aber um das Ganze abzukürzen, ja, ich werde morgen Nachmittag bei Ihnen vorbeischauen und mir Ihre Entwürfe für die Ausstellung ansehen. Passt es Ihnen da?«
    Ich nicke sofort und überlege jetzt schon fieberhaft, was ich bis morgen aus dem Hut zaubern könnte.
    Er winkt der Bedienung, die sich in Zeitlupentempo in Bewegung setzt, und bezahlt für uns beide mit großzügigem Trinkgeld.
    Was für ein Gentleman, denke ich böse. Zuhälter und Mafiosi geben sicher auch reichlich Trinkgeld.

8. Mila
    Irgendwie kommt es mir so vor, als hätte sie plötzlich Zweifel an dem, was Landgraf getan hat. Nur weil er nicht gleich in diesem Café in aller Öffentlichkeit über sie hergefallen ist, glaubt diese Naive, er wäre unschuldig. Sie sagt es zwar nicht, aber ich spüre, wie ihre Zweifel zu mir herschwappen und unsere Freundschaft abkühlen.
    Wir sitzen an der gemächlich dahinströmenden Isar, halten unsere Beine in das eiskalte Wasser und essen ein Eis, das wir uns am Kiosk geholt haben. Als wir in der Schlange standen, hatte ich plötzlich wieder das Gefühl, jemand würde uns beobachten. Dauernd musste ich mich umdrehen. Sogar Ally, die gerade in Gedanken ganz woanders zu sein scheint, ist es schließlich aufgefallen, denn sie hat mich fast ein bisschen säuerlich gefragt, ob ich noch auf jemanden warten würde. Da wurde mir klar, dass ich mich ganz auf sie konzentrieren muss, denn Ally ist völlig durcheinander, weil sie Angst vor morgen hat – dabei ist sein Besuch in ihrer Garage unsere nächste große Chance.
    Sie hat das Kleid sofort ausgezogen, als sie zu Hause ankam, sich in ihre schwarzen Bermudas geworfen und ihr Haar hat sie so straff geflochten, als wollte sie sich bestrafen. Dann wollte sie allen Ernstes sofort über neuen Entwürfen brüten und nur mein Vorschlag, sich von der Natur inspirieren zu lassen, hat sie dann endlich dazu gebracht, mit mir hierher zu gehen und ein bisschen runterzukommen.
    Jetzt sitzt sie immer noch ein bisschen missmutig neben mir auf einer Decke, die sie mitgebracht hat, damit ihr Luxuskörper nicht von dem Dreck am Ufer kontaminiert wird. Hoch konzentriert, mit roten Wangen leckt sie ihr Eis, damit nur ja nichts heruntertropft. Dabei sieht sie so süß aus! Wenn ich ein Typ wäre, müsste ich mich in sie verlieben. Vielleicht hat sich ja einer in sie verliebt und schleicht hinter ihr her und beobachtet uns. Ich schaue mich unauffällig um. Ja, es ist ’ne Menge Jungs hier, aber niemand scheint uns weiter zu beachten.
    Schade, dass der Landgraf nicht gleich auf Ally angesprungen ist. Jetzt muss ich ihr klarmachen, dass das zu der Taktik von so einem Lügner gehört und keinesfalls ein Beweis seiner Unschuld ist. Zum Glück habe ich noch ein paar Gimmicks parat, die Ally wieder auf Kurs bringen werden. Zum einen gibt es dieses Foto von ihm, auf dem er nackt in eine Gumpe springt, und zum anderen die Tonbandaufnahme mit seiner Stimme.
    Mein Eis schmilzt schneller, als ich es essen kann, und tropft auf meine Finger, die schon ganz klebrig sind. Ich stecke den letzten Rest von meinem Magnum auf einmal in den Mund und wate ein paar Schritte in die Isar, um mir die Hände zu waschen.
    Als ich mich umdrehe, fällt gerade das letzte Stück Caprieis auf Allys T-Shirt, was sie sofort zu mir ins Wasser stürmen lässt, um den Fleck auszuwaschen.
    »Tut gut, oder?«, frage ich sie, als wir zusammen wieder aus dem Wasser waten.
    Sie nickt zwar, aber ich schätze mal, in ihrem Kopf dreht sich alles nur um die Entwürfe. Ich möchte sie da rausholen aus diesem Gedankenkarussell. Ihre Entwürfe sind mir vollkommen egal, alles, was zählt, ist, Landgraf reinzulegen.
    »Hey, Ally, ich weiß, du hast Angst, der Landgraf könnte deine Entwürfe nicht gut finden. Aber eigentlich wollten wir doch was anderes von ihm, oder?«
    Ally schaut mich an, als hätte ich usbekisch gesprochen.
    »Ich weiß, wie schwer das für dich ist«, fange ich an, »und für mich ist es auch schwer. Aber du hast gesagt, es wäre eine Schande, dass er nicht bestraft wird für das, was er getan hat.«
    Ally nickt, sagt aber nichts. Okay, Zeit für Beweise.
    »Ich weiß, du machst dir Sorgen wegen der Entwürfe, und das verstehe ich auch. Das ist für dich einfach wichtiger.«
    Ally bleibt stehen und schaut mich erschrocken an. »Unsinn, Mila. Hier geht es doch nur um dich.«
    »Weißt du, Ally, einmal

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