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Luegenherz

Luegenherz

Titel: Luegenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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als sonst.«
    Verdammt, was sage ich denn jetzt? Schmeichelt es ihm, wenn ich behaupte, es wäre nur wegen ihm, oder heizt es seine Fantasie mehr an, wenn ich vorgebe, noch einen anderen Typen treffen zu wollen? Ich schätze mal, er ist megaeitel und entscheide aus dem Bauch heraus.
    »Ich wollte, dass Sie mal eine andere Ally kennenlernen …« Ich lächle wieder, versuche so ein Monroelächeln, so von unten nach oben, mit leicht geöffneten Lippen – aber vielleicht wirkt das auch nur, wenn man sie sich knallrot anmalt.
    »Das ist nett und ich versichere dir, du siehst bezaubernd aus, aber lass uns doch wieder über dein Problem reden.«
    »Es geht mir um Ihre Meinung, die ist mir wichtig. Sie sind schließlich ein Kenner.«
    Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht so richtig deuten, seine Mundwinkel kräuseln sich, als wäre er amüsiert, aber seine Augen sehen enttäuscht aus.
    »Würden Sie vielleicht mal in meine Werkstatt kommen und sich dort etwas ansehen?«
    Er nimmt einen so großen Schluck von dem Sprizz, dass ich den Verdacht habe, er will Zeit zum Nachdenken schinden. Okay, mach’s ihm leicht, gib ihm einen Grund. »Oder sind Epigoninnen unter Ihrer Würde?«, schiebe ich also noch nach.
    Er stellt das Glas wieder ab und mustert mich eindringlich. »Ich werde heute nicht so ganz schlau aus Ihnen.«
    Ob er gar nicht merkt, dass er ständig zwischen du und Sie wechselt? Das ist bestimmt ein gutes Zeichen.
    »Was ist passiert, Ally? Warum sind Sie heute so, ich weiß nicht, wie ich das nennen soll, na, vielleicht so: Warum sind Sie nicht so kratzbürstig wie sonst?«
    Uupps – und jetzt? Er sollte nicht ins Grübeln kommen, sondern sich geschmeichelt fühlen.
    Ich stürze das halbe Glas Cola runter und denke verzweifelt nach. Offensichtlich hab ich’s vermasselt – dabei habe ich doch nur diese eine Chance. Okay, ein letzter Versuch.
    Ich stelle das Glas ab, schlage die Beine übereinander und ziehe das Kleid unauffällig ein Stückchen hoch. Sein Blick folgt meinen Händen und ich könnte schwören, es gefällt ihm, was er da sieht. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Also gehe ich in die Offensive. »Ich bin eben vollkommen durcheinander, und das ist Ihre Schuld. Also, kommen Sie vorbei?«
    Er windet sich. »Das wird schwierig, ich habe viele Termine. Aber wenn Ihnen so viel daran liegt, wie wäre es denn jetzt gleich?«
    Nein, das geht auf keinen Fall! Ich habe nichts, was ich ihm zeigen könnte, und vielleicht kommt Mila später vorbei. Und das wäre tödlich für unseren Plan.
    »Schade, aber das geht leider nicht, ich muss nachher noch zum … Zahnarzt.« Etwas Besseres fällt mir nicht ein.
    Er wirkt erleichtert. Als sein iPhone vibriert, schaut er auf das Display, dann zu mir. »Tut mir leid, aber das ist meine Frau.«
    Ich nicke ihm zu und bin gespannt, was er mit ihr zu reden hat. Er dreht sich etwas zur Seite, aber ich kann trotzdem alles gut hören.
    »Hi Schatz, ich bin noch bei einem Termin in München. Könnte sein, dass es heute später wird. Was? Nein, das geht auf keinen Fall. Mitten in der Woche! Nein, solange ihre Noten nicht besser sind, kann sie sich das abschminken.« Er beißt sich auf die Lippen, setzt mehrfach an, etwas zu sagen, schließlich brüllt er geradezu ins Telefon: »Das ist mir egal, du bist viel zu nachgiebig. Nein! Nein, verd… Nein, das ist mein letztes Wort!« Er legt auf, stöhnt, dreht sich zu mir und grinst mich an. »Töchter!«
    Töchter? Hat Mila nicht gesagt, er hat einen Sohn? Na egal, vielleicht ist es ja nicht seine Tochter, über die sie gestritten haben.
    »Entschuldigung, wo waren wir?«
    »Sie wollten mir sagen, wann Sie mich besuchen kommen.«
    »Das wird schwierig, ich habe so viele Termine.«
    »Verstehe …« Ich lege alles, was ich an Diva aufbieten kann, in dieses Wort: Verstehe, ich bin’s nicht wert, verstehe, du bist ein Blödmann, verstehe, du elender Wicht, verstehe, du bist der Sklave deiner Termine.
    »Jaja, schon klar, verstehe«, wiederhole ich.
    Er will etwas sagen, aber ich unterbreche ihn.
    »Ihre Frau findet es sicher nicht toll, wenn Sie Schülerinnen zu Hause besuchen, kann ich verstehen.«
    Jetzt lächelt er sehr merkwürdig. Irgendwie amüsiert und verärgert zugleich. Ich habe offensichtlich einen Nerv getroffen.
    »Ich wüsste nicht, was meine Familie mit meiner Arbeit zu tun hätte. Und …« Jetzt spreizt er Daumen und Zeigefinger zu einer Pistole und zeigt mit ihrem Lauf auf meine Brust. »… ich wüsste vor allem

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