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Lügennetz: Thriller (German Edition)

Lügennetz: Thriller (German Edition)

Titel: Lügennetz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Michael Ledwidge
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mir das Verlangen, eine ganze Handvoll Pillen gegen Panikschübe zu schlucken.
    Noch eine ganze Zeit lang brütete ich über dieser Zwickmühle.
    Möglichkeit A: endlich Farbe bekennen bezüglich meiner verheimlichten Vergangenheit.
    Möglichkeit B: allen weiterhin die Hucke volllügen, ohne mein verlogenes Leben aufzugeben.
    Doch ich hatte überhaupt keine Wahl.
    Ich musste die Sache in Angriff nehmen. Key West war eine große Stadt. Irgendwie jedenfalls. Ich könnte mich bedeckt halten. Vielleicht lebte Peter nach siebzehn Jahren gar nicht mehr dort.
    Ich griff zu meinem Mobiltelefon, das plötzlich zehn Kilo zu wiegen schien, und blätterte zu Mary Anns Nummer, bevor ich meine Meinung ändern konnte.
    » Ja? « , meldete sich Mary Ann schroff.
    » Ich habe nachgedacht. Lass uns die Fälle tauschen. «
    » Echt? « Auf einmal klang sie alles andere als abweisend. » Bist du sicher? «
    Natürlich war ich mir nicht sicher, doch ich konnte nicht anders. » Sag ja, bevor ich meine Meinung ändere. «
    » Ja « , sagte Mary Ann. » Ich wusste, du bist eine gute Freundin. Ich werde Emma bei ihrer Aufnahmeprüfung fürs College helfen, egal wie. Versprochen. Du darfst nur keinen Rückzieher machen. «
    » Keinen Rückzieher « , stimmte ich zu und biss mir in die Wange.

6 1
    Wie ich es immer mit meinen riskanten Plänen tat, arbeitete ich auch den neusten mit Begeisterung aus.
    Am nächsten Morgen hatte ich bereits alles unter Dach und Fach. Den Flug nach Key West, das Hotel, den Wagen zum Flughafen. Emma war freudig überrascht, dass sie die nächste Woche bei ihrer besten Freundin in Brooklyn verbringen durfte. Jetzt fehlte nur noch die Harris-Akte. Die musste ich auf dem Weg zum Flughafen im Büro abholen, weil Mary Ann sie von einem Boten dorthin bringen ließ.
    Und dann brauchte ich nur noch dafür zu sorgen, dass Peter mich nicht umbringen würde, während ich versuchte, einen Mann vor der Hinrichtung zu bewahren.
    Innerhalb einer Woche.
    » Pipifax « , murmelte ich, als ich meinen Koffer in die Küche rollte.
    Emma hörte über Kopfhörer Musik und trommelte mit einem Stift auf ihr Mathebuch, vor sich eine Schüssel Müsli.
    Ich klaute ihr einen Löffel voll, während ich Charles Baylor, Harris’ Anwalt, in einer E-Mail mitteilte, dass ich nach Florida käme. Anschließend rief ich die Suchmaschine unseres Küchenlaptops auf– und fand in der Chronik Suchanfragen für » Familie Bloom « und » County Wicklow « , die Gegend, aus der Emmas erfundener Vater stammte.
    Toll! Was für ein Zufall. Als hätte ich in meinem Eingangsordner nicht schon genug Chaos. Die Videoaufnahme, die ich vor Emmas Party gemacht hatte, hatte ihren Appetit auf weitere Fakten nur angeregt. Ich wurde von allen Seiten gleichzeitig beschossen. Lasst doch meine geheime Identität einfach in Ruhe!, hätte ich am liebsten geschrien.
    » Mom, was ich dich noch fragen wollte « , begann Emma, die mir den Löffel aus der Hand nahm. » Warum sehe ich meinem Vater nicht ähnlicher? «
    Das war eine meiner schlimmsten Sorgen. Dass Emma bemerken könnte, dass Aidan Beck blond statt irisch-schwarz war wie Peter.
    » Ich habe keine Ahnung « , antwortete ich fröhlich. » Ich weiß nur, dass du seine gute Laune und sein Lachen geerbt hast. «
    Emma, die nicht auf den Kopf gefallen war, runzelte angesichts eines derartigen Schwachsinns die Stirn. » Warum bekomme ich immer mehr das Gefühl, dass du nicht willst, dass ich was über ihn herausfinde? « , wollte sie wissen.
    Ich musste mich bemühen, mir nicht die Haare zu raufen. » Vermittle ich diesen Eindruck? « , fragte ich zurück.
    » Ist ja auch schnurz « , nuschelte Emma, die plötzlich feuchte Augen bekam.
    Emma war einfach nur ein sechzehnjähriges Mädchen, ein mit Hormonen geladener Springball voller Emotionen. Aber das hier durfte ich nicht zulassen. Ich konnte es mir nicht leisten, und sie sich auch nicht. Was hätte ich ihr auch sagen sollen? Tut mir leid, mein Kind, aber dein Vater ist ein psychopathischer Mörder, und ich bin eine pathologische Lügnerin?
    Stattdessen nutzte ich meine Geheimwaffe. Ich ließ meine Schlüssel lautstark auf die Küchenablage fallen und fing meinerseits an zu weinen. » Ich würde deinem Leben ja auch gerne mehr Sinn geben, aber ich kann nicht « , schluchzte ich.
    » Es tut mir leid, Mom. « Emma kam zu mir und umarmte mich. » Du meinst, ich weiß nicht, was du für mich getan hast, aber ich weiß es. Ich werde dich nicht mehr mit diesem Kram in den

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