Lügennetz: Thriller (German Edition)
Händen. Meine Gebete wurden erhört. Jetzt ist mein Junge sicher. «
Ich wollte ihr Justins Orden zurückgeben, doch sie schüttelte nur den Kopf. » Behalten Sie ihn « , verlangte sie, während eine Träne, eine einzelne Träne an ihrer braunen Wange hinablief. » Aber verlieren Sie ihn nicht. «
Ich sah den Orden an, dann Fouhy. Ich verstand, warum er mich hatte herkommen lassen. Dieser Mistkerl wollte mich motivieren, emotional beteiligen, nicht nur formal. Er wollte mir zeigen, dass Mrs Harris aus Fleisch und Blut bestand, dass sie ein herzensguter Mensch und eine verzweifelte Mutter war, die alles tun würde, um ihr Kind nicht zu verlieren.
Mission erfüllt, dachte ich, als ich mit feuchten Augen davonging.
64
Um fünf vor neun marschiertePeter Fournier durch den tunnelähnlichen Ausgang des NBC -Studios auf die West 50th Street neben dem Rockefeller Center. Sein Telefon klingelte.
» Schatz, du warst ja so großartig! « , säuselte seine Frau Vicky. » Ich kann es einfach nicht glauben. Das ist, als würde ich träumen. Du hast mit Al Roker geredet, als wärt ihr beste Freunde. Ich an deiner Stelle wäre in Ohnmacht gefallen. Warte, ich geb dir schnell die Jungs. «
» Dad, du warst echt super! « , rief Scott.
» Ja, mein Dad ist ’ne Wucht! « , schrie Mike im Hintergrund.
» Danke, Jungs, das freut mich. Ich erzähle euch alles, wenn ich wieder im Hotel bin « , versprach Peter.
Lächelnd beendete er das Gespräch. Es war gut gelaufen. Er hatte gedacht, er wäre in einer landesweit ausgestrahlten Sendung vielleicht nervös, doch sobald das rote Licht an der Kamera geleuchtet hatte, war er die Ruhe selbst und ganz bei sich gewesen. Er hatte immer vermutet, dass er gut mit dem Fernsehen umgehen könnte. Jetzt wusste er es. In einem anderen Leben hätte er Schauspieler oder Moderator werden können. Aussehen und Charme passten.
Ist das narzisstisch, wenn man weiß, dass man tatsächlich den Größten im Raum hat?, fragte er sich. In jedem Raum, egal welchem?
Eigentlich verfolgte er immer die Devise, sich bedeckt zu halten, doch in diesem Fall hatte er das kalkulierte Risiko auf sich genommen, weil er gleichzeitig geschäftliche Interessen verfolgte.
Eins der Mitglieder der Opferangehörigen, Arty Tivolli, war ein älterer Multimillionär aus Palm Beach und Besitzer einer Hotelkette. Nachdem Peter sich mit dem grauhaarigen Mann mit den bodenlosen Taschen angefreundet hatte, hatte er ihn überzeugt, er müsse sich um den Auftrag bemühen, den einzigen heruntergewirtschafteten Golfplatz auf Key West in ein riesiges Luxusresort umzubauen.
Das letzte Jahr hatte er sich für Artys Unternehmen ins Zeug gelegt, die Tivolli Group, und sie den » richtigen « Stadträten und Mitgliedern vom Bauausschuss vorgestellt. Wenn alles wie geplant lief, würde Peters Stück vom Kuchen riesig ausfallen, in siebenstelliger Höhe. So viel Geld hatte er noch nie auf einmal verdient. Jedenfalls nicht legal.
Mit seinem Auftritt in » Today « wollte er nicht den Journalisten den Job stehlen oder um seine liebe, verstorbene Frau Jeanine trauern. Seine Tätigkeit für die Opferangehörigen und seine landesweit ausgestrahlte Empörung über Justin Harris galten ausschließlich Arty, der 1991 seine einzige Tochter an den Fallschirmmörder verloren hatte.
Peter, noch immer aufgekratzt, betrachtete Manhattans Chaos aus Lieferwagen, die rückwärts irgendwo heranfuhren, und die in zweiter Reihe stehenden, hupenden Taxen. In der morgendlichen Stoßzeit eilten Geschäftsleute und Bauarbeiter in einer Menge, wie er sie nur von Rockkonzerten kannte, die enge Seitenstraße rauf und runter.
Was für Deppen, dachte er. Geht zur Arbeit, ihr zahnlosen Sklaven. Zack, zack.
Obwohl ihn die Kamera in seinem Telefon nervte, wollte er für seine Jungs ein paar Bilder aufnehmen. Er hielt die Linse auf die Tür des berühmten Fernsehstudios, einen berittenen Polizisten und einen Fahrradkurier auf der anderen Seite mit Zigarette im Mund.
Gerade wollte er einen Schnappschuss von einer Taube machen, die am Straßenrand an einem Doughnut pickte, als eine blonde Frau aus dem Rockefeller Center herausgeeilt kam. Sie, groß und blond, war in ihrer typischen New Yorker Art echt der Hingucker– ihr glatter Oberschenkel, ihr » Geh mir aus dem Weg, du Arsch « -Gang, ihr Platinblond frisch vom Friseur.
Als sie am Rand des Bürgersteigs nach links und rechts blickte, ließ Peter sein Telefon sinken. Sein Lächeln verblasste. Erstaunt beobachtete
Weitere Kostenlose Bücher