Lügennetz: Thriller (German Edition)
er, wie seine tote Frau Jeanine die Straße überquerte.
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» Verdammt « , schimpfte ich mit Blick auf die Uhrzeit auf meinem Telefon, als ich in die Fifth Avenue einbog. Ich hätte schon auf dem Weg zum Flughafen sein sollen. Mein Fahrer, der vor meinem Bürogebäude wartete, würde ordentlich Gas geben und vielleicht ein paar rote Ampeln überfahren müssen, wenn ich meinen Flug noch bekommen wollte.
Ich überlegte, ihn anzurufen und mich an der Fifth von ihm abholen zu lassen, doch ich entschied mich dagegen. Der Verkehr morgens zur Stoßzeit war so unberechenbar, und ich wäre schneller zu Fuß bei ihm als er mit dem Auto bei mir.
Rascheren Schrittes ging ich in Richtung meines Büros, als mein iPhone eine eingehende SMS meldete. Ich sah auf das Display, befürchtete schon die nächste Verzögerung, stieß aber erleichtert den Atem aus. Emma schrieb mir. Wer sonst? Ich sah sie bildlich vor mir in ihrer Freistunde in der Bibliothek, die Bücher vor sich, unter dem Tisch ihr Telefon, mit dem sie verbotenerweise Nachrichten schrieb.
Ich rief die Nachricht auf. » WW illlllsonnnnnn!! « , lautete sie.
Trotz meiner Eile musste ich grinsen. Und schließlich laut lachen. Ihre SMS bezog sich auf den dümmsten und unseren absoluten Lieblingsteil aus dem Film » Cast Away – Verschollen « , in dem sich Tom Hanks, Überlebender eines Flugzeugabsturzes, unsinnigerweise mit einem Wilson-Volleyball anfreundet.
Das war unsere Art, einfach mal Hallo zu sagen. Emma und ich schrieben uns ständig solche Insiderwitze.
Wieder gab mein Telefon einen Klingelton von sich, als die nächste Nachricht reinkam.
» Schlimmste Band der 80er? « , wollte Emma wissen. » REO Speedwagon? «
Da dies genau in meine Zeit und meinen Kompetenzbereich fiel, musste ich widersprechen. » Nah dran « , schrieb ich zurück, während ich weiterging. Für ein Mädchen, das gerade erst sechzehn geworden war, gehörten diese Jahre der Steinzeit an. » Culture Club. Ihr erfolgreichster Song war ›Do You Really Want to Hurt Me‹. Und genau das wollten sie leider. Such im Internet nach ›Boy George‹, wenn du mir nicht glaubst. «
» Gut « , schrieb Emma rasant zurück. » Schiedsrichterball. ›Toy Story‹: ›Du kannst ja fliegen.‹– ›Nein, ich falle elegant.‹ «
» Was macht ein Weltraumpolizist eigentlich? « , schrieb ich in rasantem Tempo zurück. Emma würde stolz auf mich sein.
Ich steckte mein Telefon ein, als ich plötzlich einen Kloß im Hals spürte und einfach anfing zu weinen. Unkontrolliert schluchzend ging ich weiter, ohne auf die Touristenläden und überteuerten Pizzerien zu achten. Weil mir plötzlich klar wurde, dass Emma alles andere als stolz auf mich sein würde.
Ich wischte mir die Nase an meinem nachgemachten Burberry-Mantel ab. Was würde Emma von mir denken, wenn alles herauskäme? Wenn sie herausfände, dass ich sie, seit sie laufen konnte, nur angelogen hatte? Dass ich eine Betrügerin und jemand durch meine Schuld gestorben war?
Was bildete ich mir eigentlich ein? Dass ich innerhalb einer Woche einen Freispruch für Harris erwirken könnte, ohne dass mein Kartenhaus, in dem ich mein Leben eingerichtet hatte, in sich zusammenbrechen würde? Das war selbst für jemanden wie mich mit durchaus kreativen Fähigkeiten ein hoher Anspruch. Am Rockefeller Center war ich der Kugel entwischt, doch das war nur der Anfang gewesen. Je tiefer ich in die Sache eindrang, desto größer wurde das Risiko. Was tat ich hier überhaupt? In meinem Keller lag eine riesige Leiche, und ich war dabei, den Schlüssel ins Schloss zu schieben und aufzuschließen.
Mein Handy kündigte die nächste SMS an.
» Da ist eine Schlange in meinem Stiefel « , schrieb Emma.
Da ist eine Schlange in deiner Familie, dachte ich kopfschüttelnd.
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Peter, immer einen halben Straßenblock hinter Jeanine, wand sich gekonnt zwischen den Passanten auf der Fifth Avenue hindurch. Er konnte sich nicht entscheiden, was ihn mehr überraschte: die Tatsache, dass Jeanine tatsächlich lebte, oder wie unglaublich sie immer noch aussah. Sie war jetzt wie alt? Bald vierzig? Trotzdem, sieh sie dir an– elegant, selbstsicher, schlank wie ein Model, majestätisch. Audrey Hepburn in » Frühstück bei Tiffany « .
Obwohl er sie nur kurz von der Seite gesehen hatte, wusste er hundertprozentig, dass sie es war. Und sie war auch die Frau im Stadion auf der Großleinwand gewesen.
Die Unwahrscheinlichkeit der Zufälle kümmerte ihn nicht. Er achtete auf das,
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