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Lügennetz: Thriller (German Edition)

Lügennetz: Thriller (German Edition)

Titel: Lügennetz: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Michael Ledwidge
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seinem grau melierten Haar und den blauen Augen, stand da wie ein Fels in der Brandung und sah mich an.
    Ich wand den Blick ab und schob meinen Fuß in den Schuh zurück. Hinkend und blind vor Angst drehte ich mich Richtung Ausgang und legte einen Endspurt hin wie auf einer Zielgeraden.
    Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein.
    Doch es stimmte.
    Peter hatte mich gefunden.

68
    Scheiße, dachte Peter und drückte sich an die Wand neben einem Münztelefon. Er war ihr zu dicht gefolgt. Jeanine war stehen geblieben, hatte sich umgeblickt. Und ihn gesehen? Das ließ sich angesichts der unzähligen Menschen, die zwischen ihnen in beide Richtungen marschiert waren, nicht sagen. Aber es war möglich.
    Er hätte sich selbst in den Hintern beißen können. Ihn zu sehen müsste nach all den Jahren das Letzte sein, was Jeanine erwartete. Der Überraschungsmoment wäre entscheidend gewesen. Doch er war ihr zu nah auf die Pelle gerückt und hatte alles kaputt gemacht.
    Was war nur in ihn gefahren? Was war mit seiner eiskalten Geduld und Zurückhaltung passiert, auf die er so stolz war?
    Zu spät, um darüber zu greinen. Er musste etwas tun… zählte bis drei und wagte einen Blick zurück zur Haupthalle. Er dachte, sie würde nach rechts zur U-Bahn hinuntergehen, doch er bemerkte gerade noch etwas Elfenbeinfarbenes, das weiter hinten durch den Ausgang huschte.
    Was? Sie verließ den Bahnhof? Er begann zu rennen. Offenbar hatte sie den Bahnhof nur als Abkürzung genutzt. Sie wollte überhaupt nicht in einen Zug steigen.
    » Hey, immer langsam! « , drohte jemand.
    Peter drehte sich um. Im Eingang zu einem Fotoladen stand ein Polizist in voller Antiterrormontur mit Bombenweste und M16. Seinem Gesichtsausdruck nach ließe er nicht mit sich spaßen. Im Moment konnte Peter solche prüfenden Blicke überhaupt nicht gebrauchen. Statt ihm den Stinkefinger zu zeigen, wie er es am liebsten getan hätte, ging er langsamer und nickte dem Gesetzeshüter mit einem Winken entschuldigend zu.
    Endlich hatte er den Ausgang zur Lexington Avenue erreicht. Mit zusammengekniffenen Augen sah er die Straße rauf und runter, auf die andere Seite der Straße, die mit Lieferwagen, Bussen und Taxen versperrt war, und zum Chrysler-Gebäude, das sich direkt ihm gegenüber befand.
    Nirgendwo ein elfenbeinfarbener Mantel zu sehen. Audrey Hepburn war verschwunden. Dabei hatte er sie nur fünf Sekunden aus den Augen gelassen.
    Peter war wütend. Das war das Problem mit den Ratten in dieser Stadt: Es gab zu viele Löcher, in die sie sich verkriechen konnten! Jeanine musste ihn gesehen haben.
    Jeanine war verschwunden.

69
    Das konnte doch nicht wahr sein!
    Ich stand in dem übervollen Café an dem Milch-und-Zucker-Tisch neben dem Fenster. In Schweiß gebadet, versuchte ich, nicht zu hyperventilieren.
    Peter hier? Jetzt? Wie war das möglich? Ich wusste es nicht. Ich konnte kaum atmen, geschweige denn denken.
    Wenn ich nicht auf die Lexington Avenue hinausspähte, behielt ich das Seitenfenster und den Seiteneingang im Auge, der zur Passage führte. Käme Peter herein, würde ich schreiend durch die Hintertür hinaus in die Haupthalle rennen und versuchen, einen der vielen Polizisten auf mich aufmerksam zu machen. Ich zitterte wie ein in die Ecke gedrängtes Karnickel.
    Ich war noch nicht einmal in Key West, und schon musste ich Versteck spielen– mit meinem Leben als Einsatz. Vielleicht leide ich nur unter Verfolgungswahn, dachte ich, während ich die vorbeiziehenden Gesichter hinter der Glasscheibe beobachtete. Hätte es nicht jemand sein können, der Peter nur ähnlich sah? Schließlich war ich auf dem Weg nach Key West. An Peter zu denken war naheliegend, die Erinnerungen an ihn belasteten mein Unterbewusstsein. Vielleicht hatte mein überstrapaziertes Hirn voreilige Schlüsse gezogen.
    Aber vielleicht auch nicht.
    Ich musste handeln. Auf der anderen Seite der Lexington entdeckte ich mein Taxi vor dem Bürogebäude. Ich kramte in meiner Tasche nach der Karte, die mir der Fahrer gegeben hatte, ein sehr freundlicher Mann aus der Karibik, der sich Mr Ken nannte.
    » Hallo, äh, Mr Ken? « , meldete ich mich. » Hier ist Nina Bloom. Haben Sie die Unterlagen aus meinem Büro geholt? «
    » Sie liegen hier auf dem Beifahrersitz « , antwortete er.
    » Prima. Sehen Sie das Café auf der Westseite der Lexington vor Ihnen? Ich stehe direkt neben dem Fenster. Könnten Sie herkommen und mich abholen? «
    » Schon auf dem Weg « , sagte er.
    » Danke, Mr Ken « ,

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