Luegenprinzessin
meinem Rucksack und kroch damit auf Kinga zu.
»Danke.«
Dann half ich ihr ungeschickt beim Säubern ihres Schlafsacks.
»Du muss’ das nich’ tun«, nuschelte sie.
»Is’ doch nix dabei.«
Als ich mich wieder der Runde zuwandte, sah ich, dass Joe sich eine Zigarette angezündet hatte. Diana schnorrte sich eine von ihr. Ich konnte mich nicht erinnern, meine Freundin jemals zuvor rauchen gesehen zu haben, aber es wirkte ganz natürlich bei ihr. Kannte ich sie überhaupt noch? Wer weiß, was ich noch alles nicht über Diana wusste. Vielleicht hatte ich es in meinem Suff aber auch nur vergessen. Amelie kramte ihre eigenen Zigaretten hervor. Ich fand ihr Lächeln richtig diabolisch, als sie fragte: »Wer von euch ist eigentlich noch Jungfrau?«
Shit. Die Quaks und Joe hatten ihr erstes Mal sicher längst hinter sich, nur Diana, Vero und ich würden gleich wie die kleinen Mädchen dastehen. Mit unserer blöden platonischen Freundschaft zu zwei Jungs, von denen einer ein Clown, der andere ein Nerd war.
Trotz Rauschs war ich vollkommen verdattert, als Diana sagte: »Also ich nicht mehr. Aber ich verstehe ehrlich gesagt das ganze Tamtam nicht, das um die Sache gemacht wird. Ihr?«
Dabei fixierte sie mich. »Bist du blöd?«, hätte ich sie am liebsten angeschrien. Du weißt genau, dass ich noch nicht mal richtig geküsst habe!
Na, warte! »Ich versteh’s schon, mei’s war näm’ich gut«, sagte ich knapp, weil meine Zunge so langsam gar nicht mehr mitspielen wollte.
Diana runzelte die Stirn. Vero riss Augen und Mund auf. Quen fragte: »Na, wenn das so ist, dann erzähl mal. Kennen wir den Glücklichen?«
Ich zuckte die Schultern.
Vero stieß hervor: »Mia! Wer ist es?«
Jetzt grinste ich breit. »David.«
Die Stille, die nun herrschte, brachte mich in die Realität zurück. Augenblicklich bereute ich meine Aussage. Mia, du bist so eine Idiotin!
Joe war die Erste, die ihre Sprache wiederfand. »Und es war also so richtig gut mit ihm?«, fragte sie interessiert.
»Nanana, so gut wieder auch nich«, antwortete ich schnell. Nicht dass sie auf die Idee kam, die Sache sofort selbst testen zu müssen.
Diana sah mich nur mit einem komischen Blick an. Amelie hob die Augenbrauen, als sie sagte: »Darf man fragen, wie du es geschafft hast, einen Typen wie David zu verführen? Hast du auch mit seinem Hund gespielt?«
Als Antwort streckte ich den Mittelfinger hoch. Und für ihre empörte Reaktion hatte ich nur ein Kopfschütteln übrig. Bloß weil ich ein bisschen betrunken war, hieß das noch lange nicht, dass ich nicht mehr mitbekam, wenn mich jemand beleidigte. Und die Anspielung auf Willi hätte sie sich auch sparen können.
Mein Kopf war jetzt so schwer, dass ich mich hinlegen musste. Ich bekam noch mit, wie Diana und Vero versuchten, meine Ehre zu verteidigen, indem sie den anderen versicherten, dass Mia »doch echt hübsch« sei, dann war ich eingeschlafen.
Irgendetwas hatte mich geweckt. Eine Berührung? Mit geschlossenen Augen kratzte ich mich an der Stirn und ließ dann ächzend die Hand sinken. Alles an meinem Körper schmerzte und ich hatte einen ganz komischen Geruch in der Nase, irgendwas Chemisches, kam das vom Alkohol? Ich fröstelte. Als ich die Augen aufschlug, war draußen immer noch Nacht. Mein Oberkörper lag auf der blanken Isoliermatte, der Schlafsack wärmte nur noch meine Beine. Ich versuchte, tiefer hineinzuschlüpfen, und musste wieder stöhnen. Bei jeder Bewegung hämmerte und stach es in meinem Kopf und meine Schädeldecke fühlte sich an, als könnte sie jeden Moment zerbersten. Fürchterlich flau war mir auch. Und als ich erneut die Augen schloss, wurde mir schwindlig. Im Liegen! Okay, ab jetzt würde ich nie wieder etwas trinken. Garantiert.
Während ich mit geöffneten Augen dalag und darauf wartete, dass mein Zustand sich besserte, spulten die Rädchen in meinem Hirn bis zum gemeinsamen Trinkgelage zurück. Kinga hatte gekotzt, das wusste ich noch. Und Diana hatte erzählt, dass sie es schon gemacht hatte und es enttäuschend war. Diana hatte als Erstes von uns dreien Sex gehabt! Unglaublich! Moment mal… Und ich… Shit! Diesmal ächzte ich laut und richtig schlecht wurde mir jetzt auch. Ich hatte vor sechs Ohrenzeuginnen behauptet, ich hätte mit David geschlafen. Ich presste die Augen zu, so sehr schämte ich mich.
Was, wenn eines der Mädchen David darauf ansprach? Oder zumindest zweideutige Bemerkungen in unser beider Gegenwart fallen ließ. Mittlerweile war mir so
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