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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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hatte, Tirolerisch zu sprechen.
    Felix knuffte mich in die Seite. »Morgen, Mieze. Sag, was ist denn mit unserem Igelchen los? Läuschen übers Leberchen gelaufen?«
    Ich grinste. »Trau dich ja nicht, sie das so zu fragen. Da krieg ja sogar ich schon Ohrenkrebs.«
    Chris stellte sich hinter uns in die Reihe und gähnte lautstark.
    »Dir auch einen guten Morgen«, grüßte ich. Und erklärte dann Felix: »Auf unseren Gesichtern hat sich diese Nacht jemand künstlerisch betätigt.«
    Die beiden sahen amüsiert aus, als ich die ganze Geschichte erzählte.
    »Und du glaubst echt, dass das die Quaks waren? Kann ich mir nicht vorstellen.« Chris gähnte wieder.
    Ich nahm mir einen Teller und schaufelte jede Menge Wurst und zwei Eier darauf. »Und wer, glaubst du, könnte so etwas machen? Vielleicht war es auch gar niemand aus unserem Zelt. Der Eingang war die ganze Nacht offen.« Ich zuckte mit den Schultern.
    »Ich glaube ja, es war der schöne Willi«, behauptete Felix, wobei er mich sehr genau beobachtete. »Der hat bestimmt einen fürchterlichen Mutterkomplex und muss alle Mädchen, die ihn an seine heiß geliebte Mutti erinnern, verachten und verschandeln. In bösen englischen Worten, weil Mutti Britin war.« Mit hochgezogenen Augenbrauen wartete er auf meine Reaktion.
    »Mhm«, machte ich nur. »Oder es war Bieninger, der mich in echt gar nicht hasst, sondern heimlich liebt und diese Liebe nur zum Ausdruck bringen kann, indem er mich bemalt. Und meine besten Freundinnen dazu.« Ich hob den Zeigefinger und musste selbst lachen, als ich sagte: »Gerade das englische Wort verrät ihn.«
    Ebenfalls grinsend schnappte Felix sich seinen voll bepackten Frühstücksteller. »Na, dann werde ich mal unseren Sonnenschein darauf ansprechen und sehen, was sie von diesen Thesen hält – Igelchen?«
    Ich packte Chris am Arm. »Komm, verschwinden wir. Ich hab heut echt schon genug dianasches Gezeter abbekommen.«
    Wir setzten uns in die äußerste Ecke des langen Esstischs. Ich schälte das erste Ei ab, wickelte zwei Scheiben Wurst drum herum und begann zu essen.
    Angewidert wandte Chris sich seinem Müsli zu. »Frauen ohne Tichmanieren wern prochentuell weniger geheirakek als Frauen mit Tichmanieren. Und du bis’ ech’ eklig«, schmatzte er.
    Erst als ich beide Eier verdrückt hatte, war Chris bereit, mich wieder anzusehen. »Und was hat Joe zu der ganzen Aufregung gesagt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Nur eben, dass es nicht zwangsläufig jemand aus unserem Zelt gewesen sein muss.«
    »Das würde ja dann zwangsläufig bedeuten, dass es jemand aus unserem Zelt war. Empirisch faktisch unmöglich, nichts an der Vorgehensweise entspricht einem männlichen Tätertyp.«
    »Außer einem, der sehr geschickt den Verdacht auf eine Frau lenken will«, erwiderte ich.
    »So originell sind Männer nicht«, entschied Chris und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab.
    Ich ließ meinen Blick durch die Gruppe wandern. Die Quak-Mädchen saßen uns am nächsten, alle drei vor einer winzigen Portion Joghurt. Sie tuschelten und jedes Mal, wenn sie laut lachten, schoss Dianas Kopf in ihre Richtung. Doch die Quak-Mädchen kümmerten sich überhaupt nicht um sie, was Diana ganz offensichtlich noch viel wütender machte.
    »Ich kapier nicht, wieso sie ständig auf Streit aus ist«, murmelte Chris, der sie ebenfalls beobachtet hatte. »Psychologisch gesehen macht das überhaupt keinen Sinn.«
    »Das macht ganz generell keinen Sinn«, erwiderte ich, langsam genervt von seinem ganzen pseudowissenschaftlichen Gelaber.
    Seine Antwort nahm ich kaum wahr, weil ich nun in Gedanken mit Vero beschäftig war. Sie saß neben Diana und sah erstaunlich besorgt drein.
    Vero war meine älteste Freundin. Und im Gegensatz zu Diana und mir war sie wirklich hübsch. Sie meinte zwar selbst, dass sie von Jahr zu Jahr hässlicher würde, aber das war natürlich Blödsinn. Sicher, die Kulleraugen hatten der zehnjährigen Vero noch besser gestanden als der sechzehnjährigen und ihre niedliche Stupsnase, um die ich sie immer beneidet hatte, war knubbeliger und breiter geworden – trotzdem hätte ich immer noch liebend gerne mit ihr getauscht. Dass sie bei Jungs ähnlich wenig Erfolg hatte wie ich, lag nur an ihrer Schüchternheit, da war ich mir sicher. Einmal war mir etwas Blödes rausgerutscht – dabei wollte ich sie nur trösten, als sie mal wieder eine ihrer fürchterlichen Komplexausbrüche hatte. Ich sagte nämlich: »Ich hab mal gehört, dass aus

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