Luegenprinzessin
jetzt alle, dass wir was miteinander gehabt haben?«, forschte David.
Die Antwort erübrigte sich, denn im selben Moment spazierten die Quaks an uns vorbei und grinsten uns blöd an. Amelie spitzte die Lippen und machte Knutschgeräusche. Hitze stieg mir in die Wangen und breitete sich anschließend in meinem ganzen Körper aus.
David wandte sich wieder mir zu. »Kindisch«, lautete sein Kommentar.
Ich wurde panisch. »Ich weiß, war total bescheuert von mir und tut mir echt voll leid. Aber ich hab immerhin gesagt, dass du, na ja, super warst im… äh Bett.« Ich verzog das Gesicht, flüsterte: »Scheiße.«
»Ich mein doch nicht dich. Die Quaks führen sich auf wie die kleinen Kinder. Als ob Sex nicht was völlig Normales wäre. Jeder tut es, oder?«
Am liebsten hätte ich mir die Haare ums Gesicht gewickelt, um die Röte zu verdecken, die ich so deutlich spürte, dass ich sie nicht sehen musste, um zu wissen, dass sie da war. Stattdessen zuckte ich betont lässig die Schultern. »Ja klar.«
Ich war unglaublich erleichtert, dass er mir nicht böse war, doch noch konnte ich mich nicht entspannen, weil er mich jetzt prüfend ansah. »Weißt du, was?«, meinte er dann. »Eigentlich sollten wir denen was zum Schauen geben.«
Und ehe mein Kopf Zeit hatte, sämtliche Möglichkeiten zu verarbeiten, was David wohl damit gemeint haben könnte, beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich. Er küsste mich so innig und fordernd, dass mir die Luft wegblieb. Ich kann im Nachhinein nicht mal sagen, ob ich mitgeküsst oder einfach nur mit offenem Mund dagestanden habe. Aber das Gefühl dabei werde ich nie vergessen. Es war mein erster richtiger Kuss. Mit einer solchen Magie, dass ich sie im ganzen Körper spürte. In meinem Bauch, meinen Beinen, ja sogar in meinen Zehenspitzen vibrierte es. Kein Tequila der Welt könnte solch einen Schwindel, solch einen Rausch herbeiführen.
Seine Lippen lösten sich sanft von meinen, verschwommen sah ich sein Gesicht vor mir. »Du hast echt schönes Haar«, hörte ich ihn sagen.
»Danke«, hauchte ich.
Er zwinkerte mir zu. »See you later –«
»Alligator!«, ergänzte ich, viel zu laut, und fügte gleich noch lauter hinzu: »After a while, crocodile, haha!« Oje.
Doch er grinste und schlenderte dann seelenruhig zu seinen beiden Kumpels.
»Alles klar, Alter?«
»Sowieso.«
Meine Knie waren weich, als ich mich nach einem Platz umschaute, wo ich mich, außer Sichtweite aller, wieder fangen konnte. Plötzlich hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich fuhr herum. Und wirklich, da stand Willi zwischen zwei Bäumen und grinste mich an. Ich lächelte zurück oder versuchte zumindest, so etwas wie ein Lächeln zustande zu bringen. Hatte er den Kuss gesehen? Ich war heilfroh, als meine Leutchen im nächsten Moment anmarschierten. Die vier grüßten Willi, anschließend verschwand er im Haus. Ob er eifersüchtig war? Ja klar, verspottete ich mich gleich darauf selbst. Wahrscheinlich stand er schon knapp vorm Selbstmord vor lauter Kummer!
Diana und Vero musterten mich höchst irritiert, Felix starrte in die Luft. Chris fragte neugierig: »Stimmt es, was die Quaks gerade erzählt haben? Du und David…?«
»Was denn?«, stellte ich die Gegenfrage, um Zeit zu schinden, und spürte immer noch das leichte Brennen vom Druck seiner Lippen auf meinem Mund. »Ist das etwa empirisch unmöglich?« Mein Tonfall klang selbst in meinen eigenen Ohren gekränkt.
Diana schnaufte. »Und ich hab gestern Abend gedacht, du gibst wieder nur an.«
»Was soll das denn heißen?« Jetzt war ich wirklich beleidigt, doch diesmal bemühte ich mich wenigstens, leise dabei zu sein. Konnte ja sein, dass David sich noch in Hörweite befand.
»Wieso hast du uns das nie erzählt?« Veros Stimme klang anklagend. »Das war schon ein komisches Gefühl gestern, so was zu erfahren, als alle anderen dabei waren. Ich hab gedacht, du bist noch Jungfrau.«
»So, so, dann hat’s unsere Mieze also tatsächlich schon getan.« Felix’ Stimme war keine Emotion zu entnehmen. Auch nicht, als er sagte: »Gratuliere.«
»Was habt ihr denn plötzlich alle?«, fragte ich grantig. »Ihr tut ja grade so, als wäre ich deswegen eine andere. Und das alles nur wegen dem bisschen Sex.«
Für den Vormittag war ein Fußmarsch zu einem nahe gelegenen Fluss geplant. Wir sollten uns in mehrere Gruppen aufteilen und Wasserproben nehmen, um sie später zu analysieren. Und ich war dazu erkoren, in der herrlichen Naturkulisse mein
Weitere Kostenlose Bücher