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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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will, ist, dass wir weit weniger über ihre wahre Intention wissen, als wir glauben.«
    »Und was ist mit dem Pfefferspray?«
    Er nickte erfreut. »Genau da wollte ich gerade weitermachen. Wir gehen zwei Nächte zurück. Alle schlafen und sie schneidet gerade Mias schöne Haare ab, als Vero aufsteht, um aufs Klo zu gehen. Unsere Psychofrau, von mir aus nennen wir sie so, weiß, dass sie – wenn sie jetzt von Vero gesehen wird – in der Früh Probleme bekommen könnte, wenn Mias kesser neuer Haarschnitt entdeckt wird, denn natürlich wird Vero sich dann daran erinnern, wen sie in Mias Nähe gesehen hat. Was tut sie also? Sie reagiert blitzschnell und sprüht Vero die Augen voll. In dem Tumult danach kann sie leicht so tun, als wäre sie gerade erst aufgestanden. Es gab doch sicher einen Tumult danach, oder?«
    »Ja schon«, gab ich zu. »Aber erstens ist mein Platz nicht in Joes Nähe, wo das Pfefferspray parat stand –«
    »Na, dann war sie nach getaner Schnippelarbeit halt schon am Weg zu ihrem Schlafsack und kam gerade zufällig am Pfefferspray vorbei – oder vielleicht wollte sie ja sogar gerade Joe die Haare schneiden –«
    »Oder sie ist Joe«, warf Diana lauernd ein.
    Felix sah sie an und hob die Schultern. »Es gibt hundert Möglichkeiten. Fakt bleibt, dass ich nicht glaube, dass der Sprayangriff geplant war, sondern dass er aus der Not heraus entstanden ist.«
    Vero verdrehte die Augen. »Fakt bleibt, dass auf Mia geschossen wurde. Der Pfeil hätte ihr Herz treffen können, Mia könnte tot sein.«
    »Ja, das war wirklich dramatisch«, musste Felix zugeben. »Allerdings kann niemand uns versichern, dass der Pfeil von unserer Psychofrau geschossen wurde.«
    Diana runzelte die Stirn und selbst Chris schaute ungläubig drein. »Das musst du mir jetzt aber erklären. Niemand kann versichern, dass der Pfeil von der Psychopathin geschossen wurde, aber im Gegenzug können wir sicher sein, dass die restlichen Angriffe von ihr stammen? Da hakt aber etwas.«
    »Den Pfeil kann jeder Idiot geschossen haben!«
    Ich würde jeden Moment durchdrehen, ganz bestimmt. Diese vollkommen sinnlosen Diskussionen, die zu nichts führten, vor allem zu keiner Lösung, sondern nur klar und deutlich die persönlichen Charakterzüge jedes Einzelnen offenlegten, machten mich wahnsinnig. Dazu noch mein schlechtes Gewissen, weil ich das große Geheimnis mit mir herumtrug und nicht wusste, ob dadurch nicht alles noch schlimmer geworden war anstatt – wie eigentlich geplant – besser.
    »Mia, was ist los? Ist dir schlecht?« Felix klang besorgt. Ich schüttelte den Kopf. Alle vier sahen mich nun an. Jetzt wäre der passende Zeitpunkt gewesen, mit offenen Karten zu spielen. Ich rang innerlich mit mir, wusste, dass ich sollte, dass ich musste, doch ich schaffte es nicht. »Vorgestern Nacht, Vero«, entschied ich mich schließlich für ein anderes Thema, »als wir uns vor dem Zelt getroffen haben, nachdem wir beide den Beinschleifer gehört haben –«
    Felix unterbrach mich spöttisch. »Der Beinschleifer, den hatte ich ja schon ganz vergessen.«
    »Wenn du diese Schritte gehört hättest«, zischte ich wütend, »dann wüsstest du, warum wir solche Angst hatten!«
    »Ihr hattet deswegen Angst, weil ihr euch total reingesteigert habt.«
    »Ich halte dich nicht mehr aus!«, schrie ich plötzlich. »Du bist überhaupt kein Freund, du bist ein –« Ich war fast froh, dass Felix mich unterbrach, denn ich hätte nicht gewusst, wie ich den Satz beenden sollte.
    »Krieg dich wieder ein, ich hab’s doch nicht so gemeint«, meinte er beschwichtigend.
    »Nein, du meinst ja nie etwas so. Kapierst du nicht, dass du um nichts besser bist als Bieninger? Oh warte, eigentlich bist du sogar noch schlimmer, denn er hat sich gestern wenigstens Sorgen gemacht um mich.«
    »Ich mache mir auch Sorgen – wenn es dazu einen Anlass gibt«, presste Felix hervor.
    Was sollte man darauf sagen? Ich konnte nur mehr den Kopf schütteln. Doch schließlich sagte ich doch noch etwas. »Dann können wir ja nur hoffen, dass es bald einen Anlass dazu geben wird.«
    Diana und Vero holten mich ein, bevor ich in den Wald stürmen konnte. »Du gehst nicht allein da rein«, bestimmte Diana.
    Vero legte den Arm um mich. »Autsch.« Sie nahm rasch den Arm runter, entschuldigte sich und meinte dann: »Du darfst dir Felix’ Gelaber nicht so zu Herzen nehmen.«
    Diana seufzte wissend, ich warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ich nehme mir sein Gelaber deswegen zu Herzen, weil er

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