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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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in den Griff zu bekommen. Mit halb erstickter Stimme stieß er hervor: »Sie haben uns gestern nicht ernst genommen, Herr Bieninger, und jetzt hat diese Person wieder zugeschlagen! An meiner Ferse klebt Scheiße!«
    »Jetzt ist es aber genug. Du entschuldigst dich jetzt auf der Stelle bei unseren Gastgebern und wäschst dir dann endlich deine Füße. Außerdem säuberst du den Boden. Das kann doch nicht angehen, dass du so einen Dreck hier ins Haus bringst.«
    Norbert beschwichtigte Mr Bean, teilte ihm mit, dass der sogenannte Dreck ganz offensichtlich sowieso seinen Hunden entstammte, und erkundigte sich dann, wovon denn überhaupt die ganze Zeit die Rede sei.
    Ich konnte nicht mit anhören, auf welche Art Bieninger uns in seiner Erzählung darstellte, wie er die Vorkommnisse runterspielte und es erscheinen ließ, als wären wir allesamt ein Haufen überspannter Jugendlicher. Ich lief Felix hinterher, der ohne ein weiteres Wort nach draußen gelaufen war.
    »Kapierst du jetzt, dass es keinen Sinn macht, den Arsch um Hilfe zu bitten?«, fuhr Diana mich an. Anscheinend hatte man draußen jedes Wort hören können.
    »Dann wenden wir uns eben direkt an die Polizei«, schoss ich im selben scharfen Tonfall zurück.
    Diana tippte sich wild an die Stirn. »Hörst du dir überhaupt selbst noch zu! Gestern hast du entschieden, dass die Polizei nicht eingeschaltet wird. Und jetzt schon wieder diese Hundertachtziggraddrehung?«
    »Gestern war gestern und heute ist die Situation…«
    Diana rang die Hände zum Himmel. »Die Situation ist, dass die Polizei doch als Allererstes mit Mr Bean sprechen würde. Und dann? Meinst du, die glauben uns mehr als unserem Lehrer?«
    Es war eine rhetorische Frage. Wir hatten alle längst die Erfahrung gemacht, dass wir im Zweifelsfall den Kürzeren zogen.
    Chris schleppte einen großen Kübel Wasser herbei. Er brauchte beide Arme dazu und bei jedem Schritt, den er machte, schwappte der Kübel über. Doch niemand half ihm. Ich fühlte mich schlicht und einfach zu kraftlos und Felix rieb wie verrückt seine Ferse auf dem Erdboden und fluchte dabei. Diana war jetzt voll in Fahrt: »Bis jetzt ist dir das alles nicht sehr nahe gegangen, oder? Dass Vero fast blind wurde und Mia angeschossen! Aber wegen der bisschen Scheiße im Schuh rennst du gleich zu Bieninger und regst dich so auf. Oh, deinen Rucksack, den hab ich vergessen. Dass der ruiniert wurde, hat dich natürlich auch schon aufgeregt!«
    »Was mich aufregt und was nicht, geht dich einen Dreck an!«, fauchte Felix zurück.
    »Ein feiner Freund bist du, muss ich schon sagen!«
    »Jetzt hört doch auf!«, ging Vero dazwischen.
    »Misch dich nicht ein!« Darin zumindest waren Felix und Diana sich einig.
    »Was macht dieses Monster aus uns?«, flüsterte Vero.
    »Es kehrt unsere wahren Gesichter heraus«, gab Chris monoton zur Antwort, während er mit einem nassen Fetzen seine Schuhe bearbeitete. Es stimmte. Klar und deutlich zeigte sich, wie jeder Einzelne von uns mit dem Druck, der auf uns lastete, umging. Beziehungsweise, wie wir der Reihe nach darunter zusammenbrachen.
    »Wenn du bloß nicht eingeschlafen wärst, Mia«, sagte Vero vorwurfsvoll.
    Ich warf Vero einen flehenden Blick zu, doch die Jungs hatten gute Ohren, zumindest dann, wenn sie besser nichts gehört hätten.
    Kleinlaut erzählte ich von meinem nächtlichen Versagen und der Drohung, die Diana am Morgen auf ihrem Kopfkissen gefunden hatte.
    »Mit einem Pfeil? Da mag es jemand aber besonders dramatisch.« Dass Felix immer alles herunterspielen musste, machte mich langsam richtig wütend. Er war wirklich der Letzte, der sich diesbezüglich über Mr Bean aufregen durfte. Bis auf die Scheiße in seinen Schuhen, da hatte Diana völlig recht, ging ihm das alles relativ am Allerwertesten vorbei.
    »Hast du keine Angst, dass es jemand ernsthaft auf Diana abgesehen haben könnte?«, fragte ich ihn.
    Er schnaubte verächtlich. »Bitte, kriegt euch wieder ein, Mädels. Das, was seit Tagen bei uns abgeht, ist zwar voll die Kacke – ha, ja, im wahrsten Sinn des Wortes –, und wenn ich den erwische, der dafür verantwortlich ist, werde ich das erste Mal in meinem Leben eine Prügelei beginnen. Aber hier geht es nicht um eine echte Gefahr. Du tust ja die ganze Zeit so, als ob uns jemand ermorden will, Mia.«
    »Von einem Pfeil angeschossen zu werden, ist keine echte Gefahr? Und das Pfefferspray? Und das Verstecken von meinem Notfallset?«
    Er überlegte, dann deutete er uns, den Hügel ein

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