Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
Vom Netzwerk:
Ahnung hatten, mit wem wir es zu tun hatten. Und die Tatsache, dass diese Person ziemlich sicher für uns auch kein Fremder war, bot gewiss keinen Trost.
    Ewig lang hatten wir über die Schrift auf dem Zettel diskutiert. Vero war der Meinung, dass wir anhand des geschwungenen T-Querstrichs womöglich die Verfasserin der Nachricht ermitteln konnten.
    »Meine T schauen auch so aus. Ich wette, die Hälfte unserer Klasse macht sie so«, widersprach ich ihrem Vorschlag.
    »Also ich nicht«, erklärte Vero mit Nachdruck. »Du, Diana?«
    »Ich? Keine Ahnung, mal so, mal so. Ich glaub aber nicht, dass es irgendwas bringt, wenn wir jetzt alle um eine Schriftprobe bitten.«
    »Natürlich bringt das was«, beharrte Vero.
    »Und wie willst du das anstellen?«
    So ging es eine gefühlte Ewigkeit weiter, bis ich das Wort an mich riss, indem ich dafür plädierte, der ganzen Gruppe von der Drohung gegen Diana zu erzählen. Doch schon bei dem Wort Drohung widersprach mir Diana. Sie meinte, man könne es vielleicht auch anders lesen.
    »Wie denn? Vielleicht als Tatsachenbericht? Du bist aber nicht tot!«, antwortete ich darauf.
    »Und wenn es abstrakt gemeint ist?«, warf Vero ein. »Dass Diana sich zu inaktiv verhält? Irgendwie leblos?«
    Ha, Diana leblos! Es regte mich fürchterlich auf, dass die beiden anscheinend lieber Wortklauberei betreiben wollten, anstatt sich endlich eine Lösung zu überlegen. Ich wollte mit offenen Karten spielen. Ich wollte Mr Bean mitteilen, dass er die Polizei einschalten sollte, sonst würden wir es tun. Vielleicht konnte ich Chris und Felix überzeugen, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, die Polizei zu verständigen.
    Während Diana und Vero Richtung Haupthaus gingen, wartete ich auf meine männliche Verstärkung. Ich hatte mich etwas abseits vom Jungszelt postiert, nicht direkt davor, denn ich fürchtete, dass David sonst annehmen könnte, ich wollte ihn abpassen. Als er in Begleitung seiner Kumpels das Zelt verließ, drehte ich den Kopf in die andere Richtung und bewunderte demonstrativ die schöne Aussicht. Lasst mich nur ja in Ruhe, dachte ich. Doch kaum waren die drei im Haus verschwunden, ärgerte ich mich, dass sie mir nicht mal einen guten Morgen gewünscht hatten. Ich wettete, den Quaks und natürlich Joe hätten sie einen gewünscht. Gleich darauf schüttelte ich unwillig den Kopf. Kinderkram, Mia. Überleb erst mal die Tage hier, dann kannst du dir Gedanken über die Liebe machen . Ich wollte mir die Haare hinters Ohr klemmen und erschrak für einen Augenblick, weil ich plötzlich die kurzen Spitzen zwischen den Fingern hatte. Ich atmete tief ein und versuchte, mich auf die Landschaft zu konzentrieren. Meine schönen langen Haare. Ganz unerwartet überrollte mich eine Welle Heimweh. Wenn ich die Tage hier tatsächlich lebend überstand, dann würde ich ein viel besserer Mensch werden. Versprochen.
    »Morgen.« Chris war barfuß aus dem Zelt geschlurft und riss mich aus den Gedanken. Im Stehen, hüpfend, zog er sich seine Schuhe an. Felix ließ sich daneben auf die Erde fallen und steckte die nackten Füße in seine Sneakers. Zumindest einen Fuß. Er fing gerade an, mir irgendeinen fürchterlichen Witz über einen Deutschen, einen Österreicher und einen Amerikaner zu erzählen, da stoppte er abrupt und verzog das Gesicht. Gleichzeitig fing Chris zu fluchen an.
    »Shit, verdammter! Da ist was Nasses in meinen Schuhen.«
    Felix hatte seinen Fuß schon wieder rausgezogen, an seiner Ferse klebte braunschwarzer Matsch. »Shit kannst du laut sagen!«, schrie er und sprang auf. Ohne sich um den Dreck an seinem Fuß zu kümmern, schoss er auf das Haus zu. Ich ließ den armen Chris stehen und rannte Felix nach.
    »Jetzt reicht’s!«, hörte ich ihn brüllen, als ich an Vero und Diana vorbei ins Haus lief.
    »So, würde der Herr sich auf der Stelle –«
    »Nein, ich werde mich nicht zurückhalten! Jetzt schauen Sie sich mal meinen Fuß an! Das Arschloch hat mir Hundescheiße in die Schuhe geschmiert! In meine verdammt neuen Schuhe!«
    »Jetzt schlägt’s dreizehn! Du hörst sofort auf, so herumzubrüllen.«
    »Nein!«
    »Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt. Du führst dich ja auf wie ein Irrer.« Mr Bean war mittlerweile sogar vom Tisch aufgestanden, so erregt war er.
    »Felix«, mahnte ich. Nicht dass es Bieninger jetzt einfiel, ihn nach Hause zu schicken. Ohne Felix würde ich den Albtraum hier sicher nicht überstehen.
    Er ballte die Fäuste und war sichtbar bemüht, sich wieder

Weitere Kostenlose Bücher