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Luegenprinzessin

Luegenprinzessin

Titel: Luegenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Miedler
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doch eigentlich unser Freund ist. Ich hab keine Lust, mit jemand befreundet zu sein, bei dem ich mich ständig daran erinnern muss, dass ich nichts ernst nehmen darf von dem, was er verzapft.«
    »Ich weiß, was du meinst.« Diana fuhr sich durch ihre Stacheln. »Und ich kapier ehrlich gesagt überhaupt nicht, wieso ihm dermaßen viel daran liegt, diese Situation ins Lächerliche zu ziehen.«
    Gerade wollte ich darüber nachdenken, was Felix für einen Grund haben könnte, als mir wieder einfiel, was ich Vero hatte fragen wollen.
    »Vero, als du vorgestern Nacht nach mir aufs Klo gegangen bist, kannst du dich erinnern, ob da irgendjemand im Zelt gefehlt hat, als wir zurückgekommen sind? Oder ob vor dir jemand rausgegangen ist.«
    Sie zögerte kurz, dann murmelte sie: »Nein, ja… aber… nein…« Sie seufzte schwer.
    »Hat nun jemand vor dir das Zelt verlassen?«
    »Ja, schon. Ich bin davon aufgewacht, dass jemand an mir vorbeigegangen ist.«
    »Wer?«, fragte ich scharf.
    Vero sah erst Diana an, dann mich. »Es war total dunkel. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es Joe war.«
    Wir waren also wieder bei Joe angelangt. Sosehr ich mich auch bemühte, mich selbst von ihrer Unschuld zu überzeugen, mittlerweile sprach schon sehr viel gegen sie. Krampfhaft versuchte ich, mir in Erinnerung zu rufen, ob Joe auf ihrem Platz war, als Vero und ich ins Zelt zurückkamen. Wir waren am Eingang sitzen geblieben und hatten minutenlang gekichert, weil wir uns so blöd vorgekommen sind. Und als wir dann rein sind… ich konnte es echt nicht mehr sagen. Die Müdigkeit hatte nicht nur meinen Körper, sondern mittlerweile auch meinen Kopf kräftig in ihren Fängen. Es fiel mir schwer, Gedanken in Worte zu fassen oder sie überhaupt zu Ende zu denken. Wie gerne hätte ich das bevorstehende Bridge-Swinging ausgelassen und mich stattdessen eine Runde aufs Ohr gehauen. Mitmachen konnte ich mit meiner lädierten Schulter ja sowieso nicht. Aber was, wenn jemand der anderen dort etwas zustieß?
    »Fürchtet sich eigentlich noch jemand vor dem Bridge-Swinging?«
    »Dachte, du hättest das schon mal gemacht«, konterte Diana misstrauisch.
    »Ja«, beeilte ich mich zu sagen. Wann hatte ich das nur wieder behauptet? »Ich rede doch nicht vom Sprung…«
    Vero verzog das Gesicht. »Ich hab auch schon überlegt, ob die Psychofrau etwas mit dem Seil anstellen könnte.«
    In der Ferne sah ich Felix, wie er gerade theatralisch den Kopf in den Nacken warf und irgendeine Show vor Joe und Chris abzog.
    Einen kurzen entsetzlichen Augenblick lang wünschte ich mir, dass ihm beim Sprung etwas passierte. Und dass er kurz vorm Aufprall merkte, dass ich recht hatte. Wie gesagt, es war wirklich nur ein ganz kurzer Moment, in dem ich mir das wünschte, und ich verabscheute mich selbst dafür.
    Ich saß auf meinem Schlafsack und wühlte mit einem Arm in meinem Rucksack herum auf der Suche nach einem passenden Oberteil. Passend, um mein Äußeres irgendwie aufzupeppen. Die letzten Tage hatten nicht gerade dazu beigetragen, mich hübscher zu machen. Die Kussmund-Brille, der Bubikopf und jetzt auch noch der bandagierte Arm schmeichelten mir alle miteinander nicht besonders. Wie aufs Stichwort betrat in dem Moment Joe das Zelt. Nicht nur atemberaubend schön wie immer, sondern noch dazu in einem obergeilen, eng anliegenden knallbunten Oberteil.
    »Du siehst super aus!« Ups, das war mir rausgerutscht, aber nachdem Joe überhaupt nicht eitel reagierte, sondern ehrlich überrascht und erfreut schien, bereute ich das spontane Kompliment nicht.
    »Woher hast du das Oberteil?«, fragte ich.
    »Tijuana Dreams«, antwortete Joe bereitwillig. »Ein Laden in der Innenstadt, gleich neben dem Dom. Du solltest mal hinschauen, dir würden die Sachen extrem gut stehen.«
    »Ehrlich?«
    »Ja, klar. Und die Verkäuferinnen sind topp, die beraten einen wirklich gut. Welche Schnitte und Farben zu deinem Typ passen und so.«
    Zu meinem Typ? Bisher hatte ich noch nicht einmal gewusst, dass ich so etwas wie einen Typ besaß. Joe war echt nett. »Wie heißt das Geschäft noch mal?
    »Tijuana Dreams. Ich schreib es dir auf.«
    Sie riss ein Eckchen von ihrem Block ab und kritzelte den Namen darauf. »Vielleicht können wir ja auch mal zusammen dahin schauen«, schlug sie vor, lächelte mir zu und verließ das Zelt.
    Sie war nicht nur echt nett, sie war extrem nett! Automatisch flog mein Blick auf das Zettelchen, das sie mir in die Hand gedrückt hatte. Tijuana Dreams stand in fein

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