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Luegnerin

Luegnerin

Titel: Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Larbalestier
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als das sind? Warum redet sie mit mir darüber, ob Zach sie geliebt hat?
    »Und, hast du?«, fragt sie.
    »Was habe ich?« Ich will nicht, dass sie neben mir sitzt. Ich will mein Mittagessen alleine essen, ungestört, unbeobachtet. Seit Zach verschwunden ist – nein, seit Brandon getratscht hat –, beobachten mich die Leute und reden über mich. Aber dass ich mit Sarah zusammen beim Mittagessen sitze? Das ist einfach zu abartig. Alle in der Cafeteria schauen zu uns hin, beugen sich vor, versuchen mitzuhören.
    »Hast du ihn geliebt?«, fragt sie und dämpft dabei die Stimme.
    Ich verdrehe die Augen, damit ich nicht laut aussprechen muss, für wie bescheuert ich ihre Frage halte. »Er ist tot, Sarah«, sage ich leise. »Er wird nicht wieder lebendig, wenn man ständig an ihn denkt oder über ihn redet. Das ist dir klar, oder?«
    Sie zuckt zusammen, aber ihre Augen füllen sich nicht mit Tränen. »Ich hab ja nur gefragt, ob du ihn geliebt hast. Warum ist die Frage so schwer zu beantworten?«
    Ich seufze. »Es spielt keine Rolle. Er ist tot.«
    »Du hast nur Angst zu antworten«, sagt Sarah. »Das heißt, du hast ihn geliebt.«
    »Wenn du meinst. Ich nehme an, du glaubst, dass du ihn
geliebt hast.« Ich will nicht mit ihr über Zach reden. Ich will mit gar niemandem über Zach reden. Es tut weh, seinen Namen zu nennen, ihn zu denken … mir wird klar, dass keine von uns seinen Namen ausgesprochen hat. Wir sagen »er« oder »ihn« oder »sein«, aber niemals »Zach«.
    »Natürlich«, sagt Sarah.
    »Wir waren nicht zusammen, Sarah. Brandon hat gelogen. Und ich wollte dich nur ärgern. Wir sind manchmal zusammen laufen gegangen. Mehr war da nicht.«
    »Du hast seinen Pulli.«
    »Mir war kalt. Er hat ihn mir geliehen.« Mir war nicht kalt gewesen. Mein Kopf war in seinem Schoß. Er hatte die winzigen Locken auf meinem Kopf gestreichelt. Ich konnte nur ihn riechen. Ich hatte gesagt, dass mir sein Pulli gefällt. Er hat ihn ausgezogen und mir gegeben. Er hat intensiv nach ihm gerochen. Zachs Duftmarke. Ich liebe diesen Pulli.
    »Ich bin nicht blöd«, sagt Sarah, und ich lache nicht. »Du glaubst, du kannst alles so geheim halten, aber ich habe dich durchschaut. Ich weiß, dass ihr zusammen wart. Du kannst nicht verhindern, dass man deine Gedanken an ihn an deinem Gesicht ablesen kann. Ich weiß, dass du ihn geliebt hast. Hast du doch, oder?«
    Ich zucke die Schultern. Sarah fängt wieder an zu weinen. Leise, aber das ist egal. Alle starren uns an. Sie können es sehen. Ich wünschte, ich könnte weinen.
    »Warum bist du nur so zynisch?« Es ist keine wütende Frage. Ich glaube, sie will es wirklich wissen.
    »Ich versuche nur, wie mein Dad zu sein«, erkläre ich ihr, was nicht im Geringsten der Wahrheit entspricht. Aber sie hat meinen Waffenhändler-Daddy gesehen, und deswegen
glaubt sie vielleicht, dass er total taff und zynisch und abgebrüht ist. Dad ist überhaupt nicht zynisch. Nicht wirklich. Er steckt voller Hoffnung und Optimismus.
    Ich vermute, dass mein Zynismus daher kommt, dass ich ständig so tue, als wäre ich etwas, das ich nicht bin. Mich selbst in Lügen zu verbergen, macht mich zynisch. Ich weiß, ich bin nicht vertrauenswürdig. Wie wahrscheinlich ist es denn, dass die Welt ehrlich ist, wenn ich es nicht bin?
    Aber mein Dad lügt genauso viel wie ich und er ist nicht zynisch.
    »Glaubst du, dass er dich geliebt hat?«, fragt Sarah und wischt sich verstohlen die Augen. Ich frage mich, wem sie hier wohl etwas vormachen will.
    »Wer? Mein Dad?«, frage ich, obwohl ich natürlich genau weiß, wen sie meint. »Natürlich tut er das. Er ist mein Vater.«
    »Nein, Zach. Glaubst du, dass Zach dich geliebt hat?«
    Ich spüre das starke Bedürfnis, Sarah ins Gesicht zu boxen.
    Sie hat seinen Namen ausgesprochen.
    Stattdessen wende ich mich meinem kalten BLT-Sandwich zu, ziehe das feuchte Brot ab und schiebe den verwelkten Salat beiseite. Der Schinkenspeck ist angebrannt. Ich muss fest kauen, um ihn so zu zerkleinern, dass er sich herunterschlucken lässt.
    »So wie er alle seine Laufpartner geliebt hat, nehme ich an«, sage ich schließlich in der Hoffnung, dass ich danach nie wieder mit Sarah sprechen muss. Aber es dauert noch so lange bis Juni.

FAMILIENGESCHICHTE
    Die Familienkrankheit beschränkt sich nicht nur auf Akne und exzessives Bluten. Es steckt noch mehr dahinter – noch ein Grund, warum ich jeden einzelnen Tag meines Lebens die Pille nehme.
    Erinnert ihr euch, dass ich mit Fell geboren wurde? Mit

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