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Luegnerin

Luegnerin

Titel: Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Larbalestier
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mir lieber. Aber wir werden sehen. Stell dir vor, die würden dich laufen sehen! Da gäb’s kein College im ganzen Land, das dir nicht das Geld hinterherschmeißen würde.«
    »Halt die Klappe. Sag mir lieber, was du all deinen Mädels erzählst.«
    »Also, das weißt du doch schon. Ich hab’s zu dir auch schon gesagt, oder? Wie süß du bist.« Er berührte meine Wange mit dem Finger. Ich verdrehte die Augen. Ob er das wohl auch zu Sarah gesagt hatte? »Wie wär’s damit«, sagte er. »Du schwitzt ja doch.«
    »Jeder schwitzt. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.
Wenn sie dich fragen, ob du sie liebst«, sagte ich, »was antwortest du dann?«
    »Ich sage«, und damit neigte er den Kopf an mein Ohr und fing an zu flüstern, »du bist so süß. Wie du aussiehst, wie du schmeckst. Und dann, so als könnte ich mich nicht mehr zurückhalten, dann küsse ich sie …«
    Er beugte sich weiter vor, ich wich ihm aus.
    »Sei doch nicht so.«
    »Was soll das überhaupt heißen, ›sie‹?«, fragte ich und rutschte noch weiter von ihm weg. »Ich dachte, du hättest nur was mit Sarah.«
    Er lachte. »Davor gab es andere.«
    »Na klar, sicher.« War es auch. Viele Mädchen waren scharf auf Zach. Ich fand, dass er nicht besonders gut aussah. Er hatte eine reine Haut und strahlende Augen, aber seine Nase war eher groß und er hatte ein paar schiefe Zähne. Er war bei weitem nicht so gut aussehend wie Tayshawn.
    »Dann sind wir uns ja beide sicher«, sagte er und küsste mich.
    Ich machte mich frei. »Warum hast du mich dann gefragt? Wenn du selbst es nie sagst?«
    »Das sorgt für ein Gefälle: Bring das Mädchen dazu, es zu sagen, aber sag es nie selbst!«
    »Das ist gemein.« Das war es auch, aber es hatte eigentlich nicht gemein geklungen, so wie er es gesagt hatte. »Und was ist, wenn du dich wirklich verliebst?« Ich glaubte nicht, dass ich in Zach verliebt war, aber wenn ich mit ihm zusammen war, war ich glücklicher als mit sonst jemandem. Aber am besten war es immer noch, alleine zu sein. Will man alleine sein, wenn man wirklich verliebt ist?

    »Dann werde ich es sagen. Aber erst dann.«
    Ich überlegte, warum es mich nicht verletzte, dass Zach mir soeben erzählt hatte, dass er mich nicht liebte.
    »Okay, das ist fair«, erklärte ich ihm. »Dann mach ich es genauso.«
    »Dann ist das also ein Nein?«, fragte Zach und grinste so breit, dass sein Gesicht beinahe zerriss.
    »Ein dickes, fettes Nein«, sagte ich und rannte den Hügel hinauf in einem Tempo, bei dem er, wie ich wusste, nicht mithalten konnte.

NACHHER
    »Die Bullen haben mich gefragt, wie er gewirkt hat. Also, als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe«, sagt Tayshawn. Wir sind noch immer in der Höhle und sitzen da mit dem Echo von Zachs Beerdigung in unseren Köpfen. Ich habe nicht das Bedürfnis, dorthin zurückzukehren.
    Sarah nickt. »Mich auch. Sie sind zu uns nach Hause gekommen. Dad ist voll ausgetickt. Er mag keine Polizei. Er traut ihnen nicht.«
    »Meiner auch nicht«, sage ich. »Dad sagt, die suchen bei Schwarzen nur nach einem Grund, sie bei nächstbester Gelegenheit hochzunehmen. Vor allem, wenn sie auch noch gebildet sind.«
    »Dein Dad und meiner sollten sich mal kennenlernen«, sagt Sarah. »Wenn sie schon genau dieselben Sachen sagen.«

    »Meiner nicht«, sagt Tayshawn, und mir fällt wieder ein, dass Tayshawns Großvater bei der Polizei war. Ich glaube, auch noch ein Onkel. Außerdem hat er noch Feuerwehrleute in der Familie. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals einen schwarzen Feuerwehrmann gesehen hätte. Seine Mutter ist allerdings Buchhalterin und sein Dad ist Geschäftsmann. Mit einem wenig erfolgreichen Geschäft. Sie sind genauso pleite wie meine Eltern. Aber ich schätze mal, dass sie immer noch als Polizistenfamilie durchgehen.
    »Bestimmt ist keiner aus deiner Familie auch nur annähernd so fies wie diese Polizisten«, sagt Sarah. »Der jüngere …«
    »Stein?«, frage ich.
    Sarah nickt. »Er hat ständig versucht, es so zu drehen, dass meine Beziehung zu Zach irgendwie schmutzig klang. Er wollte wissen, ob ich eifersüchtig auf dich war, Micah. Und er hat mir nicht geglaubt, als ich sagte, ich hätte nicht mal von dir gewusst.« Ihr Tonfall verändert sich, ihre Stimme wird leise. »Das glauben sie auch jetzt nicht.«
    »Genau«, sagt Tayshawn. »Sie wollten wissen, ob ich mich manchmal mit Zach gestritten habe. Ich meine, und wenn? Alle haben mal Streit. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass man einen

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