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Luegnerin

Luegnerin

Titel: Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Larbalestier
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wir die holperige Straße entlangfuhren. Ich erinnere mich an grüne Blätter so weit das Auge reichte. Und die Sonne ließ die Flächen und Blattadern und Stängel miteinander verschwimmen, so dass all die Zweige und Blätter, die im Wind schwankten, zu einem grünen, fast goldenen Schimmern wurden.
    Es muss im Sommer gewesen sein.
    Ich erinnere mich, dass ich über das glänzende grüngoldene Licht lachte und dass mein Dad versuchte, mich dazu zu bringen, Ruhe zu geben und mich wieder hinzusetzen, aber ich gehorchte nicht. Ich wollte etwas sehen.
    Dann waren wir fast beim Haus.
    Dad hielt den Wagen an. Wir stiegen aus, und Dad hob mich auf seine Hüfte, so dass ich so gut sehen konnte wie er, fast auf gleicher Höhe. Wir schoben uns zwischen Bäumen hindurch, bis wir beim Haus waren, das in ihrer Mitte stand. Die Bäume standen so nahe daran, dass sie fast durch die Fenster hineinwuchsen. Der einzige freie Raum war die Veranda, die sich ganz ums Haus zog.

    Fünf Erwachsene saßen dort in Schaukelstühlen. Sie hatten Kinder auf dem Schoß und zu ihren Füßen. Ein paar davon zu klein oder noch kleiner als ich, aber die meisten schon größer. Sie zogen und zerrten sich gegenseitig herum.
    Die Erwachsenen standen auf, als sie uns sahen, aber sie hatten uns vermutlich schon vorher gehört. Bei den Wilkins haben alle gute Ohren. Selbst Dad.
    Ich weiß nicht mehr, wer diese Erwachsenen waren, vermutlich Großmutter und Großtante und Hilliard, vielleicht zwei von Dads Cousinen und Cousins. Meine Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf die Kinder auf dem Boden. Die schaute ich an. Sie waren nicht so wie die Kinder in der Kinderkrippe.
    Eines von ihnen zischte mich an.
    Wie ein Affe in einem Tierfilm. Ich drückte mich näher an meinen Dad und legte meinen Kopf an seine Schulter.
    »Alles okay, Süße,«, sagte Dad. »Sie sind von deiner Art.«
    Diesen Ausdruck hatte ich noch nie zuvor von ihm gehört. Und so klein ich auch war, machte er mich misstrauisch. Meine Art . Das klang gefährlich.

VORHER
    »Liebst du mich?«, fragte Zach, zwischen den einzelnen Wörtern keuchend. Wir liefen gerade den Heartbreak
Hill hinauf. Zach fing immer gerne während der schwierigsten Stelle unserer Laufstrecke an zu reden.
    »Das ist keine Frage, die Jungs stellen.« Ich keuchte nicht annähernd so sehr wie Zach.
    »Woher willst du das wissen? Ich bin doch der Erste für dich.«
    »Weiß ich halt.«
    Zachs Gesichtsausdruck verriet, dass er mir nicht glaubte.
    »Liebst du mich denn?«, fragte ich.
    Zach lief viel langsamer. »Das ist eindeutig eine Frage, die Mädchen stellen.« Der Schweiß lief ihm in die Augen.
    »Ich weiß. Also, liebst du mich?«
    »Diese Frage beantworte ich nie.«
    »Nie?« Das war nun wirklich nicht fair.
    »Nee«, sagte er und verlangsamte den Schritt noch weiter. »Dieser Hügel wird jedes Mal größer, wenn wir hier hinauflaufen, findest du nicht?«
    Fand ich nicht, aber ich grunzte nur auf eine Weise, die man sowohl als Ja als auch als Nein deuten konnte. »Und was sagst du dann, wenn man dich fragt?« Gleichzeitig überlegte ich, wie viele »mans« es wohl sein mochten.
    »Ich sage … können wir mal einen Moment stehen bleiben? Dafür brauche ich Luft.« Stolpernd kam er zum Stehen, beugte sich vornüber und legte die Hände auf die Knie. Er atmete tief und keuchend ein.
    Ich hielt neben ihm, stellte mich auf die Zehenspitzen, um mich ein wenig zu strecken, bevor ich meine Fersen zum ersten Mal seit vielen Meilen den Boden berühren ließ. Meine Unterschenkelmuskeln zogen sich zusammen und entspannten sich wieder zum Dank für meine Rücksichtnahme.

    »Danke. Verdammt. Mädel. Ich wünschte, du würdest wenigstens mehr schwitzen.«
    »Ich schwitze doch.« Allerdings bei weitem nicht so wie er. »Ich kann nichts dafür, wenn du nicht so fit bist wie ich.«
    »Tja, ich bin eben überhaupt nicht so wie du, was immer das ist. Und deswegen keuche und schwitze ich hier vor mich hin.«
    »Und zickst und jammerst rum.«
    Er grinste. » Weil ich eben ein normaler Mensch bin.«
    Ich boxte ihn.
    »Scheiße, Mann.« Er rieb sich den Arm.
    »Du bist so durchschnittlich«, sagte ich, »dass du wahrscheinlich ein Basketball-Stipendium fürs College kriegst. Ich hab gehört, dass die Talent-Scouts schon jedes Mal zuschauen, wenn du spielst. Und das, wo du noch nicht mal auf eine Highschool mit einem anständigen Team gehst.«
    Zach zuckte die Schultern. »Ein Stipendium aufgrund meiner intellektuellen Fähigkeiten wäre

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