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Luegnerin

Luegnerin

Titel: Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Larbalestier
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nicht um das Laufen gegangen wäre, dann wäre es bestimmt nicht öfter als einmal passiert. Ehrlich, Sarah. Ich habe für ihn nicht dieselbe Rolle gespielt wie du. Er fand, ich sei ein Freak.«
    »Nun ja«, meint Tayshawn, »das bist du ja irgendwie auch. In der Schule redest du kaum ein Wort, und wenn, dann ist es ein Haufen Mist. Ich weiß jedenfalls, dass dein Daddy kein Waffenhändler oder so ist.«
    »Nicht?«, fragt Sarah und lässt ihre Handtasche los, um sich das Gesicht abzuwischen.
    Tayshawn lacht. »Der verkauft noch nicht mal Klappmesser. Er ist Journalist und schreibt für Zeitschriften.«

    » Woher weißt du das denn?«, frage ich.
    »Ich habe meine Quellen.«
    »Hast du einen von seinen Artikeln gesehen?«, fragt Sarah.
    »Meine Mutter hat eine Million Reisezeitschriften abonniert«, sagt Tayshawn und grinst.
    »Glaubst du nicht, dass eine Tätigkeit als Reisejournalist die perfekte Tarnung für einen Waffenhändler wäre?«, frage ich.
    Tayshawn lacht jetzt laut.
    »Warum lügst du so viel, Micah?«, fragt Sarah. Sie starrt mich immer noch an. Ich weiß, dass sie noch vor kurzem Angst davor hatte. Ich bin mir nicht sicher, dass mir ihre Furchtlosigkeit gefällt.
    »Hab ich schon immer. Keine Ahnung. Angewohnheit.« Ich werde ihnen nichts über die Familienkrankheit erzählen.
    »Eine dumme Angewohnheit«, bemerkt Tayshawn.
    Draußen ist es etwas dunkler geworden. Wie viel Uhr es wohl ist? Es fühlt sich eigentlich noch nicht so spät an. Vielleicht sind es dunkle Wolken.
    Sarah starrt mich weiter an. Tayshawn auch. Die Luft hat sich noch mehr erwärmt. Die Luft riecht nach Moschus.
    Ich umschlinge meine Knie noch fester. Wenn Zach nicht ermordet worden wäre, dann wären wir nicht hier. Sarah hätte nie so viel mit mir geredet. Auch Tayshawn nicht. Obwohl wir schon ab und zu ein paar Körbe zusammen geschossen haben. Ich kenne die beiden seit fast vier Jahren. Ohne sie im Geringsten zu kennen.
    »Er fehlt mir«, sage ich. Obwohl ich genau weiß, dass
Sarah mir deswegen eine kleben könnte. Wie kann ich mir anmaßen, ihren Freund zu vermissen.
    Stattdessen beugt sie sich zu mir. Zunächst glaube ich, dass irgendetwas auf meinem Gesicht ist, das sie wegwischen will. Das tut sie nicht. Sie küsst mich. Der Schock, ihre Lippen auf meinen zu spüren, wandert von den Nervenenden auf meiner Kopfhaut bis hinunter zu meinen Füßen. Ihr Mund öffnet sich. Ich spüre, wie sich ihre Zunge leicht gegen meine drückt. Sie schmeckt sauber und leicht pfefferminzig. Ihr Mund ist warm und ihre Lippen fühlen sich weich an. Mir wird heiß und kalt. Ich erwidere ihren Kuss.
    Tayshawn starrt uns an.
    Dann, als Sarah sich zurückzieht, beugt er sich vor und drückt seine Lippen auf meine, die noch immer feucht von Sarahs sind. Sein Mund ist ein wenig kühler. Er drückt stärker, aber seine Lippen sind genauso weich. Er legt seine Hand an meine Wange, beide Hände, öffnet den Mund weiter und küsst mich stärker.
    Ich zittere. Genau wie er. Ich habe keine Ahnung, was hier passiert, aber ich frage mich, ob Zach es wohl spüren kann.
    Als Tayshawn loslässt, falle ich blinzelnd zurück und sehe zu, wie Tayshawn und Sarah sich küssen. Mein Herz rast. Ich weiß nicht recht, was ich denke, außer dass ich will, dass mich die beiden noch einmal küssen.
    Ich weiß, dass keiner von uns Zach umgebracht hat. Wir haben nicht das Zeug dazu.

TEIL 2
Die wahre Wahrheit sagen

GESTÄNDNIS
    Ich bin ein Werwolf.
    Jetzt ist es endlich draußen.
    Das Herzstück all meiner Lügen.
    Und der Familienlügen.
    Ihr hattet es sowieso schon erraten, oder? Von wegen dem Fell, mit dem ich geboren wurde, dem Wolf in meiner Kehle, meiner seltsamen Familie. Sie ist ein Werwolf, habt ihr euch gesagt, aus einer Familie von Werwölfen. Das erklärt alles.
    Und jetzt denkt ihr: »Nun ja, und dann hat sie ihn auch umgebracht.« Das ist der Beweis. Und beantwortet auch gleich die Frage nach dem Wie: ein Werwolf. Micah, der Werwolf.
    Aber ich habe Zach nicht umgebracht. Ich habe noch nie einen Menschen getötet. Nicht als Wolf und nicht als Mensch.
    Oder ihr denkt: »Sie ist verrückt. Sie ist nicht nur eine Lügnerin – sie ist geistesgestört.«
    Es gibt keine Werwölfe. Jedenfalls nicht außerhalb von Träumen und Geschichten, und doch behauptet sie, sie wäre ein Werwolf. Ebenso gut könnte sie behaupten, sie
wäre eine Türklinke oder eine Raumstation. Micah, die Türklinke. Micah, die Raumstation.
    Ihr glaubt, dass ich ein Werwolf bin, sei die

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