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Luegnerin

Luegnerin

Titel: Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Larbalestier
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einfach nicht geschafft. Ich wusste nicht, wie ich es euch erzählen sollte. Ich kann immer noch nicht glauben, dass es wahr ist. Hunde?«
    »Ja, ich weiß«, sage ich.
    »Mein Onkel, er sagt, dass es ein Rudel auf einem unbebauten Grundstück in Hell’s Kitchen gibt. Sie hatten schon massenhaft Beschwerden deswegen. Das Rudel hat andere Hunde angegriffen. Die sind bösartig. Ihr Besitzer ist so ein verrückter alter Knacker, dem das Grundstück gehört. Er behauptet, er hätte die Hunde unter Kontrolle, aber das stimmt nicht.«
    »Hell’s Kitchen?«, frage ich. Das Rudel kenne ich. Kann sein, dass die bösartig sind, aber sie kneifen den Schwanz ein, wenn ich vorbeilaufe. Schnauzen am Boden, geduckt. Sie riechen, was ich bin. Das Grundstück liegt weit vom Central Park entfernt. Zu weit für ein wild streunendes Hunderudel. Es sind mindestens zehn Hunde. Wie sollen die ganz bis zum Central Park kommen, ohne dass sie jemand sieht und deswegen einen Aufstand macht? Das ist ja nicht gerade ein verlassener Stadtteil.

    Wir schauen uns an. Mein Blick ruht auf seinem Mund. Tayshawn wendet den Blick ab.
    »Was für eine Art zu sterben«, sagt er und schaudert. »Ich kann’s mir gar nicht vorstellen.«
    Ich schon. Ich weiß genau, wie es wäre. Ich habe Lebewesen zerfleischt. Ich habe ihnen beim Sterben zugesehen. Meistens geht es schnell.
    »Mein Onkel hat gesagt, wenn sie beweisen können, dass es die Hunde von dem Mann waren, dann werden sie eingeschläfert und er wird verklagt.«
    »Weswegen verklagt?«, frage ich. »Wegen Mordes?«
    Tayshawn schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Mein Onkel hat nichts dazu gesagt.«
    »Hat man so was nicht früher gemacht? Hunde auf Leute gehetzt? Kann es sein, dass der Alte so was getan hat?«
    »Aber Zach war weiß«, sagt Tayshawn.
    »Latino«, sage ich.
    »Ein weißer Latino. Er konnte noch nicht mal Spanisch. Und außerdem leben wir jetzt und nicht früher.«
    Ganz zu schweigen davon, dass die Hunde sicher nichts mit Zachs Tod zu tun haben. Ich nehme einen Schluck von dem inzwischen nicht mehr heißen Kaffee. Lauwarm schmeckt er nicht mehr so gut.
    Es hat so viele Gerüchte gegeben. Ich weiß nicht recht, wie ich es finde, dass wir jetzt die offizielle Wahrheit kennen und es in meiner Verantwortung liegt, was mit Zachs Mörder passiert.

NACHHER
    Die Woche nach der Beerdigung scheint kein Ende zu nehmen.
    Erin Moncaster bringt ein winziges bisschen Ablenkung vom Nachdenken über Zach und den Jungen und über Tayshawn und Sarah. Alle anderen beschäftigen sich sowieso nur noch mit Erin. Ich glaube, das liegt vor allem daran, dass die Vorstellung, dass Zach von Hunden getötet wurde, einfach zu abartig und schrecklich ist, als dass sie sich länger damit beschäftigen können. Also hören wir stattdessen, dass Erin geweint hat, als man ihren Freund verhaftet hat, und dass sie darauf bestanden hat, sie wären verheiratet und dass man ihn ihr nicht wegnehmen könnte.
    Aber das konnten sie sehr wohl. Sie ist erst vierzehn und ihre Eltern haben es nicht erlaubt und deswegen ist die Ehe nicht gültig.
    Alle reden nur über sie. Keiner redet mehr über mich und Sarah und Tayshawn. Keiner weiß, was passiert ist.
    Wenn Zachs Name fällt, dann folgt erst einmal Schweigen, bevor das Thema gewechselt wird. Keiner überlegt mehr, wer ihn umgebracht hat, weil wir es ja wissen. Dabei stimmt es gar nicht.
    Ich bin die Einzige, die es wirklich weiß. Ich bin diejenige, die etwas unternehmen muss.
    Ich habe den Jungen seit dem Mal nach der Beerdigung nicht mehr gesehen. Ich bin nervös, aber nicht so nervös, als wenn ich ihn gesehen hätte. Beides ist schlecht. Freitag nach der Schule fahre ich zu den Oldies raus aufs
Land. Ich hoffe, dass sie ein paar Antworten für mich haben. Und Anweisungen.
    Ich brauche jemanden, der mir sagt, was ich tun soll.
    Sarah, Tayshawn und ich reden nicht über das, was zwischen uns geschehen ist. Ich will die beiden noch immer küssen, sie zeigen keine Anzeichen für ähnliche Gefühle. Ich frage mich, ob die beiden vielleicht zusammenkommen, wenn ich nicht dabei bin. Ich bemühe mich sehr, diesen Gedanken beiseitezuschieben.
    Mein Körper ist leer.
    Das Ende der Gerüchte über Zach und seinen Tod bringt eine andere Art von Erleichterung. Ich hatte es dick, dass Leute wie Chantal, die Zach kaum gekannt haben, so taten, als wären sie beste Freunde gewesen. Als wäre sein Tod eine persönliche Katastrophe für sie. Jetzt hat sie Zach schon

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