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Luegnerin

Luegnerin

Titel: Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Larbalestier
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ich ein Wolf bin und sie Menschen? Menschen kopulieren nicht, wann und wo sie wollen. Aber wir haben es schon getan in der Höhle in Inwood. Wo liegt da jetzt der Unterschied?
    Tayshawn räuspert sich. »Jeder von uns vermisst Zach«, sagt er.
    Ich fahre herum und starre ihn an. Jetzt hatte ich gerade einmal nicht an Zach gedacht.
    »Ja«, sagt Sarah.
    Mir wird klar, dass ich Zach nur dann nicht vermisse, wenn wir drei zusammen sind. Ich schaue Tayshawn an, der mit gespreizten Beinen dasitzt, die Ellbogen auf die Knie gestützt. An der Wand hinter ihm hängt ein gerahmtes Foto von Sarah als Kind. Sarah sitzt mit überkreuzten Beinen auf dem Sofa und trippelt mit den Fingern auf der Lehne herum.
    »Aber nichts kann ihn wieder zurückbringen«, sagt sie. Das ist so ein Satz, der schon hundert Mal gesagt wurde. Ich weiß nicht, was er bedeuten soll.
    »Und wenn, wäre er ein total abgefahrener Zombie«, sagt Tayshawn. Er lächelt, aber es wirkt nicht sehr überzeugend.
    »Ha«, sagt Sarah. Ihr Lachen ist noch weniger überzeugend als sein Lächeln.
    Ich möchten den beiden von dem Jungen erzählen und von dem, was ich tun muss. Ich möchte sie küssen.
    Ich schlage die Beine umgekehrt übereinander wie Sarah. Ich sollte sie daran erinnern, dass wir eigentlich zusammen lernen wollten. Ich will aber nicht lernen.
    Sarah und Tayshawn wechseln einen Blick, und ich frage
mich mal wieder, ob sich die beiden auch ohne mich treffen. Tayshawn hat mich weggestoßen, als ich ihn geküsst habe. Vielleicht weil sie beide zusammen sind und es ihm peinlich war, es mir zu sagen. Am Sonntag bin ich als Erste gegangen. Haben sie sich danach weitergeküsst?
    Die beiden passen gut zusammen. Sie sehen gut aus. Und es ergibt durchaus einen Sinn, dass Zachs Freundin was mit seinem besten Freund anfängt.
    »Nichts wird mehr so sein, wie …« Sarah spricht nicht weiter. »Er fehlt mir.«
    »Er fehlt uns allen«, sagt Tayshawn.
    »Micah?«, fragt Sarah. »Alles okay mit dir?«
    »Genau«, sagt Tayshawn. »Was hüpfst du da eigentlich rum?«
    »Hä?«, frage ich, bevor mir klar wird, dass ich dahocke und auf den Fersen vor- und zurückschaukele. »Sorry.« Ich kann ja nicht sagen Ich will eigentlich nur, dass wir drei wieder zusammen rummachen , oder? »Es ist irgendwie komisch, hier zu sein. Mit euch. Wenn Zach nicht tot wäre, wäre ich gar nicht hier.«
    »Stimmt«, sagt Tayshawn. »Ich war auch noch nie zuvor hier.«
    »Du warst letztes Jahr auf meiner Geburtstagsparty«, bemerkt Sarah.
    »Aber nicht so. Nicht wir drei alleine«, sagt er und holt tief Luft. »Machen wir es noch mal? Ich fand es nämlich schön.«
    Sarah errötet. Ich lache.
    »Ich will schon«, sage ich. Ein warmer Schauder überzieht meinen ganzen Körper.
    »Sarah?«, fragt Tayshawn.

    Sie nickt.
    Wir bewegen uns nicht. Wir haben alle drei Ja gesagt, aber keiner ist bereit, den Anfang zu machen.
    Ich stehe auf, nein, ich springe auf. Ich mache eine Kopfbewegung in Richtung Schlafzimmer. »Ich bin dabei, wenn ihr so weit seid.«
    Und dann liegen wir auf ihrem großen Doppelbett, Teddy und Giraffe sind beiseitegeschoben.
    Es ist irgendwie peinlicher und verschämter als beim ersten Mal. Ich bin sicher, dass es zum letzten Mal geschieht, aber es ist mir egal. Ich kriege, was ich will. Ein Teil des Feuers und des Verlangens, das sich so sehr in mir aufgestaut hat, löst sich auf.
    Jetzt kann ich dem Jungen entgegentreten. Gestärkt und gefestigt. Ich kann zu den Oldies hinausfahren und in Erfahrung bringen, was ich tun soll, und es dann tun.
    Das können Sarah und Tayshawn mir geben. Mehr zu wollen, wäre zu viel verlangt.

LÜGE NUMMER 6
    So war es nicht.
    Ich meine, ja, ich bin zu Sarah nach Hause gegangen, und ja, ihre Wohnung ist tierisch groß. Ja, sie hat ein ganzes Zimmer voller Klamotten. Aber nichts ist geschehen. Wir haben gelernt. Wir haben über Zach geredet. Geweint. Und dann wieder gelernt.

    Das Zimmer war erfüllt von dem, was wir nicht getan haben.
    Wir haben uns nicht geküsst. Wir haben uns nicht berührt.
    Ich wollte es. Ich glaube, Sarah und Tayshawn – ich glaube, sie wollten es auch. Die Luft zwischen uns brannte. Das ist keine Lüge. Wir waren alle erregt.
    Aber Sarah und Tayshawn …
    Ich weiß nicht, wie sie es gemacht haben. Sie haben es irgendwie geschafft, das abzustellen. Sie haben es verhindert.
    Keine Küsse, keine Berührung, keine Haut. Kein gar nichts.
    Die Luft hat sich nicht entzündet.
    Außer hier in meinen Träumen.

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    Abgesehen

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