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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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Oberteil. Dazu ein Paar hochhackige schwarze Stiefel und eine türkisblaue Kette aus großen Holzkugeln. Mein Haar binde ich zu einem Pferdeschwanz, dessen Strenge die Kürze des Rocks und die Höhe der Stiefelabsätze ausgleichen soll. Ich entscheide mich diesmal für einen bordeauxroten Lippenstift aus der Pure-Nature-Kollektion und bin alles in allem mit meinem Spiegelbild zufrieden. Um gegen meine Nervosität anzukämpfen, trinke ich ein Glas Prosecco. Die Flasche hat allerdings schon Staub angesetzt, wer weiß, aus welcher Zeit sie stammt. Kann Prosecco eigentlich schlecht werden?
    Etwas benommen (vielleicht hätte ich heute doch eine Kleinigkeit essen sollen?) stakse ich die Weidenallee hinauf. Diese hohen Schuhe sind einfach nicht mein Ding. Keine Ahnung, wie Mia sich auf so etwas fortbewegt.

    Bevor ich das Restaurant betrete, atme ich einen Moment tief ein. Durch die Fensterscheiben sehe ich, dass der Laden mal wieder rappelvoll ist. Familien mit Kindern, Freundinnen und verliebte Pärchen sitzen an den Tischen mit den rot-weiß karierten Tischdecken. Das L’incontro da Cosimo ist ein sympathischer Familienbetrieb, der ein wenig mehr bietet als andere Speisekarten. Seine Pizzen sind zwar legendär (Sammy liebt die Napoli!), aber ich persönlich bevorzuge die hausgemachten Nudeln.
    Los, Franca, du schaffst das!, feuere ich mich selbst an und öffne die Tür. Die freundliche Patrona zieht mich an ihren wogenden Busen und erdrückt mich beinahe.
    »Cara, warum hast du nicht reserviert? Es ist alles voll«, sagt sie bedauernd, während ich über ihre Schulter hinweg den Raum absuche. In der hintersten Ecke entdecke ich ihn - mein Glas Wasser in der Wüste - Oliver Kramer.
    »Danke, aber da wartet schon jemand auf mich«, antworte ich und befreie mich aus ihrer Umarmung.
    »Ah, der nette Mann von Tisch drei«, grinst die Patrona und begleitet mich zu Oliver. Dann wünscht sie uns einen schönen Abend und geht zurück an den Tresen.
    »Guten Abend, Franca. Sie sehen toll aus!«, begrüßt Oliver mich mit einem flüchtigen Küsschen links und rechts. Sein Aftershave steigt mir in die Nase, unaufdringlich, frisch und ein bisschen geheimnisvoll. Mit einem Wort: lecker!
    Ich kann mir gerade noch ein »Danke, Sie auch!« verkneifen und setze mich. Während wir beide die Speisekarte
und die Tafel mit dem Tagesspezialiäten studieren, übe ich innerlich meinen Monolog.
    »Haben Sie schon mal die Spaghetti Cartoccio probiert?«, fragt Oliver und bringt mich völlig aus dem Konzept. Ich schüttle den Kopf.
    »Im Grunde ist das etwas für kalte Wintertage, wenn man sich Speck anessen muss, um sich gegen Krankheiten, böse Tiere oder die Invasion der Körperfresser zu wappnen. Jede Menge Pasta, Parmesan, Prosciutto, Scampi und Sahne. Das alles wird in eine Auflaufform geschichtet und mit viel Mozzarella überbacken. Wenn Sie eine ganze Portion davon schaffen, kann Sie nichts mehr im Leben umhauen.« Oliver grinst, und mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Wieso habe ich dieses Gericht noch nie gegessen, obwohl ich Stammgast hier bin?
    »Okay, ich riskier’s! Aber nur, wenn Sie gemeinsam mit mir dick werden«, antworte ich und könnte mich im selben Moment ohrfeigen. »Gemeinsam mit mir« und »dick«. Das sind wohl kaum Worte, die bei einem ersten Date fallen sollten.
    »Was halten Sie von folgendem Vorschlag: Wir teilen uns erst den Salat aus frischem Babyspinat mit geriebenem Pecorino und gerösteten Pinienkernen und danach die Pasta.«
    Wow, Oliver Kramer scheint nicht nur ein Genussmensch zu sein, sondern auch in mich und meine Seele schauen zu können.
    »Und ein Glas trockenen Martini vorweg? Oder mögen Sie ihn lieber d’oro?«

    »Lieber trocken.«
    »Ich auch«, lacht Oliver charmant und übernimmt das Bestellen. Ich kann es kaum erwarten, dass der Aperitif serviert wird. Einerseits hoffe ich, dadurch meine Nervosität etwas mindern zu können, andererseits soll er der Startschuss für meine Beichte sein.
    »Wie lange wohnen Sie schon in Eimsbüttel?«, fragt Oliver und reicht mir das Körbchen mit warmem, frisch gebackenem Weißbrot. Ich rechne kurz nach, auch wenn die Antwort eigentlich ganz simpel ist.
    »Seit fünf Jahren«, antworte ich. »Und wo wohnen Sie? Irgendwo hier in der Nähe?«
    Oliver erzählt mir von einer kleinen Wohnung in Uhlenhorst.
    »Nichts Besonderes, Rotklinker-Nachkriegsbau, zweieinhalb Zimmer.«
    »Uhlenhorst, wie nett. Nobler Stadtteil«, werfe ich ein.
    Endlich stehen die beiden

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