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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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einem Strang ziehen.«
    Ich soll mit Menschen, die ich nicht kenne und auch nicht näher kennenlernen will, gemeinsam an einem Strang ziehen? Dieser Morgen hat es wirklich mächtig in sich.
    »Die Daten für Ihre PowerPoint-Präsentation können Sie mir ja mailen. Schaffen Sie das bis Freitag zehn Uhr?«
    In meiner Leitung klopft tatsächlich jemand an, meine Herzfrequenz erhöht sich augenblicklich. Ob das Franca ist?
    »Ja, mach ich. Schönen Tag noch, Frau Hardeland«, antworte ich und lege auf, ohne ihren Gruß abzuwarten. Ich hoffe, sie hat nicht noch lebenswichtige Dinge gesagt, während ich schon versuche, mittels eines dafür vorgesehenen Knopfes das andere Gespräch entgegenzunehmen.
    »Guten Tag, meine Name ist Schulze-Knurrhahn, und ich rufe aus Gera an …« Der Rest des Callcenter-Geschwafels zieht an mir vorbei - ich halte einfach den Hörer von meinem Ohr weg. Eine Minute später erkläre ich höflich:
    »Nein danke, ich möchte kein Abo der Zeitschrift Ich und mein Jagdgewehr , denn ich bin Pazifist.« Dann lege ich auf.

    Danach denke ich noch einmal über das Telefonat mit meiner Lektorin nach. Was in drei Gottes Namen hat sie mit PowerPoint-Präsentation gemeint? Und worüber soll ich eine geschlagene Viertelstunde reden? Von meinem Buch existieren gerade mal drei Kapitel, und die hat Frau Hardeland als »zu routiniert« bezeichnet.
    Ich schätze, ich habe da ein Problem!
     
    »So, jetzt erzähl mir in aller Ruhe, was los ist«, bittet mich Dominic, nachdem wir uns beide am Tresen des BOK-Imbisses in Ottensen Soi Sam mit Gemüse bestellt haben. Unter normalen Umständen würde ich mich am Anblick der vielen hübschen jungen Frauen erfreuen, die hier zu Mittag essen. Doch heute liegt mir ein wichtiges Thema auf dem Herzen - da bleibt keine Zeit für so was.
    Ich erzähle vom Speed-Dating und von Franca.
    Dominic hört mit einer solchen Intensität zu, wie es vermutlich nur Therapeuten oder Mütter können.
    »Das klingt ja, als sei diese Franca eine echte Traumfrau«, konstatiert er und steckt sich eine riesige Portion Krupuk in den Mund.
    Soll ich ihm sagen, dass sein Kinn ein wenig glänzt?
    »Also, ich fasse mal eben kurz zusammen: Diese Franca ist schön, intelligent, selbstsicher, eloquent, witzig, charmant, sexy, warmherzig, ein Genussmensch und so etwas wie dein weibliches Alter Ego. Unabhängig, abenteuerlustig, offenbar ein bisschen bindungsunfähig …«
    Beim letzten Wort schnürt sich etwas in mir zusammen. Ich trinke hastig meine Bionade mit Quitte-Geschmack (ultralangweilig, bestelle ich nie wieder!).

    »Alles in allem scheinst du der perfekten Frau begegnet zu sein. Wo liegt also bitte dein Problem?«
    Ich schlucke. Habe ich gesagt, ich hätte ein Problem?
    Dominic - scheinbar beflügelt von der fettigen Vorspeise - kommt jetzt so richtig in Fahrt.
    »Mann, Oliver, dass ich das noch mal erleben darf. Der einsame Wolf trifft auf die einsame Wölfin und ist verliebt. Ich bin echt gespannt, wie es mit euch weitergeht.«
    Ich auch !
    Was geschieht eigentlich mit einsamen Wölfen, wenn sie sich paaren? Das muss ich nachher unbedingt googeln.
    »Ich fürchte, es gibt da einen kleinen Haken an der Sache. Um genau zu sein, vielleicht sogar zwei.«
    »Und die wären?«
    »Nummer eins: Ich habe Franca ein totales Lügenmärchen aufgetischt. Ich habe ihr erzählt, ich sei alleinerziehender Vater einer sechsjährigen Tochter und außerdem geschieden. Meine Exfrau lebt in irgendeinem buddhistischen Kloster und findet sich dort selbst. Und bis es so weit ist, entzieht sie sich der gesamten Welt und möchte nicht, dass irgendjemand ihre Adresse kennt.«
    »Was für eine Mutter tut denn so etwas?«, fragt Dominic entsetzt.
    »Hallo? Jemand zu Hause? Das ist doch alles Fiktion!«
    »Äh, ach so, ja«, antwortet mein Freund zerstreut, denn nun wird das Soi Sam serviert. »Aber hättest du dir nicht eine etwas realistischere Geschichte überlegen können? Oder besser gefragt: Wieso hast du ihr überhaupt
diesen Unsinn erzählt? Das hast du doch gar nicht nötig.«
    Ich erkläre Dominic geduldig, dass das Speed-Dating ein Experiment für meinen Ratgeber sein sollte. Konnte ja kein Mensch ahnen, dass ich ausgerechnet dort meine Frau fürs Leben treffen würde.
    Fürs Leben? Ich erschrecke kurz angesichts dieses Gedankens. Aber nur kurz.
    »Und was ist Haken Nummer zwei?«
    »Sie hat keine Zeit, mich zu sehen.«
    »Und warum nicht?«
    »Angeblich hat sie so viel zu tun. Muss auf Geschäftsreisen,

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